Von Fernstreckenabenteuern bis zu Städte-Hopping: Christian Böll, Geschäftsführer des Luxusreiseanbieters »Windrose Finest Travel«, spricht im Interview über die veränderten Reisevorlieben der Deutschen – und die Sehnsucht nach intensiven Erlebnissen in unsicheren Zeiten.
Welche Urlaubstrends zeichnen sich in Deutschland ab?
Wir erleben eine starke Nachfrage auf der Fernstrecke. Der Trend geht zu besonderen Erlebnissen und Rundreisen. Die Menschen wollen Destinationen mit allen Sinnen erleben. In Südamerika gibt es beispielsweise eine erhöhte Nachfrage nach kulinarischen Erlebnissen – aber auch Japan ist zu einer Trenddestination geworden, die so nicht absehbar war. Die Kapazität ist allerdings begrenzt: Reisen um die Kirschblütenzeit, sollte man rechtzeitig planen. In Europa geht der Trend zu Kurztrips und Städtereisen: Florenz, Venedig, Rom, aber auch Sizilien stehen hier im Fokus der Reisenden.
Wie hat sich das Reiseverhalten durch die Pandemie verändert?
Der Buchungsvorlauf ist kürzer geworden. Die Reisenden warten ab – aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus. Das ist nicht mehr nötig und ein Widerspruch zu Preis und Vakanz. Vor der Pandemie waren sechs bis acht Monate Vorlaufzeit bei Fernstreckenzielen normal. Plant man erst drei Monate vorher, sind die besten Hotels ausgebucht oder erheblich teurer. Sich Kurzfristigkeit zu gönnen ist mittlerweile mehr Luxus als Schnäppchen. Trotzdem steigt die Flugnachfrage konstant. Anfang Juli wurden weltweit so viele kommerzielle Flüge wie nie zuvor verzeichnet. Es herrscht ein Gefühl von: lieber jetzt als seine Wunschreise aufzuschieben. Die Pandemie hat uns auch gelehrt, die Zukunft ist nicht immer planbar.
Ist es den Deutschen im Urlaub wichtiger geworden, etwas zu erleben als zu entspannen?
Die Kombination ist stärker geworden. Urlaub wird nicht günstiger und es stellt sich die Frage, wie oft man sich diesen Luxus im Jahr leisten möchte oder kann. Dadurch wächst das Interesse an Reisezielen wie Afrika, die mit einer Kombination aus Strand und Erlebnissen locken, wie Safari-Touren oder den Winelands. Gleiches gilt für Sansibar, Tansania oder Botsuana. Statt auf einfachen Rundreisen, liegt der Fokus auf einem ganzheitlichen, intensiven Erlebnis. Dieses Erleben findet weniger im Sinne von Action statt, sondern durch Naturerlebnisse und Genuss. Sie ermöglichen gleichzeitig einen Einblick in die Kultur.
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