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Jahrgang 2018: Was für ein Jahr!

Nachdem die Schweizer im letzten Jahr vom Frost heimgesucht wurden, scheint der Jahrgang 2018 all das wiedergutzumachen. Die heissen Temperaturen im ­Sommer sorgten für ein einzigartiges Weinjahr.

Ganz Europa ächzte unter den hohen Temperaturen in diesem Sommer. In der Schweiz stiegen die Werte im landesweiten Mittel sogar zwei Grad über die Norm, was den vergangenen Sommer zum drittwärmsten seit Messbeginn im Jahr 1864 machte. Nur der legendäre Hitzesommer im Jahr 2003 und jener im Jahr 2015 waren noch wärmer. Zudem lag der Regendurchschnitt 37 Prozent unter dem der Jahre 1981 bis 2010, vermeldete Meteo Schweiz. Extreme Bedingungen, auch für ein Weinjahr. «Uns machte der fehlende Regen zu schaffen, und wir mussten unsere Rebberge mit knapp 1,2 Millionen Liter Wasser versorgen», berichtet Winzer Erich Meier vom Zürichsee.
Vor allem in den Steillagen und in Rebparzellen mit sehr alten Rebstöcken fehlte aufgrund der geringen Niederschläge das Wasser, erzählt er uns, schliesslich verbrauche ein Rebstock bis zu acht Liter pro Tag. Grundsätzlich ist Meier dieses Jahr aber äusserst positiv gestimmt. Für ihn war diese Ernte besonders wichtig, denn wie viele Winzer in der Schweiz hatte er im letzten Jahr mit immensen Ernteausfällen aufgrund des Spätfrosts zu kämpfen. Meier verlor knapp fünfundachtzig Prozent seiner gesamten Ernte, dieses Jahr sieht es anders aus. «Mit der Menge sind wir sehr zufrieden, und wir durften dieses Jahr perfekte Trauben ernten», erzählt Meier. Vor allem die roten Sorten seien aufgrund der hohen Temperaturen perfekt ausgereift. Die physiologische Reife war in diesem Jahr schon Ende September erreicht, worauf einige kalte Nächte folgten. Dann wurde geerntet, sodass die Zuckerwerte nicht übermässig hoch waren und der Alkoholgehalt angemessen sein wird.

Verdopplung in der Menge

Aus den wenigsten Regionen sind bislang genaue Zahlen hinsichtlich der Erntemengen verfügbar. Im Kanton Waadt spricht man von knapp 30 Millionen Litern Most, der in diesem Jahr produziert wurde, davon 72,3 Prozent Weisswein. Auch hier ist man dank der sehr guten Reife von einem grossen Jahrgang überzeugt. Peter Märki, Geschäftsführer des Weinbauzentrums Wädenswil, rechnet für die Deutschschweiz mit einer Verdoppelung der Erntemenge im Gegensatz zum frostgeplagten Vorjahr.
«Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keine definitiven Zahlen zur Menge, weil aufgrund der günstigen Witterung noch einige Trauben hängen. Dieses Jahr ist prädestiniert für beispielsweise Trockenbeerenauslesen. Dennoch lässt sich bereits mit Blick auf das Zehnjahresmittel abschätzen, dass es ein überdurchschnittliches Jahr hinsichtlich der Menge sein wird», berichtet Märki.

Segen durch Regen

Auch im südlichsten Weinkanton der Schweiz, dem Tessin, ist man guter Dinge. Paolo Visini von der Cantina Kopp von der Crone in Lugano berichtet von einem herausragenden Rebjahr. «Mit Blick auf die letzten zehn Jahre kann man in diesem Jahr getrost vom besten überhaupt sprechen», erzählt er uns. Die Traubenqualität sei sehr gut gewesen, die Tannine bei den Merlots besonders gut ausgereift und die Farbe ausserordentlich. Die Jungweine im Keller sind seiner Ansicht nach sehr vielversprechend. Die Tessiner Winzer hatten im Gegensatz zu jenen in der Deutschschweiz nicht mit Wassermangel zu kämpfen. Regenfälle im Frühjahr sorgten für eine ausreichend hohe Wasserversorgung, sodass keine Bewässerung nötig war. Einige seiner Tessiner Kollegen wurden jedoch von Hagel heimgesucht, was Visini glücklicherweise erspart blieb.
Genügend Regen gab es laut dem Generaldirektor von Provins, Raphaël Garcia, auch im Wallis. Deshalb war der intensive Sommer für die Rebstöcke sehr gut zu bewerkstelligen. Geerntet wurden knapp 50 Millionen Kilo Trauben. Ein Trostpflaster für das letzte Jahr, in dem die grösste Genossenschaft der Schweiz ebenfalls vom Frost gebeutelt wurde. Besonders auffällig war nach Garcia die Erntedauer, denn die lag dieses Jahr bei fünf statt der sonstigen knapp acht Wochen. Mit der Weinqualität ist auch er zufrieden. «So wie es sich bisher absehen lässt, werden die Weine sehr charakterstark sein und man wird die Sonne im Glas förmlich spüren», sagt Garcia.

Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2018

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