Wenn Tequila auf Rye oder Scotch auf Gin trifft, erschließen sich ganz neue Geschmacksdimensionen

Wenn Tequila auf Rye oder Scotch auf Gin trifft, erschließen sich ganz neue Geschmacksdimensionen
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Schöne neue Welt: Wie Hybrid-Spirituosen Horizonte erweitern

Der erste Hype um verschiedene Spirituosen-Gattungen, die in einem Produkt vereint werden, ist schon einige Jahre her. Doch die Idee, Kategoriegrenzen mithilfe von Hybrid-Spirits zu sprengen, lebt – und bringt immer wieder Spannendes hervor.

Zuletzt konnte man fast meinen, die Experimentierfreude der Spirituosenhersteller sei ein wenig eingeschlafen, denn was vor Jahren schon als neuer Hype prognostiziert wurde, nämlich das Vermählen diverser Spirituosen zu etwas gänzlich Neuem, schien aus dem Fokus gerückt zu sein. Doch aktuell ploppten wieder einige spannende Experimente auf, die durchaus Potenzial haben.

Tequila küsst Gin

Jüngstes Beispiel liefert der britische Gin-Hersteller Brockmans. Bei seinem neuen, limitierten »Brockmans Agave Cut« trifft Gin auf Tequila. Dabei vereint er zwei Destillationskulturen und Spirituosentraditionen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gin wird mit einem Brand aus der Blaue-Weber-Agave aus dem mexikanischen Bundesstaat Jalisco vermählt und mit Noten von Pink Grapefruit verfeinert. »Das Ergebnis ist eine ungewöhnliche und einzigartige Spirituose, die dem sanften Brockmans Gin eine einzigartige Süße und ein leichtes, exotisches Aroma verleiht«, erklärt Florian Goldegg-Lindenburg, Leitung Marketing & Sales Import beim österreichischen Getränkeimporteur Ammersin. Mit dem Agave Cut zeigt Brockmans, was Gin alles sein kann, und verschiebt die Grenzen dieser Spirituosen-Kategorie. Nennen darf er sich freilich nicht so. Doch damit sind sie nicht die einzigen oder ersten.

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Apfelbrand trifft Botanicals

Schon vor etwas mehr als vier Jahren stellte die in Karlsruhe beheimatete Destillerie Kammer-Kirsch ihren »Black Forest App« vor, eine Spirituose, die durch das Zusammenspiel von Apfelbrand und unterschiedlichen Botanicals entsteht. Als Grundlage dient hierbei ein in traditioneller, zweifacher Destillation hergestellter Apfelbrand, dem nach dem Brennen Beeren und Botanicals zugesetzt werden. Daraus entsteht ein Mazerat aus Apfelbrand und Botanicals, welches nochmals destilliert und daraufhin auf Tonkrügen gereift wird. Auch hier werden die Grenzen des »Gins« auf eine spannende Art neu interpretiert – wenngleich sich auch dieser Hybrid natürlich nicht so nennen darf.

Gin triff Whisky

Recht neu ist eine weitere Innovation, die aus Schottland zu uns schwappte und – wie soll es anders sein – Whisky mit ins (Gin)-Spiel bringt. Der »Nc’nean Botanical Spirit« aus der gleichnamigen Brennerei von der Westküste Schottlands arbeitet mit 10 klassischen Gin-Botanicals, die jedoch nicht in Neutralalkohol eingelegt werden, sondern die auf aus zu 100 Prozent schottischer Gerste gebrannten New-Make treffen. Das ist bei Gin nicht erlaubt, weshalb es auch hier um eine Hybrid-Spirituose handelt, die mit ihrem malzig-fruchtigen Unterton dem Ganzen aber eine spannende neue Dimension verleiht, zumal der Wacholder bewusst dezent eingesetzt wurde, um den übrigen Botanicals und Aromen mehr Raum zu lassen.

Whiskey trifft Mezcal

Mit Whisky kann man aber noch weiter experimentieren, wie der »Ryezcal« beweist. Aus einer alkoholbeseelten Laune heraus kombinierten die Macher von San Cosme und Stork Whisky zuletzt ihre beiden Lieblingsliquids zu einer ebenso witzigen wie aromatisch ungewöhnlichen Spirituose. Im »Ryezcal« trifft Rye Whiskey auf Mezcal, herausgekommen ist dabei ein hocharomatischer Spirit Drink mit kräftig-würzigen und rauchigen Noten, der als Shot genossen werden soll. Spannend allemal, wenngleich für den ein oder anderen Genießer auch nicht ganz unanstrengend. Das Experiment war auf 800 Flaschen limitiert, einige Restbestände sind im Onlinehandel noch zu haben. Für Probierfreudige heißt es also schnell sein – oder auf die nächste hybride Innovation warten. Denn die kommt bestimmt.


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Alexander Thürer
Alexander Thürer
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