© Shutterstock

Mehltau-Katastrophe in Bordeaux: Jede zweite Traube befallen

Ein Schatten liegt über den malerischen Weinbergen von Bordeaux, wie eine düstere Vorahnung. Der Übeltäter heißt Mehltau und es sieht nicht gut aus.

In einer alarmierenden Pressemitteilung der Landwirtschaftskammer des Departements Gironde (CA33) wird von einem Ausmaß des Falschen Mehltaus berichtet, das bisher beispiellos ist. Es scheint, als hätte die Natur ihre Launen an den Weinreben von Bordeaux ausgelassen – und der geliebte Traubensaft steht vor einer ernsthaften Bedrohung. Die Ursache für diese beunruhigende Entwicklung liegt in der feuchten und teilweise tropischen Witterung, die Bordeaux seit Monaten heimsucht.

Schwerer Befall von Echtem Mehltau. Diese Trauben sind verloren.
© Shutterstock
Schwerer Befall von Echtem Mehltau. Diese Trauben sind verloren.

Einmal befallen, ist sie verloren

Laut Laurent Bernos, dem Leiter der Abteilung Weinbau und Wein, sind erschreckende 92 bis 95 Prozent der überwachten Parzellen des Departements Gironde von dem Mehltau betroffen. Ist eine Traube erst einmal befallen, ist sie verloren und muss vernichtet werden. Während weniger regenreiche Gebiete wie das nördliche Médoc etwas verschont geblieben sind, breitet sich der Mehltau nun unaufhaltsam aus und bedroht auch die Cabernet-Reben, die bisher weniger betroffen waren.

Schlag auf Schlag

Angesichts dieser verheerenden Lage fordern Landwirtschaftskammer und Lokalpolitiker dringend Unterstützung für die betroffenen Winzer:innen. Die Weinbauern, die bereits durch die wirtschaftlichen Turbulenzen stark geschwächt sind, sehen nun mit bangem Blick auf ihre kommende Ernte. Die schleppenden Verkäufe von Rotweinen – die sogar ein Einschreiten der EU in Form einer subventionierten Krisendestillation forcierte (Falstaff berichtete) – und die Schwierigkeiten bei der Bewältigung des weitläufigen Befalls, haben viele Winzer:innen in tiefe Verzweiflung gestürzt.

Ein Rebstock, dessen Blätter mit Echtem Mehltau und Falschem Mehltau befallen sind.
© Shutterstock
Ein Rebstock, dessen Blätter mit Echtem Mehltau und Falschem Mehltau befallen sind.

Wird Bordeaux-Genuss zum puren Luxus?

Und wenn etwas schief läuft, dann eben so richtig: Die Rodungs- und Destillationskampagnen waren bisher wenig wirksam – die ganze Sache könnte unangenehm werden. Und das nicht nur für die Produzenten in Bordeaux, auch auf Konsumentenseite kann man sich die nächsten Jahre auf etwas gefasst machen: Höhere Preise, weniger Diversität in den Weinen und natürlich weniger Angebot aus Bordeaux.

Es ist natürlich nicht das erste Mal, dass die Winzer:innen aus der Region Durchhaltevermögen zeigen müssen – 1878 kam der Falsche Mehltau aus Amerika eingeschleppt nach Frankreich und damals wie heute setzen die stolzen Bordelaiser alles daran, mit höchsten Qualitätsansprüchen feinen Wein zu produzieren.


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Ferdinand von Vopelius
Ferdinand von Vopelius
Portalmanager Österreich
Mehr zum Thema