Soll noch mal einer behaupten, die französische Küche könnte sich in der bayerischen Hauptstadt, bekanntlich ja die nördlichste Italiens, nicht durchsetzen.
Was Joel Nougier, der aus der Provence stammt, im »L’Hermitage« am Hohenzollernplatz in Schwabing auf den Tisch bringt, ist aller Ehren wert – und das in einem Preis-Leistungs-Verhältnis, das man an der Isar lange suchen muss. Das Drei-Gänge-Menü mit kräftiger Entenlebermousse, saftiger Bressehuhnbrust mit bissfesten, angenehm kräuterig gewürzten Pfifferlingen und einer ausgezeichnet in Süße und Säure ausgewogenen Clafoutis mit Zwetschgen gibt’s für knapp 20 Euro. Und die Portionen sind definitiv reichlich bemessen.
Die Schnecken liegen in dezentem Knoblauchöl auf durchschnittlichem Niveau, herausragend jedoch ist der Kalbskopf, dessen unterschiedliche Fleischtextur ausgezeichnet mit einer frischen, leichten Mayonnaise mit Kapern, Ei und Gurke harmoniert und in einer Sauce daherkommt, die man unbedingt mit Brot restlos auftunken muss. Die Tageskarte ist angenehm reduziert, was der Frische der Produkte zugutekommt. Wenn Gastgeber Manuel Salem nun etwas empfiehlt, was nicht auf der Karte steht, darf man dem Vorschlag bedenkenlos folgen. Die geschmorten Rinderbäckchen sind ein Gedicht, zerfallen quasi auf der Gabel und liegen zusammen mit knackig gegarten Karotten und Zucchini in einer ausgezeichnet gewürzten Sauce auf einem Bett aus sämigem Kartoffelpüree.
Die Weinkarte gefällt, wenn man ein Faible für weniger bekannte Kreszenzen hat, etwa einen 2012er Roero Arneis von Vietti, der selbst den Bäckchen grandios standhält. Der Service ist überaus aufmerksam, freundlich und kundig, das Ambiente modern, aber dennoch gemütlich.
Bewertung
Essen 47 von 50
Service 18 von 20
Weinkarte 17 von 20
Ambiente 9 von 10
Gesamt 91 von 100
L’Hermitage
Hohenzollernplatz 4
80796 München
T: +49 89 36008250
www.restaurant-hermitage.de
(MT)
>>> Weiterlesen: Gourmetguide Deutschland, Teil 7
Aus Falstaff Deutschland 08/14
