Der Macallan überzeugt mit cremig-sanftem Antritt, in dem Vanille und Kaffeecreme spürbar sind.

Der Macallan überzeugt mit cremig-sanftem Antritt, in dem Vanille und Kaffeecreme spürbar sind.
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Äthiopischer Kaffee als Whisky-Geschmack: Mokka trifft Macallan

Mit der zweiten Abfüllung der »Harmony Collection« von Macallan lässt die Speyside-Brennerei auf einen Single Malt mit Kakao-Noten (2021) nun einen Whisky mit Kaffee-Profil folgen. Die Parallelen arbeitete im Münchener Mandarin Oriental »Brewing Bartender« Timon Kaufmann heraus.

Ohne Altersangabe und vom Geschmack getrieben (»flavour led«) soll schottischer Single Malt neue Whisky-Freunde erreichen. Kombiniert man diesen generellen Trend mit der Suche nach Nachhaltigkeit, entsteht ein Programm wie Macallans »Harmony Collection«. Die Brennerei aus der Speyside, deren Abfüllungen am Sammlermarkt zu den echten »blue chips« zählen, wählt Naturmaterialien für die Verpackungen dieser Whiskys. 2021 waren es Kakao-Fasern, die den Whisky mit dem schokoladigen Geschmacksprofil »Rich Cacao« umhüllten. Dieses Jahr feiert die zweite Abfüllung der Reihe die Kaffeekultur.

Entsprechend ausführlich näherte man sich bei der Whisky-Premiere in der »Ory«-Bar des Mandarin Oriental München den Facetten des Kaffees. Timon Kaufmann servierte zunächst einen Tee-artigen Aufguss aus Kaffee-Blättern, ehe der »echte« Tee mit Koffein ins Glas kam. Cascara ist ein Trendgetränk aus den Schalen der Kaffeekirsche und ergibt auch einen feinen Longdrink (mit Tonic Water und Gewürzen wie Zimt), wie der bayrische »Brewing Bartender« bewies. Und er gab auch praktische Tipps für mehr Genuss: »Kaffee ist eines der aromatischsten Lebensmittel überhaupt. Deshalb sollte man den Espresso auch immer abkühlen lassen – erst da zeigen sich alle Facetten.«

Inspiriert vom Mutterland des Kaffees

Die Stars in der Tasse waren aber zwei Herkunftskaffees aus Äthiopien. Harrar und Guji stehen im Schatten der bei Baristi beliebten Regionen Sidamo oder Yirgacheffe; doch auch ihr Profil zeigt klare Unterschiede. Sie inspirierten auch den Whisky Maker Steven Bremner, der nach einem Workshop mit Kaffee-Spezialisten die entsprechenden Macallan-Fässer für den »Inspired by Intense Arabica« suchte. Neben Latte Art und der schottischen Rösterin Lisa Lawson aus Glasgow (Dear Green Coffee) spielte auch die akademische Sicht des Kaffee-Historikers Jonathan Morris eine Rolle. Die afrikanischen Kaffees stammten von Kenean Asefa Dukamo, der die beiden Single Origins aus seiner Heimat nach Schottland brachte.
Ihre Unterschiede arbeitete bei der Präsentation Timon Kaufmann perfekt heraus: Der mineralreiche Boden von Guji brachte einen delikaten Espresso (»Tee und Steinobst-Noten«) hervor, der Harrar zeigte eher schokoladige Aromen und Beeren-Töne. Dieses Profil mit den Sherry-Fässern »nachzubauen«, stellte Bremners Herausforderung bei diesem Whisky ohne Altersangabe dar.

Latte mit Haselnuss: So schmeckt der neue Macallan

Rosinen und Datteln stehen für süsse Duftnoten, die an Tokaj erinnern, ehe sich die malzige Seite des Whiskys deutlicher zeigt. Etwas Birne und auch schoko-überzogene Orangen (Aranzini) sind wahrzunehmen. Und der Kaffee? Den spart sich der Macallan für den Gaumen auf. Hier beginnt der 44%-ige Whisky mit cremig-sanftem Antritt, in dem Vanille und Kaffeecreme spürbar werden. Gewürze wie Zimt setzen Akzente, die im trockenen Finish in der Tat an einen Kaffee-Nachgeschmack denken lassen. Kein Espresso mit röstigem Hall, eher ein Cappucino oder Caffe Latte, der mit einem Schuss Haselnuss serviert wurde. 
Diese Parallele wurde von der Küche des Mandarin Oriental noch verstärkt: Das »dekonstruierte Tiramisu« mit seiner leichten Kaffeecreme nahm elegant genau diese Geschmacksnote des Macallan (UVP: 139 Euro) auf. Und Timon Kaufmanns Espresso vom äthiopischen Guji vollendete dazu die Illusion von einem »Kaffeewhisky«.

Roland Graf
Autor
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