Die Morgenstunde taucht die Weinregion Kachetien und die historische Burg von Gremi in magisches Licht.

Die Morgenstunde taucht die Weinregion Kachetien und  die historische Burg von  Gremi in magisches Licht.
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Wiege des Weinbaus: Die besten Weine aus Georgien

Die Weinkultur Georgiens erzählt eine achttausend Jahre alte Geschichte. Das Land hat mit seinen Weinen, die in »Qvevris« (in die Erde eingelassene Amphoren) produziert werden, eine hohe Qualität aufzuweisen und damit in den letzten Jahren Aufmerksamkeit erregt. Auch in den deutschsprachigen Ländern ist das Angebot an interessanten georgischen Weinen stetig gewachsen. Falstaff hat seine Favoriten aus einer breiten Palette ausgewählt.

Die Welle der »Natural« und »Orange Wines«, welche die Weinszene rund um den Globus erfasst hat, hat für die georgischen Winzer einen Vorteil: Das Land gilt als Erfinder dieses Stils, der heute vor allem bei einem jüngeren Publikum weltweit en vogue ist. Bis heute wird die Tradition der Vinifikation in großen, in den Boden eingegrabenen Tongefäßen (Qvevri) weitergeführt, wenngleich sich in Georgien längst auch eine moderne, leistungsstarke Weinindustrie etabliert hat, die stark exportorientiert ist. Die fruchtbare Kaukasusregion gilt als »Wiege des Weinbaus«. Denn seit 8000 Jahren sollen hier bereits Reben kultiviert werden. 

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Als Teil der UDSSR erreichte die Rebfläche nach dem 2. Weltkrieg einen Umfang von 125.000 Hektar. Rund drei Viertel der Produktion wurde nach Russland exportiert. Nach der Unabhängigkeitserklärung und einem russischen Embargo sank die Anbaufläche auf 55.000 Hektar, was etwa zwei Millionen Hektoliter Wein ergab. Rund 350 der heute insgesamt 1.600 registrierten Weingüter exportieren circa 100 Millionen Bouteillen Wein in 53 Länder. Die Zahl der Rebsorten Georgiens ist unüberschaubar. Offizielle Stellen sprechen von mehr als 525 autochthonen Varietäten. Weiße Weine entstehen im dominierenden Weinbaugebiet Kachetien hauptsächlich aus den Sorten Rkatsiteli und Mtsvane Kakhuri. Die rote Spitzensorte heißt Saperavi. In Kachetien wird auf beiden Seiten des Alazani-Flusses Weinbau im großen Stil betrieben. Hier entstehen auf rund 70 % der Gesamtrebfläche etwas 80% des georgischen Weines und dabei ist Kachetien nur eines von insgesamt zehn Weinbaugebieten. Von den 24 geschützten Herkünften (PDO) liegen nicht weniger als 18 in Kachetien.

Die weiße Rebsorte Kisi hat ihren Ursprung in Kachetien, wo sie in den Bezirken Akhmeta, Kvareli und Telavi verbreitet ist. Steinobst und Zitrusfrüchte markieren das Bukett. Beim Ausbau in Qvevris kommen gelbe Tropenfrucht, Marille, Birne und Nussnoten dazu. Der Charakter ist eher zurückhaltend, die Säure dezent, der Abgang mineralisch geprägt. Kisi ist ein vielseitig einsetzbarer Speisenwein und hat Ähnlichkeiten mit dem österreichischen Neuburger. Die Khikhvi ist hauptsächlich in Kachetien verbreitet, aber auch in Kartlien, im Umland der Hauptstadt Tbilisi, zu finden. Sie zeichnet sich durch gelbe Früchte und florale Noten im Bukett aus und ergibt saftige Qvevriweine mit Aromen von Dörrfrüchten. Zudem weist sie eine betonte Mineralität und Stoffigkeit auf.

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Aber nicht nur Wein und Weinbau haben hier jahrhundertelange Tradition, auch die Trinksprüche und Tischkultur haben hier tiefe Wurzeln. Geselligkeit und Lebensfreude gelten unter Georgiern beinahe als Selbstverständlichkeit, und das wird bei jeder Feierlichkeit unter Beweis gestellt. Die »Supra« beispielsweise, das typische georgische Festessen, wird von vielerlei Trinksprüchen und uralten Ritualen begleitet. Dabei hat der/die »Tamada« als Trinkspruchleiter:in den Vorsitz und eröffnet das Festmahl, indem feierlich das Thema des Abends verkündet wird. Noch bevor das traditionelle Trinkhorn »Khantsi« geleert und das Wort an die Gäste übergeben wird. Persönliche Trinksprüche sind die Folge – poetisch, lustig oder gar frech – der Fantasie wird dabei völlig freier Lauf gelassen. Was zählt, ist die Gemeinsamkeit, das Lachen und der Austausch der Gedanken. Das Weintrinken zur festlichen Tafel ist also gleichermaßen Tradition, Kultur und Genuss, wie auch Mittel, den tiefen Fragen des Lebens gemeinsam auf den Grund zu gehen. In diesem Sinne: »Gaumarjos!« (georgisch für Prost, zum Wohle).

Die besten Weine 2023

2021 Rkatsiteli Qvevri, Vazisubani – 94 Falstaff-Punkte
Vardiashvili Family Wine, Kachetien

13,5 Vol.-%, NK, Leuchtendes mittleres Orangegold, Messingreflexe. Reife Marille, Blütenhonig, kandierte Orangenzesten, einladendes Bukett, mit feinem Nougat im Hintergrund. Saftig, komplex, etwas Gewürznelken und Birne, mineralisch und frisch, zarte Süße im Abgang, verfügt über Länge und Finesse.

vardiashviliwines@gmail.com, 8 Euro

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2019 Saperavi Reserve, Napareuli – 94 Falstaff-Punkte
Lapota – Agree with change, Kachetien

14,3 Vol.-%, NK, Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, dezente Ockerrandaufhellung. Feine Nuancen von Cassis und Lakritze, angenehme Brombeerfrucht, zart nach Kräutern und Tabak, einladendes Bukett. Kraftvoll, saftig, reife Kirschen, frischer Säurebogen, reife Tannine, mineralisch und anhaltend, schokoladiger Nachhall.

chateaubuera.com, 8,50 Euro

Importeur Deutschland: Georgisches Weinhaus in Deutschland

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2015 Alaverdi Tradition – 94 Falstaff-Punkte
Badagoni, Kachetien

14 Vol.-%, NK, Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, breite Ockerrandaufhellung. Zart nussig unterlegte reife, süße Waldbeernuancen, eingelegte Herzkirschen, kandierte Orangenzesten, Nougat. Saftig, elegant, feine rotbeerige Nuancen, seidige Tannine, gute Frische, salzig-mineralisch, zarte Süße, bleibt gut haften, bereits voll entwickelt, ein versatiler Speisenbegleiter mit Charme und Persönlichkeit.

badagoni.com, 20 Euro

Importeur Deutschland: BEBU Gmbh

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Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2023

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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Von Olia Hercules