
Mitarbeiter fehlen jetzt schon im Gastgewerbe.
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Gastgewerbe: Fast jeder vierte Mitarbeiter denkt an Kündigung
Der aktuelle Global Staffing Report von Medallia Zingle prophezeit dem Gastgewerbe eine Kündigungswelle bis Ende des Jahres. Mehr als die Hälfte der Fachkräfte beklagen zudem weniger Motivation.
von Alexandra Embacher
26. Januar 2022
Seitdem die Impfung als Schutz gegen einen schweren Covid-19-Verlauf großflächig angeboten wird, hat die Hotellerie und Gastronomie (in Österreich bis zum Lockdown) wieder Wind in die Segel bekommen. An der problematischen Personalsituation in vielen Betrieben ändert das aber wenig, wie eine aktuelle Studieüber die Employee Experience im Gastgewerbe zeigt. Laut dieser arbeiten rund 60 Prozent der europäischen Unternehmen heute mit weniger Personal als vor der Pandemie, beinahe die Hälfte der Umfrage-Teilnehmenden gibt an, dass ihr Arbeitgeber mit dem Personalmangel »gerade noch gut« zurechtkommt. »Alle Branchen sind von der Covid-19-Krise betroffen, aber der Reise- und Gastgewerbesektor hat besonders gelitten«, weiß Gerhard Raffling, VP und Country Manager Medallia. Weiterer Grund zur Sorge ist, dass europaweit 38 Prozent der Beschäftigten innerhalb der nächsten drei Monate erwägen oder planen zu kündigen.
Seit Ausbruch der Pandemie sei die Arbeit im Hotel- und Gaststättengewerbe auf der ganzen Welt zudem schwieriger und weniger erfüllend geworden, so rund 60 Prozent der Befragten. Raffling findet passende Worte: »Es ist alarmierend, dass eine beträchtliche Anzahl von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen vorhat, ihren Arbeitsplatz vor Ende des Jahres zu verlassen.« Zusätzlich trifft dieser Aspekt auf anhaltende Einstellungsschwierigkeiten im Gastgewerbe, mehr als die Hälfte der Beschäftigten in der Branche kennt Probleme bei der Mitarbeitersuche. Hauptgrund seien nicht genügend qualifizierte Bewerber, aber auch fehlende Ressourcen, um wettbewerbsfähige Löhne oder Sozialleistungen zu bieten, sowie fehlende Flexibilität respektive Remote-Work-Optionen. Genau hier sieht Raffling aber eine große Chance für die Arbeitgebenden, »Technologie- und Kommunikationsstrategien einzuführen, die es ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ermöglichen, mehr mit weniger zu tun«. Mit diesen Strategien könne eine befähigtere und engagiertere Belegschaft geformt werden. Solange die Personen noch in der Branche sind: Denn ein Drittel der ehemaligen Beschäftigten im Gastgewerbe, die während der Corona-Zeit ihren Job verloren haben, wollen nicht wieder an ihren vorherigen Arbeitsplatz zurückkehren.
In Prozent gesprochen
- 67 % berichten, dass in ihrem Betrieb ein Anstieg der Gästezahlen zu verzeichnen ist, seit Impfstoffe gegen Covid-19 weitreichend zur Verfügung stehen.
- 48 % meinen, dass der Umgang ihres Betriebs mit dem plötzlichen Anstieg »nur in Ordnung« gewesen ist.
- 24 % sagen, dass sich das Mitarbeitererlebnis verschlechtert hat, und dass sie sich vor allem weniger verpflichtet fühlen.
- 61 % berichten, dass sie mit weniger Mitteln mehr erreichen müssen.
- 59 % sagen, ihren Betrieben stünden weniger Beschäftigte als vor der Pandemie zur Verfügung.
- 52 % sagen, dass das Einstellen neuer Mitarbeiter für ihren Betrieb zum Problem wird.
- 33 % der Ehemaligen, die während der Coronazeit ihren Job verloren, wollen nicht wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.
Über die Umfrage
Im Rahmen der digitalen Umfrage befragte Medallia zwischen dem 10. und 14. September 2021 mehr als 1.250 Mitarbeiter des Reise- und Gastgewerbes in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Deutschland. Die Ergebnisse zeigen die großen Herausforderungen, denen sich das Gastgewerbe heute gegenübersieht. Hier gelangen Sie zur Umfrage.
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