Herrlich! Von den Weinbergen der westlichen Valpolicella, hier bei Sant'Ambrogio, fällt der Blick bis zur spiegelnde Fläche des Gardasees.

Herrlich! Von den Weinbergen der westlichen Valpolicella, hier bei Sant'Ambrogio, fällt der Blick bis zur spiegelnde Fläche des Gardasees.
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Satte Fruchtigkeit: Die besten Amarone und Recioto 2023

Guter Amarone wärmt Herz und Seele. In den kalten Wintermonaten bereitet dieser füllige, mit satter Frucht und feinem Tannin ausgestattete Rote aus dem Valpolicella besonderen Genuss. Und als Begleiter zu Hirsch, Reh oder Geschmortem ist er einfach himmlisch.

Einst beeindruckte Amarone durch Kraft und Üppigkeit. Nun erkennen immer mehr Erzeuger, dass allein damit kein Staat mehr zu machen ist. Auch unsere Verkostung ergab, dass der Trend immer mehr zu Saftigkeit, Trinkigkeit und frischer Frucht geht. Das ist überaus erfreulich.

Genau genommen ist Amarone kein eigener Wein, sondern eine Variante des Valpolicella, des klassischen Weines dieser Täler. Beide entstehen aus den gleichen Traubensorten: Corvina, Corvinone und Rondinella. Vor der Hauptlese für den Valpolicella werden die lockerbeerigsten Trauben ausgelesen. Auf Strohmatten, Maschendraht oder Holzkistchen, die heute immer öfter durch Kunststoff ersetzt werden, lagern die Trauben bis Januar in gut belüfteten Trocknungsräumen. Während der Trocknung verlieren die Trauben über ein Drittel ihres Gewichts, die Zuckerkonzentration steigt. Bis zu 12 Gramm Restzucker darf ein Amarone haben. Was auf den ersten Blick nach viel klingt, ist sensorisch nicht so feststellbar. Auch weil das kräftige Tannin einen gewichtigen Gegenpart spielt. In der Regel bewegen sich die Spitzenamarone aber in weit trockenerem Gefilde um 5 Gramm. Deutlich über 100 Gramm Restzucker hingegen, hat der Recioto della Valpolicella, ein richtiger Süßwein. Das Spannende am Recioto ist das Spiel zwischen Restsüße und Tannin, das bei exzellenten Reciotos ein großartiges Genusserlebnis bringt.

ZUM GANZEN TASTING

Amarone Riserva

Dichtes, funkelndes Rubin, leichter Granatrand. Vielschichtig und konzentriert in der Nase, zeigt zunächst leicht würzig-harzige Noten nach Waldheidelbeeren, etwas Rauch und Lakritze, dann viel Dörrpflaume, balsamisch, getrocknete Feige. Stoffig und dicht in Ansatz und Verlauf, viel zupackendes, griffiges Tannin, eingebettet in schönen Schmelz, hat sich toll zusammengefügt nach einem Jahr, lange.
Dunkel leuchtendes Rubinrot. In der Nase zunächst stark getoastet, nach kaltem Rauch, dann helles Malz, reife Waldbeeren, im Nachhall dezent nach Siegellack. Am Gaumen mit floralem Kern, umgeben von dunkler Beerenfrucht und griffig-herzhaftem Tannin, sehr druckvoll, ausdrucksstark, feuriges Finale.
Sattes, dunkles Rubin mit granatrotem Rand. Elegantes Bukett von kleinen Waldbeeren und Rosenblättern, unterlegt von feiner Kräuterwürze und etwas Unterholz. Am Gaumen balanciert, mit konzentrierter Frucht, tollem Säurenerv, engmaschigem, festem Tannin und sehr gut integriertem Alkohol, kraftvoll, aber elegant bis in den lange anhaltenden Abgang.

Gebietsprofil

die Sorten
Die wichtigsten Sorten sind Corvina, Corvinone und Rondinella. Für die Erzeugung von Amarone werden die lockerbeerigsten Trauben kurz vor der Vollreife geerntet, in Kistchen bis Dezember oder Januar getrocknet und dann weiter mit hohem Mostgewicht verarbeitet. 

das Gebiet
Amarone entsteht im Valpolicella, dem Weinbaugebiet westlich und östlich von Verona. Zentren sind die Orte Sant’Ambrogio, Fumane, San Pietro in Cariano, San Floriano, Pedemonte, Marano und Negrar. Diese Täler und Orte bilden die »Classico«-Zone. Östlich von Verona schließen das Valpantena und die Täler von Mezzane und Illasi an.

Amarone

Glänzendes Rubin, funkelnd, leicht aufhellender Rand. Sehr klar und präzise in der Nase nach fein gereifter Kirsche und Zwetschke, Blutorange, etwas Waldhimbeere, Kerzenwachs, feine Würze. Griffiges, sehr feinmaschiges Tannin, hat sehr gute Spannung, geschliffen und lange saftig, im Ausklang klare Frucht.
Dunkles, finsteres Rubinrot. In der Nase alte Schule, nach Haselnüssen, Rosinen, Rosmarin, Edelholz, Marzipan, satten Kirschen und einem Hauch gedörrter Pflaumen. Am Gaumen edler Säurenerv, dazu geschliffene Frucht, sehr herzhaft, ausgewogen, wirkt noch sehr jung, kommt in vielen Schichten, ein Monument.
Dunkles Rubin mit schmalem Rand. Einprägsame und klare Nase, zeigt zunächst leicht würzige Noten nach Kardamom, dann viel frische Zwetschke, dunkle Kirsche, etwas Heidelbeere, alles schön vermengt. Gleitet am Gaumen geschmeidig dahin, präsente, saftige Frucht, gepaart mit feinmaschigem Tannin, fest und stoffig, im Finale langer Nachhall.

Recioto

Dunkles, tiefes Rubinrot. In der Nase enorm komplex, Noten von reifen Kirschen, Holunderbeeren, Brombeeren, Pflaumen, dazu helle Würze, Zimt, Nelken, Assamtee. Am Gaumen mit enorm viel Süße, geprägt von leichtfüßigem Körper, fließt ölig über die Zunge, enorme Länge und Finesse, ein Wein für die Ewigkeit.
Tiefdunkles Violett. In der Nase enorm fruchtbetont, viel Zwetschke und gedörrter Pfirsich, Kirschsaft, dazu edle Würze. Am Gaumen mit viel Saftigkeit und schöner Säure, dazu auch packendes Tannin, wirkt aktuell noch sehr jung, kann verlässlich viele Jahre lagern und reifen.
Tiefdunkles, sattes Rubin mit schwarzem Kern. Dunkle Waldhimbeeren, dazu Dörrpflaumen, dann etwas schwarze Trüffel, gute Komplexität. Spannend auch am Gaumen, zeigt satte dunkle Beerenfrucht, nach Cassis und Brombeerlikör, lange und mit viel Schmelz.

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Erschienen in
Falstaff Nr. 10/2023

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Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
Simon Staffler
Simon Staffler
Head Of Tastings Falstaff Italien
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