Vom Top-Winzer bis zum Spitzenkoch: Sie alle füllen das Wein-Mischgetränk jetzt ab und liefern den Spritzer to go für den Sommer.
Er gilt als Lieblings-Longdrink der Österreicher und gerade im Sommer ist er Synonym für unkomplizierten, erfrischenden Trinkspaß. Die Rede ist natürlich vom G'Spritzen, den man auch unter Weißer Spritzer oder schlicht Spritzer kennt.
»Man bringe den Spritzwein!« brachte es einst der Wiener Altbürgermeister Michael Häupl auf den Punkt und während der Corona-Pandemie war das bei vielen Winzern Programm. Denn immer mehr Betriebe launchten nach und nach ihre eigenen Spritzer-Fläschchen und trafen mit dem Ready-to-Drink-Angebot genau den Nerv der Zeit. Denn während ganz Österreich das Social Distancing lebte und Spazierengehen zum Zeitverteib Nummer eins avancierte, waren die praktischen Spritzer-Flascherln (egal ob online bestellt oder beim Automaten mitgenommen) gern gesehene Gesellschaft in den Jutebeuteln und Rucksäcken.
Ähnlich wie beim Comeback des Doppler setzen die Weinbauern nun auch bei ihren premixed Spritzer-Kreationen auf Qualitätswein und halten sich streng an den Spritzer-Paragraphen im Weinbaugsetz. Demzufolge muss ein G'Spritzer aus mindestens 50 Prozent Wein und daneben aus höchstens 50 Prozent Soda- oder Mineralwasser bestehen. Beim Kremser Spitzenwinzer Urban Stagård kommen für seinen Organic Spritzer beispielsweise natürlich spontan vergorene Bio-Weine in die 0,33 Liter-Glasflasche. Spritzer in Fläschchen findet man mittlerweile auch quer durch alle Weinbaugebiete. Beim Weingut Hauser anno 1555 kommt natürlich – wie sollte es im Weinviertel anders sein – Grüner Veltliner in die Mischung, während die Domaine Pöttelsdrf im Weinbaugebiet Rosalia auf modern interpretierte Historie in Anlehnung an die Monarchie setzt und ihren G'Spritzten Franzl nennt. Die Spritzer-Welle surfen aktuell aber nicht nur Winzer, mit Toni Mörwald und seiner jüngst präsentierten Premium-Spritzer-Edition (erhältlich unter anderem in der Markthalle und im Kochamt) hat sich auch ein Spitzenkoch aufs spritzige Terrain begeben.
Um aber im Burgenland zu bleiben: Hier schrieb die Landwirtschaftskammer zu Sommerbeginn 2021 erstmals einen eigenen Wettbewerb unter dem Titel »Best of Spritzerflascherl Burgenland« aus. Die 50 eingereichten Produkte von 34 burgenländischen Betrieben wurden von einer Jury – unter anderem mit der Burgenländischen Weinkönigin Susanne I., Weinbaupräsident Andreas Liegenfeld, ÖWM-Prokurist Christian Zechmeister und Nikolaus Berlakovich, Präsident der Bgld. Landwirtschaftskammer – verkostet und bewertet. Darüberhinaus wurde ein Publikumssieger per Online-Voting ermittelt.
Auch wenn der G'spritzte vorwiegend mit fehlerfreien – das Soda verstärkt jeden Fehlton – leichten Weißweinen aus Rebsorten wie Grüner Veltliner, Weißburgunder, Welschriesling oder Gemischter Satz gemischt wird, geht der Trend auch bei den Spritzer-Flascherl in Richtung Rosé. So hat zum Beispiel die südsteirische Domaines Kilger einen pre-mixed Rosé-Spritzer im Sortiment.
Doch nicht nur der Inhalt stößt bei Spritzer-Fans auf großen Zuspruch, auch optisch machen die Fläschchen was her. Bei der Etikettengestaltung zeigen sich die Winzer besonders kreativ und manche Fläschchen sind richtige Augenschmäuse. Und einen weiteren Vorteil hat der fertig gemischte G'spritzte: Es gibt keine Diskussion mehr darüber, was nun zuerst ins Glas kommt, das Wasser oder der Wein. Diese Philosophiefrage hat mitunter schon für hitzige Steitgespräche gesorgt, da kommt ein Spritzer-Flascherl zur Erfrischung doch gerade recht.
