Traumstrände wie die Cala Xinxell im Südwesten Mallorcas sind nicht der einzige Grund, warum es immer mehr Reisende hierher zieht. Auch kulinarisch hat die Insel viel zu bieten.

Traumstrände wie die Cala Xinxell im Südwesten Mallorcas sind nicht der einzige Grund, warum es immer mehr Reisende hierher zieht. Auch kulinarisch hat die Insel viel zu bieten.
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Long Weekend Mallorca: Reif für die Kulinarik-Insel

Mallorca – Traumziel für Strand-, Fahrrad- und Golffans. Aber in den letzten Jahren ist die Sonneninsel auch zu einer Destination für all jene geworden, die sich für gute Küche interessieren.

Freitag

Wir beginnen unser Wochenende auf Mallorca mit einem Spaziergang durch die wunderschöne Hauptstadt Palma, ganz viel Kunst und Inselfeeling inklusive.

Hier in Palma findet man Strassen mit Trubel und geschäftigem Leben ebenso wie stille Gassen zwischen alten Häusern. So wie im Viertel Sa ­Gerreria, das an die Rathauszone anschliesst. Früher eher ein ärmlicher und leicht verrufener Stadtteil, ist es heute «aufgeräumter», viel wurde im Viertel restauriert, ein neuer Typ Bewohner ist hinzugekommen und etliche sehr gute Restaurants – wie das Beispiel des Raimundo-Clar-Platzes zeigt. Dort buhlen gleich mehrere angesagte Lokale um Gäste. Und man hat die Qual der Wahl, ob es eher hawaiianisch, japanisch, kanarisch oder mallorquinisch sein soll.

Alles gut, alles empfehlenswert und alles mit Tischen vor dem Lokal, was dem Platz ein besonders lebendiges Flair verleiht. Hier ist «tapeo» vonnöten, das bedeutet, von einem zum anderen Lokal zu ziehen und überall eine Kleinigkeit zu essen. Zunächst gibt’s im «Kasui» eine Avocado vom Robatayaki-Grill mit Joghurt und Chilisauce, dann im «Shaka» ein «Lomi Lomi», Lachs mit marinierten Zwiebeln, Ananas, Ingwer, Koriander und Ponzu-Sauce, und im «La Vieja» einen Taco aus kanarischem Gofio-Mehl mit Ziegenfleisch, Käsepaté und Ananas.

Weiter geht’s am Rathaus vorbei durch Strassen voller Boutiquen mit den neuesten Modetrends und viel Dekorativem. Das schöne Wetter macht dabei Lust auf eine süsse Delikatesse. Wir entscheiden uns für etwas sehr Traditionelles, nämlich für das Café «Ca’n Joan de s’Aigo», eines der ­ältesten Cafés Palmas. Dort wartet das wohl beste Mandeleis der Stadt auf uns. An den Nebentischen sieht man Touristen, aber auch viele ältere einheimische Damen und Familien, und selbst die Altkönigin Sofia kommt ab und an zu Besuch.

Derart gestärkt ist man bereit für etwas Kultur. Wussten Sie schon, dass – in Relation zur Einwohnerzahl – Palma die höchste Galeriendichte in ganz Spanien hat? Interessant ist beispielsweise die Galerie Aba Art Lab der Zwillingsschwestern Maribel und Alejandra Bordoy auf dem Platz vor dem bekanntesten Museum von Mallorca für moderne Kunst, dem Es Baluard. Das Dinner ist schliesslich im «El Txoko de Martín» reserviert, dem Palma-Ableger von Starkoch Martín Berasategui, der mit seinen vielen Lokalen bereits 13 Michelin-Sterne bekommen hat, in Palma aber eher Traditionelles mit Pfiff auftischen lässt.

Samstag

Bei einem Frühstück lernen wir die Insel kulinarisch kennen, essen dann beim «Tapas-König» und fahren weiter ins Landesinnere.

Der perfekte Tag startet mit einem ­perfekten Frühstück: Im «Arrels» in Ca’s Català nahe der Hauptstadt wird man schon morgens direkt am Meer mit fünf opulenten, teils mehrteiligen Gängen verwöhnt. Das reicht von frischen Früchten oder Wurstprodukten, Käse, selbst gemachter Marmelade und eingelegten Anchovis über gefüllte Teigtaschen, Eierspeise mit Trüffel bis hin zu süssen Köstlichkeiten und der beliebten «Ensaïmada». Dazu gibt’s jeweils ein passendes Getränk. Und alles, bis hin zu Sekt und Trüffel, stammt von der Insel oder den ­balearischen Inselschwestern Menorca und ­Formentera – da lernt man quasi bei einem Frühstück alles auf einmal kennen und erhält ganz nebenbei interessante Tipps für den wichtigen Gourmet-Souvenir-Einkauf.

Zurück in Palma wird das mit den kulinarischen Mitbringseln gleich umgesetzt. Es geht in die zentral gelegene, 1951 erbaute Markthalle Olivar, wo samstagmittags sehr viel los ist. Das Ganze ist eine lebendige Mischung aus Verkaufsständen und kleinen Standrestaurants wie dem «Mercat Negre» in der Fischhalle (zu Deutsch «Schwarzmarkt»). Chef Pau Navarro hat ein Faible für die sonst  oft vergessenen Teile jenseits des Filets: Innereien von Fischen werden hier perfekt zubereitet, und seine Tintenfischtentakel in Buttersauce sind ein Gedicht!
Noch etwas «Flor de Sal d’Es Trenc» gekauft, Sobrasada von Can Company und ein gutes Olivenöl, etwa das von Treurer.

Dann wird uns alles zu voll und wir fliehen – zum König. Spanien ist eine Monarchie, also sollte man auch den König besuchen, den Tapas-König von Palma, Igor Rodríguez im «El Bandarra». Den «Titel» trägt er aufgrund seiner zahlreichen ersten Plätze bei Tapas-Wettbewerben in Palma und in ganz Spanien. Probiert wird sein «Xuco». Optisch eine Art Krokette, besteht die Füllung aus gekochtem Fleisch vom auf Mallorca heimischen schwarzen Schwein, Zackenbarsch und einem Aprikosenpüree als kleinem Säureausgleich. Ungewöhnlich, aber auch ungewöhnlich lecker!

Nun sollten wir unseren Mietwagen ­ausnutzen und fahren aufs Land, Richtung Nordosten. Es geht auf einen Berg, nun ja, man könnte auch sagen, einen hohen Hügel in der Inselmitte, denn der Puig de Santa Magdalena bei Inca ist mit seinen 300 Metern Höhe wahrlich kein ­Matterhorn. Oben setzen wir uns gemütlich zu einem späten Mittagessen ins Berglokal und schmausen eine typisch mallorquinische, superzarte Lammschulter, natürlich von einem hiesigen Lamm, die 16 Stunden bei 60 bis 80 Grad in eigenem Sud geschmort hat. Umsonst gibt es dazu den Traumblick übers Land und hinüber zu den Tramuntana-­Bergen. Abends zurück in ­Palma reichen uns ein paar originelle Kroketten in der «Croqueteria», wo es ein Dutzend Varianten gibt, etwa die mit Sobrasada, ­Austern-Seitlingen und menorquinischem Käse oder solche mit Kabeljau, Garnelen und Tintenfisch. Köstlich!

Sonntag

Mallorca besteht ja nicht nur aus Palma, also etwas Proviant mit­genommen und los geht es mit dem Mietwagen entlang der Küstenstrasse zur romantischen, wild zerklüfteten Küste in den Westen. Einen Stopp legen wir am Aussichtspunkt Mirador na Foradada ein. Ein Traumblick erwartet uns dort, wenngleich wir für das Beste noch Stunden zu früh sind. Hier trifft man sich nämlich üblicherweise zum Sonnenuntergang.

Wir fahren weiter nach Deià, einem ehemaligen Künstlerdorf. Bei den Nachfahren des bunten, freigeistigen Völkchens gibt es jetzt mehr Boutiquen als Ateliers. Doch wenn es eigenartig «duftet», dann sollte man sich nicht wundern – das eint die Hippies von gestern und die Freigeister von heute … Schön ist ein kleiner Ausflug runter an die Steinbucht, in das Fischlokal «Ca’s Patró March», wo man, unterm Holzdach ­sitzend, Fisch vom Grill serviert bekommt. Einfach zubereitet, aber super frisch.

Das Mittagessen erwartet uns aber im «Béns d’Avall», das es immerhin schon seit über 50 Jahren gibt, gegründet von den Eltern des aktuellen Besitzers Benet Vicens, der gemeinsam mit Sohn Jaume in der Küche steht und sich seit zwei Jahren über einen Michelin-Stern freut. Gekocht wird mallorquinisch, oft mit französischem Touch und nahezu ausschliesslich mit Bioprodukten aus dem eigenen Garten. Da freuen wir uns schon auf die Bouillabaisse nach altem Familienrezept mit heimischen Fischen, den Gourmet-Garnelen aus Sóller, einer Rouille-Sauce und Safran-Gnocchi. Und das Ganze auf einer Terrasse über dem Meer sitzend.

Verwöhnt von dem freundlichen Serviceteam können wir uns nur schwer lösen, aber wenigstens eine Bodega sollte noch besucht werden. Nur: welche? Die Insel ist voll von national wie international prämierten Weingütern. Da gäbe es die Bodega Ribas, die von der mittlerweile zehnten Generation einer Familie betrieben wird – oder die Bodega Can Majoral, die als erste auf Mallorca den Bioweinanbau betreibt. Die Wahl fällt aber auf die nicht so bekannte Bodega Ramanyà bei Santa Maria del Camí. Die Besitzerfamilie Ramis ist nicht nur überaus herzlich, sie bietet mit ihrem kleinen Privatmuseum auch einen Blick zurück in die Geschichte. Auf dem Weg zurück nach Palma sollte man aber unbedingt noch einen kurzen Zwischenstopp im «Sa Sini» in Santa Maria einlegen. Die Kuchen von Hausherrin Andrea ­Terrades sind legendär – der perfekte Abschluss eines tollen Wochenendes auf Mallorca!


Restaurants & Co.

Kasui
Plaça Raimundo Clar 6, 07002 Palma
kasuirestaurante.com

Shaka
Carrer de l’Hostal de Santanyí/Ecke Plaça ­Raimundo Clar, 07002 Palma
shakamallorca.com

La Vieja de Jonay Hernández
Plaça Raimundo Clar 11, 07002 Palma
lavieja.net

Ca'n Joan de S'aigo
Carrer Ca’n Sanç 10, 07001 Palma
canjoandesaigo.com

El Txoko de Martín
Plaça del Pont s/n, 07014 Palma
eltxokodemartin.com

Arrels
Passeig de Illetas 7, 07184 Calviá (Illetas)
T: +34 971 402511, restaurantearrels.com

Mervat Negre
Stand 6 a, Plaça de l’Olivar, 07002 Palma

El Bandarra
Carrer de Can Brondo 5, 07001 Palma
elbandarrapalma.com

Puig de Santa Magdalena
Carretera de Santa Magdalena, 07300 Inca

Sa Croqueteria
Carrer de Julià Alvarez 12, 07004 Palma
sacroqueteria.com

Ca's Patró March
Carrer Sa Cala 16, 07179 Deià

Béns d'Avall
Carretera de Deyá, Km. 56, 07100 Sóller
bensdavall.com

Sa Sini
Plaça Hostals 20, 07320 Santa Maria del Camí
ellersasini.net

Bodega Ramanyá
Cami des Coscois 16, 07320 Santa Maria del Camí
bodegaramanya.com

Hotels

Can Beneit
Camí de Binibona, 07314 Binibona,
fincacanbeneit.com

Ljs Ratxó
Cami de Son Net s/n, 07194 Puigpunyent
ratxo.com

Can Bordoy
Carrer del Forn de la Glòria 14, 07012 Palma
canbordoy.com

Kultur & Co.

Aba Art Lab
Plaça de la Porta de Santa Catalina 21 b, 07012 Palma,
abaart.com

Es Baluard
Plaça de la Porta de Santa Catalina 10, 07012 Palma
esbaluard.org

Mirador na Foradada
Carretera de Valldemossa, Km. 65, 07179 Deià


Erschienen in
Falstaff Nr. 04/2022

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Martina Zender
Autor
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