Vegan - oder doch nicht?

Vegan - oder doch nicht?
Shutterstock

Sind Feigen wirklich vegan?

Die Frage, ob Feigen als vegane Lebensmittel einzustufen sind, sorgt für Diskussionen.

Es scheint auf den ersten Blick seltsam, dass es überhaupt eine Frage sein könnte. Schließlich sind Feigen, wie alle anderen Früchte, Pflanzenprodukte und daher grundsätzlich vegan. Der Konflikt entsteht jedoch, wenn man den einzigartigen Bestäubungsprozess der Feige betrachtet: Feigen sind in Wirklichkeit keine Früchte im herkömmlichen Sinne, sondern sogenannte Sykonien, eine Art umgekehrte Blüte. Da die Feigenblüten im Inneren der Frucht verborgen sind, sind sie für die meisten Bestäuber unzugänglich.

Stattdessen hat sich eine komplexe Symbiose zwischen Feigen und einer spezifischen Gruppe von Wespen, den Feigenwespen, entwickelt. Feigenwespen bestäuben die Feigenblüten, indem sie in die Feige hineinkriechen, oft sterben sie dabei im Inneren. Wenn die weibliche Wespe in die Feige kriecht, legt sie ihre Eier und bestäubt gleichzeitig die Blüten. Die sterbenden Wespen werden dann von speziellen Enzymen in der Feige verdaut.

Abhängig von Wespen

Dieser Prozess hat dazu geführt, dass einige Veganerinnen bzw. Veganer argumentieren, dass Feigen nicht vegan sind, da sie in ihrem Reifungsprozess von einem Tier - der Wespe - abhängig sind. Außerdem kann der Körper der Wespe theoretisch in der reifen Feige bleiben, obwohl er in den meisten Fällen vollständig verdaut wird. Einige Veganer sind der Meinung, dass dies den Konsum von Feigen zu einem Akt der Ausbeutung von Tieren macht, was gegen die Prinzipien des Veganismus verstößt.

Andere Veganer argumentieren jedoch, dass der Prozess natürlich und unvermeidlich ist und dass die Wespen nicht gezüchtet oder geopfert werden, um die Feigen zu produzieren. Dieser Standpunkt sieht den Tod der Wespe als einen unvermeidlichen Teil des natürlichen Kreislaufs, nicht als etwas, das vom Menschen ausgenutzt wird. Hinzu kommt, dass die meisten in Supermärkten verkauften Feigen von Sorten stammen, die sich selbst bestäuben können und keine Wespen für ihre Fortpflanzung benötigen. Diese Sorten produzieren sogenannte Partnerlose oder wespenlose Feigen, die definitiv keine Wespen enthalten.

Dieses Detail könnte einen wichtigen Unterschied für diejenigen machen, die Feigen aus ethischen Gründen meiden.

Wie streng sind die Regeln?

Es ist auch wichtig zu beachten, dass die ethischen Standards und Grenzen im Veganismus von Individuum zu Individuum variieren. Während einige strenge Regeln befolgen, sind andere bereit, Ausnahmen für natürliche, unbeabsichtigte Todesfälle zu machen.

Die Feigenfrage wirft auch größere ethische Fragen auf. Wenn das Vorhandensein eines Tieres im Lebenszyklus eines Produkts dieses Produkt nicht vegan macht, wie steht es dann um die zahllosen Insekten, die während der Ernte anderer Früchte und Gemüse getötet werden? Solche Fragen zeigen, dass die Linie zwischen vegan und nicht vegan vielleicht nicht so klar ist, wie wir manchmal annehmen. Am Ende hängt es von der persönlichen Überzeugung jedes Einzelnen ab, ob Feigen als vegan angesehen werden oder nicht.

Und das ist letztendlich ja auch das Ziel des Veganismus - die bewusste Auseinandersetzung mit unseren Ernährungsentscheidungen und den Auswirkungen, die sie auf Tiere, die Umwelt und uns selbst haben.

Redaktion
Mehr zum Thema
Fine-Dining im Europa-Park
Wussten Sie, dass es in Europas größtem Erlebnispark zwei erstklassige Gourmet-Restaurants gibt...
Von Sebastian Späth