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Kennt Luxus keine Krise? Frédéric Rouzaud im Interview

Frédéric Rouzaud leitet als siebente Generation seiner Familie das Champagnerhaus Louis Roederer – eines der letzten, das sich noch in Privatbesitz befindet, un­abhängig von Konzernen und Kapitalgesellschaften.

FALSTAFF: Warum sind derzeit viele Champagner ausverkauft, liegt das an den kleinen Ernten, die die Champagne zuletzt hatte, oder an einer erhöhten Nachfrage? 

Frédéric Rouzaud: Die Lieferengpässe hängen mit der kleinen Ernte des Covid-Jahres 2020 zusammen, aber auch mit der sehr hohen Nachfrage nach Champagner seit dem Ende der Lockdowns Anfang 2021. Im Jahr 2022 hat sich diese hohe Nachfrage fortgesetzt und sogar noch verstärkt.

Frédéric Rouzaud 
leitet als siebente Generation seiner Familie das Champagnerhaus Louis Roederer – eines der letzten, das sich noch in Privatbesitz befindet, un­abhängig von Konzernen und Kapitalgesellschaften. Außergewöhnlich ist bei Roederer auch der Weinbergbesitz: 240 Hektar in 410 Parzellen. 
Etwa die Hälfte dieser Anbau­flächen ist biozertifiziert.
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Frédéric Rouzaud leitet als siebente Generation seiner Familie das Champagnerhaus Louis Roederer – eines der letzten, das sich noch in Privatbesitz befindet, un­abhängig von Konzernen und Kapitalgesellschaften. Außergewöhnlich ist bei Roederer auch der Weinbergbesitz: 240 Hektar in 410 Parzellen. Etwa die Hälfte dieser Anbau­flächen ist biozertifiziert.

Die Londoner Weinbörse Liv-ex berichtete kürzlich über einen Anstieg der Preise für Prestige-Cuvées. Wird der Cristal also früher oder später dem preislichen Vorbild einer Burgunder-Legende wie dem Chambertin folgen?

Es stimmt, dass die Nachfrage nach Jahrgangs-Champagner und Prestige-Cuvées weltweit bei erfahrenen Champagner-Liebhabern steigt. Diese Klientel ist auch in der Lage, Speisen und Weine auf außergewöhnliche Weise zu kombinieren… Daher ist der Vergleich mit dem Chambertin schon gerechtfertigt. Außerdem ist Champagner von Natur aus in der Lage, bemerkenswert lange zu reifen, vor allem bei großen Cuvées wie Cristal. Deswegen haben wir auch das Konzept »Vinothèque« für die Jahrgänge 1995 bis 2000 eingeführt, was sehr erfolgreich war.

Wenn Sie die aktuelle Situation mit der Finanzkrise von 2008 vergleichen, was ist gleich, was ist anders? Kann man sagen, dass Luxus keine Krise kennt?

Es ist immer schwierig, Krisen zu analysieren und miteinander zu vergleichen, aber dies ist offensichtlich das erste Mal, dass Champagner und Luxus im Allgemeinen derzeit nicht nachgeben, obwohl alle makro-ökonomischen und geopolitischen Indikatoren nicht sehr ermutigend sind... Wir werden ja schon bald sehen, was 2023 bringt. Auf jeden Fall war der Champagner noch nie so gut! Zudem hat die Champagne schon vor einiger Zeit einen anspruchsvollen umweltpolitischen Ansatz auf den Weg gebracht, mit dem Ziel, ihre weltweit einzigartigen Terroirs zu schützen und zu bewahren. Die große aktuelle Nachfrage bestätigt uns, dass die Champagne dabei auf dem richtigen Weg ist, dem Weg der Exzellenz und der Verfeinerung ihrer großen, einzigartigen Weine.

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2023

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Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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