»Die Wiener Küche ist wunderbar«

»Die Wiener Küche ist wunderbar«
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Opernball 2023: Die finnische Sopranistin Camilla Nylund im Interview

Camilla Nylund über ihre Liebe zur Wiener Küche und warum man die leichte Muse keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Falstaff: Sie singen heuer erstmals im Rahmen der Eröffnung des Wiener Opernballs – ist es ihr erster Ballbesuch, oder waren Sie schon zuvor am Opernball?
Camilla Nylund: Ich war bereits zwei Mal am Opernball zu Gast, aber es ist das erste Mal, dass ich hier singe. Das Tolle am Wiener Opernball ist für mich, dass hier die Kunst und die Künstler im Mittelpunkt stehen. Und es ist für mich eine große Freude, dass ich gefragt worden bin, ob ich den Ball eröffnen möchte.

Sie werden dabei zwei Lieder aus Operetten vortragen – das ist recht weit weg von ihrem üblichen Repertoire. Eine Herausforderung oder eher eine Fingerübung?
Ich habe bereits in einigen Operetten gesungen, auch in der »Fledermaus« an der Wiener Staatsoper. Und ich liebe es, Operette zu singen, das gehört für mich einfach dazu, vor allem in Wien. Man muss sich darauf auch ganz anders vorbereiten als etwa auf Wagner. Für Lehár braucht man eine gewisse Leichtigkeit und Süße in der Stimme, auch das muss man sich erst erarbeiten. Man darf die leichte Muse auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen – und das finde ich sehr reizvoll.

Sie sind häufig Gast an der Staatsoper. Wann dürfen wir Sie wieder im Rahmen einer herkömmlichen Vorstellung erleben?
Im April als Elsa in »Lohengrin« von Richard Wagner und zu Silvester als Rosalinde in der »Fledermaus«.

Wien ist aber nicht nur stolz auf seine Oper, sondern auch auf seine Kulinarik. Können Sie sich mit den traditionellen Wiener Gerichten auch anfreunden? Was mögen Sie besonders gerne?
Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr regelmäßig in Wien zu Gast und ich finde die Wiener Küche und auch die Wiener Kulinarik wunderbar. Ob Schnitzel oder Tafelspitz, Kaiserschmarrn oder Palatschinken, viele der Gerichte sind zu Recht weltberühmt. Auch die Dichte an hervorragenden Lokalen in der Stadt ist außergewöhnlich. Ob Kaffeehäuser, Gasthäuser oder Restaurants, das Angebot ist unerschöpflich.

Haben Sie eine Lieblingsspeise?
Ich liebe Maroni, und zwar in jeder Form. In Süßspeisen, als Maronireis, in Suppen, zu Wild oder einfach so, Maroni müssen sein.

Sie kommen durch Ihre Engagements in der ganzen Welt herum – welche Küchen schätzen Sie dabei besonders?
Ich probiere alles aus, wenn ich wo hinkomme – man lernt ein Land und seine Menschen ja auch über seine Küche kennen. Neben der österreichischen gehört die japanische Küche zu meinen Favoriten. Aber ich mag natürlich auch italienische und französische Küche außerordentlich.

Und gibt es etwas, das Sie gar nicht mögen?
Surströmming, die in Salzlake eingelegten Heringe, die in der Dose weiter gären! Und auch einige Arten von Innereien. 

Sie sind gebürtige Finnin, wohnen aber seit Langem schon in Deutschland. Gibt es finnische Speisen, die Sie vermissen, weil sie nirgendwo anders zu bekommen sind?
Junge Kartoffeln mit Butter und Hering – die schmecken in Skandinavien einfach besser als überall sonst. Überhaupt finde ich, dass alle Fische und Meeresfrüchte im Norden frischer und besser schmecken als etwa aus dem Mittelmeer. Und auch Obst und Gemüse schmeckt intensiver. Vielleicht liegt das an den kurzen, aber sehr intensiven und hellen Sommern …

Und wie steht es mit Lakritze?
Ja, ich liebe Lakritze, da bin ich eine typische Nordeuropäerin. In Lakritze mit Salmiak und Salz könnte ich mich eingraben.

Nordeuropäer haben auch eine große Bier-, aber bisher kaum eine Weintradition. Was trinken Sie lieber?
Inzwischen Wein, obwohl ein Bier gegen den Durst was Herrliches ist. Aber ich liebe österreichischen Wein. Früher gab es da nur Grünen Veltliner und Blaufränkisch, aber inzwischen ist Österreich ein tolles Weinland geworden, und ich probiere mich durch – Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark, das volle Programm.

Letzte Frage: Kochen Sie lieber selbst, oder lassen Sie sich lieber bekochen?
Ich koche sehr gerne, aber nur, wenn ich Zeit und Muße dafür habe. Ich möchte nicht kochen müssen, sondern dürfen.


Martin Kubesch
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