© Shutterstock

Bordeaux: Feuer unter Kontrolle – doch die politische Aufarbeitung glimmt

Über 20.000 Hektar Wald sind verbrannt – immerhin scheint sich der Schaden für den Weinbau in Grenzen zu halten.

Am 12. Juli brachen westlich und südwestlich von Bordeaux zwei große Feuer aus – Falstaff berichtete – es dauerte rund zehn Tage, bis die Ausbreitung der Flammen von den Feuerwehren gestoppt werden konnte. Da sich einer der beiden Großbrände dem Anbaugebiet von Sauternes bis auf wenige Kilometer genähert hatte, waren im Gebiet Befürchtungen aufgekommen, dass die Trauben aus den westlichsten Weinbergen des Anbaugebiets von Rauchgeschmack betroffen sein könnten.

Sauternes ist mit dem Schrecken davongekommen

Diese Befürchtung hat sich zum Glück nicht bewahrheitet, wie mehrere Weingüter Falstaff gegenüber bestätigten. Auch die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchs, so ließ die Präfektur verlauten, dürften für die Bewohner der betroffenen Regionen sehr begrenzt sein. »Das Schlimmste dürfte vorbei sein, zum Glück haben wir bislang keine Schäden festgestellt«, zog die Mitarbeiterin eines klassifizierten Sauternes-Châteaus ein erstes Resümee. »Das große Feuer ist gelöscht, allerdings brechen hier und dort immer wieder kleine Brandherde aus.«

Angesichts einer betroffenen Fläche von fast 14.000 Hektar ist es kein Wunder, dass der Brand nur schwer unter Kontrolle zu bekommen war und nicht auf einmal gelöscht werden konnte. Alleine bei Landiras unweit Sauternes’ wüteten die Feuer in einem Gebiet mit einem Umfang von 66 Kilometern. Da das warme und trockene Wetter anhält – im ganzen Monat Juli fielen in Bordeaux nur drei Millimeter Regen – bleibt die Brandgefahr hoch, kleinere Feuer im Gebiet von Blaye konnten zum Glück in den letzten Tagen rasch unter Kontrolle gebracht werden. Mindestens bis zum kommenden Wochenende (6./7. August) soll es den Vorhersagen zufolge weiter trocken bleiben.

Die politische Aufarbeitung?

Mit dem Beginn der Aufräumarbeiten und nachdem die meisten Evakuierten in ihre Häuser zurückkehren konnten, beginnt nun auch die politischen Aufarbeitung. Emmanuel Macron war zum Höhepunkt der Brände vor Ort und versprach vor allem, dass der französische Staat den Wiederaufbau von zerstörten Gebäuden und die Wiederaufforstung der Wälder garantiere. Macron sagte, dass die Arbeiten unverzüglich beginnen würden und sprach von einem grand chantier national – also eine »großen nationalen Baustelle«. Macron machte aber auch klar, dass beim Wiederaufbau von Häusern und Wäldern schärfere Regeln gelten sollen – solche, die der gewachsenen Wahrscheinlichkeit von Umweltereignissen Rechnung tragen. Unweigerlich fühlt man sich bei dieser Reaktion an die Hochwasserkatastrophe an der Ahr erinnert, die ebenfalls neue Bebauungspläne nach sich zog und beispielsweise den Wiederaufbau mancher Gebäude direkt am Fluss untersagt.

Derweil ist auch die Debatte über die Ursachen lanciert. Die Tages-Zeitung Sud Ouest druckte eine Statistik des bei der Europäischen Kommission angedockten »European Forest Fire Information System« EFFIS ab, aus der man die Summe der in Frankreich jährlich bei Waldbränden verlorenen Flächen ersehen kann. Die Zahlen seit 2008 zeigen seit 2016 eine dramatische Zunahme der Flächenverluste – in einem Ausmaß, das es als sehr unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass es sich um eine zufällige statistische Fluktuation handelt.

Die Grafik der Waldbrände in Frankreich ist Eigenbau nach Zahlen von EFFIS.
© EFFIS
Die Grafik der Waldbrände in Frankreich ist Eigenbau nach Zahlen von EFFIS.
Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
Mehr zum Thema