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Weinflaute: Australien mit der kleinsten Ernte seit 23 Jahren

In den Weinbergen Australiens findet sich 2023 ein trauriger Klang ein, der von der kleinsten Weinernte seit 2000 erzählt. Die Winzer:innen des Landes sehen sich mit einem unerbittlichen Wetterphänomen konfrontiert: La Niña.

Das schicksalhafte Zusammenspiel aus kalten Bedingungen, heftigen Regengüssen und verheerenden Überflutungen von La Niña ließ die Traubenpracht schwinden und den Weinfluss auf ein fast historisches Minimum versiegen.

325 Millionen Liter Verlust

In einem düsteren Bericht enthüllt Wine Australia die erschütternden Zahlen einer geschätzten Weintraubenernte von gerade einmal 1,32 Millionen Tonnen für das Jahr 2023. Dies bedeutet einen beispiellosen Einbruch von etwa einem Viertel im Vergleich zum langjährigen 10-Jahres-Schnitt. Mit geradezu schicksalhafter Ironie sind die Winzer Australiens nun mit ihrer geringsten Ernte seit dem Jahr 2000 konfrontiert: ein Verlust von rund 325 Millionen Litern edler Tropfen.

Der Sündenbock für Australiens Weinmisere

Die Schuldfrage für die Weinmisere scheint geklärt zu sein: Das Wetterphänomen »La Niña« (span. »das Mädchen«) folgt als klimatischer Gegenpol meist auf das Phänomen »El Niño« (span. »der Junge«). Dieses Wetterphänomen kehrt alle drei bis fünf Jahre zurück. Als Ergebnis von Globalisierung und des Klimawandels, bringt es kalte Bedingungen und schier endlose Regenmassen in den zentralen und östlichen Tropen des Pazifiks mit sich, die wiederum aufgrund von überdurchschnittlich hohen Luftdruckunterschieden zwischen Südamerika und Indonesien auftreten.

Verhängnisvolle Konsequenzen

Das ganze Jahr über erwiesen sich die Weinbaugebiete des Landes als kalt und nass, während Unwetter die Winzer daran hinderten, ihre kostbaren Weinberge zu betreten, was wiederum zur rasanten Ausbreitung von Krankheiten führte. 2023 war das kälteste Jahr seit 2012 und das nassteste seit 2011, und die geringen Erträge, der hohe Druck von Krankheiten und die verzögerte Reife der Trauben sind die verhängnisvolle Konsequenz. Die Erntezeit in Australien erstreckt sich gewöhnlich von Dezember bis Januar, doch die grimmigen Schatten La Niñas verdarben die Ernte im vornherein.

Das Winzerdasein, ein hartes Los?

Doch die Wetterkatastrophe ist nicht der einzige Feind, dem sich Australiens Winzer stellen müssen. Hohe Kosten setzen ihnen zusätzlich zu. Viele Produktionsmaterialien müssen aus dem Ausland importiert werden, während die Trauben und der Wein angesichts der gestiegenen Energiepreise weiterhin gekühlt werden müssen. Hinzu kommen die immensen Transportkosten aufgrund der gewaltigen Distanzen, die das Land umspannen. Währenddessen trifft eine allgegenwärtige Inflation auf Australiens Finanzwelt, die in ihren Fesseln die Finanzierung neuer Investitionen erschwert.

Mehltau-Befall im Bordelais

Kürzlich wurde bekannt, dass das Bordelais in diesem Jahr schwer von einer Mehltau-Katastrophe gebeutelt ist, bei welcher die Hälfte aller Trauben befallen sind (Falstaff berichtete). Diese neue, ernüchternde Nachricht vom Fünften Kontinent lässt nichts Gutes erahnen und wirft ein dunkles Licht auf die Zukunft der Weinwelt.


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Ferdinand von Vopelius
Ferdinand von Vopelius
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