Kauf oder doch Miete? Früher undenkbar, werden auch im Möbelsektor Leasingmodelle immer gefragter. © Shutterstock

Kauf oder doch Miete? Früher undenkbar, werden auch im Möbelsektor Leasingmodelle immer gefragter.

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Möbelleasing: Haben ohne zu besitzen

Noch wenig verbreitet, aber ein Zukunftsmodell? Was beim Auto bereits üblich ist, ist nämlich auch für Möbel im Hotel- und Gaststättenbereich möglich: Leasen statt besitzen.

von Klaus Höfler
25. Juli 2023

Altes raus, Neues rein. Durchschnittlich alle neun bis elf Jahre wird in der hochwertigen Hotellerie die Zimmereinrichtung erneuert. Bei Pensionen sind es landläufig 15 bis 20 Jahre, rechnet Ewald Persch vor. Persch ist Geschäftsfeldleiter bei Team Styria, einem integrativen Verein, der unter anderem auch Hotelzimmereinrichtungen herstellt.

Die Neuanschaffung von Mobiliar ist ausgabenseitig ein »Schwergewicht«, die Finanzierung eine Herausforderung. Als mögliche, aber noch wenig verbreitete Alternative bietet sich beispielsweise Leasing an. Man kennt das vor allem aus dem Automobilhandel. Im Gegensatz zur Miete ist Leasing auf eine langfristige Nutzung mit der Möglichkeit des Erwerbs am Ende der Vertragslaufzeit angelegt.

Der betriebswirtschaftliche Vorteil: Die monatlichen Leasingraten können – oft sogar in voller Höhe – als Betriebskosten geltend gemacht werden. Sie sind sofort absetzbar. Zudem stellen Leasingverträge für die gesamte Laufzeit eine verlässliche Kalkulationsgrundlage dar. Neben den steuerlichen Vorteilen liegt der Nutzen darin, dass zwar in eine neue Hoteleinrichtung investiert wird – aber ohne eigenen Kapitaleinsatz. Die Liquidität und damit unternehmerische Bewegungsfreiheit bleiben erhalten.

»Standardverträge laufen über sechs Jahre. Mit der letzten Leasingrate gehen die Möbel ins Eigentum des Hotels über.«
Ewald Persch, Team Styria

Ewald Persch, Team StyriaFoto beigestellt
Ewald Persch, Team Styria
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Planungssicherheit

Statt hoher Anschaffungskosten, die beim Kaufen der Hotelzimmermöbel direkt anfallen und erst nach und nach wieder erwirtschaftet werden können, sind konstante Leasingraten beim Pay-as-you-earn-Prinzip (mit den Einnahmen, die ein Unternehmen durch die Nutzung des geleasten Objektes erzielt, können wiederum die Leasing-Raten gezahlt werden) gut planbar. Dazu kann man über flexible Laufzeiten und Sonderzahlungen unter Berücksichtigung der Umsätze auch individuelle Leasinglösungen erstellen, wirbt Jochen Henninger von Creaform. Das Unternehmen aus der Nähe von Stuttgart ist auf Hotelzimmereinrichtungen von der Planung bis zur Montage spezialisiert – die unter anderem auch geleast statt gekauft werden können. Es ist aber immer noch ein Nischenprodukt. Maximal zehn Prozent der Kunden würden auf diese Finanzierungsvariante zurückgreifen, sagt Henninger.

Tatsächlich hat die Großwetterlage auf den Finanzmärkten das Leasinggeschäft zuletzt etwas austrocknen lassen. So wollte Lorenz Scherzer seine Zimmereinrichtung im familiengeführten »Thurnerhof« in Feld am See in der Nähe von Bad Kleinkirchheim ursprünglich leasen. Dank der allgemein niedrigen Kreditzinsen hat er sich aber dann doch für eine andere Variante entschieden. Jetzt steigt der Leitzinssatz wieder – in weiterer Folge aber auch die Kosten für die Leasingraten, rechnet Henninger vor. Damit sei bei guten Konditionen bei der Hausbank eine Kreditfinanzierung vielfach günstiger als die Leasingvariante.

Auch bei md Hotelmöbel Leasing wirbt man mit Leasingoptionen für neue Hoteleinrichtungen und liefert gleich eine Beispielrechnung dazu. Bei einer Auftragssummer von 46.500 Euro und einer Laufzeit von 60 Monaten ergebe sich eine Leasingrate von 883 Euro pro Monat. Bei 15 Zimmern kommt man damit auf unter zwei Euro pro Zimmer und Tag.

»Wir wollten ursprünglich Leasen, haben uns aber dann aufgrund der niedrigen Kreditzinsen doch für eine andere Variante entschieden.«
Lorenz Scherzer, »Thurnerhof«

Nicht in jedem Lokal: Oft sitzen die Gäste auf Möbeln, die nicht dem Restaurant gehören.© Shutterstock
Nicht in jedem Lokal: Oft sitzen die Gäste auf Möbeln, die nicht dem Restaurant gehören.
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Ohne Bargeld zum Möbelstück

Beim Team Styria in Graz kann man die dort nach Kund:innenwünschen individuell gestalteten Hotelmöblierungen ebenfalls leasen. Für die Abwicklung hat man mit abc Finance aus Deutschland einen erfahrenen Partner gefunden. Standardmäßig werden Verträge über sechs Jahre mit einer Verlängerungsoption für ein Jahr angeboten. Der Vorteil: Zu Beginn ist kein Bargeld notwendig. Bei einer Jahresauslastung von 70 bis 80 Prozent müsste man laut Team Styria-Geschäftsfeldleiter Ewald Persch lediglich drei bis vier Euro pro Nacht und Bett aufschlagen, um sich die Leasingraten vom Gast bezahlen zu lassen. Mit Überweisung der letzten Rate gehen bei diesem Modell die Möbel ins Eigentum der Hotelbetreiber:innen über.

Ähnlich, aber anders: Mietkauf

Auf den ersten Blick ähnlich, aber in der Systematik doch anders, verhält es sich beim Mietkauf von Hotelzimmermöbeln. Wesentlicher Unterschied sind die Eigentumsverhältnisse: Als Ratenkauf geht beim Mietkauf die Hotelzimmereinrichtung von Anfang an in das wirtschaftliches Eigentum des Betriebs über. Durch überschaubare, aber regelmäßige monatliche Raten lässt sich gut kalkulieren, die Liquidität des Unternehmens wird aber geschont. Abseits von fixen Anschaffungen über Kauf oder Leasing bleibt die Möglichkeit der klassischen Miete. Der Eventausstatter frankl24 hat sich auf dieses Angebot spezialisiert. Die Palette reicht von Geschirr über Küchen-Zubehör und Dekorationsgegenstände bis zur Möblierung, der Einsatzbereich von einmaligen Events bis zur Spezialform der Langzeitmiete, erzählt Josef Frankl. Das Zielpublikum sind zum einen Betreiber von den im Trend liegenden Pop-up-Lokalen, die für eine befristete Zeit ein Lokalkonzept planen und betreiben und dafür die entsprechende Einrichtung und vor allem Ausstattung benötigen. Zum anderen rät Frankl bei Lokalgründungen generell zu diesem Mietmodell, da es eine gewisse Flexibilität konserviert. »Es kommt ja oft vor, dass die ursprünglichen Ideen und Pläne nach kurzer Zeit von der Wirklichkeit überholt werden und die Geschäftsidee in eine andere Richtung abbiegt«, so Frankl: »Und dann sitzt man auf sündteuren Dingen, die man nicht mehr braucht.« Hat man stattdessen nur gemietet, bleiben die finanziellen Einbußen überschaubar.

Vor Abschluss eines Mietvertrags für Möbel auf das Kleingedruckte achten. Reinigung, Schäden oder Verlust können die Kosten in die Höhe treiben.

Lorenz Scherzer, »Thurnerhof«Foto beigestellt
Lorenz Scherzer, »Thurnerhof«
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Die Risiken

Geld kann man beim Mieten aber dennoch verlieren. Frankl warnt auf seiner Homepage diesbezüglich vor unlauteren oder (bewusst?) unklar gehaltenen Angeboten am Markt. Bei vielen Verleiherfirmen seien die Vermietpreise ohne Reinigungskosten angegeben oder nicht genau definiert beziehungsweise gut versteckt. Frankl: »Da kann ein Auftrag die reinste Wundertüte und ein vermeintlich günstiger Mietpreis plötzlich empfindlich teurer werden.« Ähnlich unliebsame Überraschungen drohen bei Schäden oder Verlust. Fix ist nur, dass das zerbrochene Glas oder der angesprungene Teller von den Kund:innen bezahlt werden müssen – entweder über einen höheren Vermietpreis im All-inclusive-Service, oder über den vom Verleihunternehmen bestimmten Wiederbeschaffungspreis. Zu beachten gilt es dabei beispielsweise, was konkret in der All-in-Auftragssumme enthalten ist (alle Artikel oder nur eine bestimmte Warengruppe) beziehungsweise wie hoch der Wiederbeschaffungspreis tatsächlich ist.

Zurück zum Leasing. Da bietet das deutsche Unternehmen Hantermann für Matratzen eine kreative Sonderform an: bezahlt wird beim »Smart Leasing« immer nur dann, wenn ein Gast tatsächlich auf der Matratze geschlafen hat. Eine geringere Auslastung bedeutet eine entsprechend niedrigere Miete.

Erschienen in

Falstaff Profi Magazin

Jun./Aug. 2023

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