© IGNIV

Silvio Germann: Auf Sterne-Kurs

Silvio Germann hat  als Chefkoch im «Igniv» schon in jungen Jahren seinen ersten Stern erkocht. Und mit Andreas Caminada einen namhaften Förderer an seiner Seite.

An Leidenschaft fehlte es Silvio Germann damals nicht, ebenso wenig an Motivation und Einsatzwillen. Doch sein Alter – Silvio Germann war damals 25 – entpuppte sich als Knacknuss. Denn als der Bündner Dreisternekoch Andreas  Caminada seinem Chef de Partie von der Idee eines neuen Sharing-Dishes-Konzeptes erzählte, meinte dieser: «Das wäre genau dein Ding, leider bist du noch etwas zu jung.» Alter hin oder her – Silvio Germann war Feuer und Flamme. Bereits am nächsten Morgen ging er zu seinem Chef und meinte: «Ich möchte es versuchen.» Caminada schickte seinen Jungkoch auf Reisen, damit dieser in Spanien oder etwa Schweden in die Kochtöpfe von Spitzenköchen schaute. Und inspiriert und mit neuen Ideen heimkehrte. Zurück in der Ostschweiz, begann für den gebürtigen Luzerner ein spannendes Abenteuer, das er mitgestalten konnte. Sei es beim Namen des neuen Lokals oder bei der Entwicklung der Gerichte, überall waren Germanns Inputs gefragt. Ende 2015 eröffnete das «IGNIV by Andreas Caminada» im Grand Resort Bad Ragaz und schlug ein wie eine Bombe – denn kaum ein Jahr später folgte der erste Michelin-Stern.
Die Gäste schätzen das kulinarische Angebot ebenso wie die entspannte Atmosphäre mit Lounge-Charakter. Auch das Gerichte «sharen» kommt an. Serviert werden bei einem Drei- oder Viergängemenu mehrere Platten, Schälchen und Teller mit circa 20 verschiedenen Kreationen, etwa Zander mit Rande und Grapefruit zur Vorspeise, ein geschmortes Kalbsbäggli mit Haferwurzel zum Hauptgang und eine geeiste Matchakugel mit Banane und Yuzu zum Dessert. Worauf der Chefkoch bei der Entwicklung der Gerichte achtet: Saisonalität und Abwechslung zu bieten. Für Silvio Germann ist der grosse Erfolg in jungen Jahren kein Grund, abzuheben: «Was mir wichtig ist: Dass ich jeden Tag gerne zur Arbeit komme. Die Stimmung im Team ist gut, Service und Küche harmonieren, was will man da noch mehr? Mal schauen, wo uns die Reise noch hinführt.»

Für Silvio Germann ist klar, dass er im Alter von 28 Jahren noch Luft nach oben hat, seine Rolle als  Führungsfunktion, seinen Kochstil und seine Persönlichkeit weiterentwickeln möchte. Mit Andreas Caminada als Förderer, Mentor und Freund an der Seite, kann es nur in eine Richtung gehen: Vorwärts. «Die Frage ist doch, wie man seine Ziele steckt. Zwei oder drei Sterne erfordern wieder ganz andere Ansprüche als ein Stern. Aktuell geniesse ich es, dass wir unsere Gäste in einer derart unkomplizierten und entspannten Atmosphäre bekochen dürfen.» Gut essen, ja – mit hochwertigen verarbeiteten Produkten sowieso – aber nicht in einem steifem Ambiente. «Auch bei uns zuhause haben wir immer gerne zusammen gegessen, mit Gästen an einer langen Tafel Speisen und Erlebnisse geteilt.» Die Liebe für gutes Essen war schon immer präsent, beruflich hat er die Weichen nun schon früh für eine Karriere in der Schweizer Gastronomielandschaft gestellt. Er hat nach seiner Lehre in Luzern auch Auslandserfahrung gesammelt und unter anderem in Brasilien gekocht. Nun liegt sein Fokus auf der Schweiz: «Ein konkretes Ziel setze ich mir nicht. Ausser vielleicht, irgendwann etwas Eigenes zu haben. Gute Küche, aber gemütlich und unkompliziert sollte es sein.» Vom talentierten Jungkoch dürfte man in Zukunft also noch einiges hören…

Denise Muchenberger
Mehr entdecken
Mehr zum Thema
Rezept
Crazy Funky Fizz
Zu diesem Cocktail passen auch hervorragend Oliven als kleiner Snack.
Von Marcus Philipp