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Der Tag der Kartoffel: Der Erdapfel-Blues auf dem Viktualienmarkt

Pell-, Salz, Ofenkartoffel – alles langweilig? Nicht, wenn man seine Patate kennt, sagen Theo Lindinger und Dominik Klier von »Caspar Plautz«. Im Interview erzählt Lindinger, wie man mit der Pflanze wieder warm wird.

Seit 2017 stehen Dominik Klier und Theo Lindinger unter der gelb-weißen Markise auf dem Viktualienmarkt und verkaufen Kartoffeln. Ihr Stand: »Caspar Plautz«. Ihre Mission: Der Erdapfel-Gospel. Im Jahr kommen sie auf über hundert verschiedene Sorten. Außerdem bieten sie jede Woche eine »KDW« an, eine Kartoffel der Woche, die mit saisonalen Zutaten zubereitet wird. Oft auch von befreundeten Köchinnen und Köchen aus der Spitzengastronomie.

 

Falstaff: Theo Lindinger, wie sind Sie zur Kartoffel gekommen?

Lindinger: Man muss eher sagen: Die Kartoffel ist zu mir und meinem Partner, Dominik Klier, gekommen. Wenn man einen Stand am Viktualienmarkt übernehmen möchte, dann wird einem vorgegeben, was man verkaufen darf. Unser Stand war seit Gründung nach dem Krieg ein Kartoffelstand. Deshalb war klar: Wir müssen Kartoffeln verkaufen.

Wie sind Sie mit der Patate warm geworden?

Wir wussten anfangs eigentlich nichts über die Kartoffel. Dann haben wir halt herumgefragt: Oma, Mama, Freunde, habt ihr besondere Kartoffelrezepte? Was schmeckt gut? Außerdem mussten wir die Pflanze erstmal kennenlernen.

Wie stellt man sich bei einer Pflanze vor?

Wir haben es mit Kochen versucht. Das hat auch ganz gut geklappt. Aber vor allem hat geholfen, dass wir uns viel mit Bauern unterhalten haben, die Kartoffeln anbauen. Von denen haben wir einen Einblick in die Sortenvielfalt bekommen.

Mittlerweile kennen Sie sich aus. Für einige Sorten haben Sie auch Spotify-Playlisten erstellt, mit Liedern, die nach dem Charakter der jeweiligen Kartoffel klingen. Deshalb frage ich mich: Welche Kartoffel koche ich für ein Date?

Für ein Rendezvous? Auf jeden Fall eine französische: Cherie. Die ist cremig, zart, außen rot wie die Liebe, innen von einem kräftigen Gelb.

Und wenn die Schwiegereltern zu Besuch kommen?

Ganz klar: die Allianz. Die ist verlässlich, aber kräftig im Geschmack.

Wenn man seinen Jugendfreunden beweisen will, dass man immer noch cool ist?

Andengold. Die ist außen fast lila und innen hat sie ein Gelb, das an eine Mango erinnert. Wenn man die auspackt, macht man Strecke auf der Coolheits-Skala.

Viele Menschen fühlen sich überfordert, wenn es darum geht, vegetarische Gerichte zu kochen. Sie haben hier am Stand regelmäßig fleischfreie Kartoffelgerichte. Wie findet man dafür die Inspiration?

Indem man nicht darüber nachdenkt, was man kochen soll, sondern erstmal schaut, was da ist. Dafür ist ein Markt natürlich der ideale Ort. Da dreht man eine Runde und sammelt sich seine Zutaten zusammen – idealerweise entsteht dann im Kopf schon eine mögliche Kombination. Ich denke, das ist ein Trick, der ziemlich viel erleichtert: Mit dem Angebot der Natur kochen.

Was ist Ihr Lieblings-Kartoffelgericht?

Sauerkraut mit Schupfnudeln. Ich denke, viele Leute wissen gar nicht, dass man die so einfach selbst rollen kann. Aber in meiner Kindheit habe ich das sicher einmal die Woche zusammen mit meiner Mutter gekocht – und es schmeckt immer noch.

Was wünschen Sie der Kartoffel zu ihrem großen Tag?

Dass mehr Menschen ihr Potenzial erkennen. Jede Kartoffelsorte ist anders als die nächste. Diese Vielfalt macht sie besonders, es wäre schön, wenn mehr Leute das wüssten.


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Moritz Hackl
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