Benjamin Parth sorgt sich um die Zukunft der Gastronomie.

Benjamin Parth sorgt sich um die Zukunft der Gastronomie.
© Michael Rathmayr

Benjamin Parth: »Mittelklasse-Restaurants werden an Qualität verlieren«

Der Ischgler Spitzenkoch Benjamin Parth sieht in Österreich die »Mittelklasse-Restaurants« zunehmend wegbrechen. Unter anderem aufgrund von Teuerung und Arbeitskräftemangel werde die Schere zwischen »Gehoben« und »Mittel« immer weiter auseinander gehen.

Spitzenkoch Benjamin Parth sieht in Österreich die »Mittelklasse-Restaurants« zunehmend wegbrechen. Unter anderem aufgrund von Teuerung und Arbeitskräftemangel werde die Schere zwischen »Gehoben« und »Mittel« immer weiter auseinander gehen, so Parth im Interview mit der APA.

Arbeitskräftemangel setzt der Gastro zu

Diese aus seiner Sicht voranschreitende Entwicklung ist für den Gastronomen klar begründbar: »High-End und Gourmet wird teurer und teurer werden und die Mittelklasse-Restaurants werden an Qualität verlieren.« Das liege unter anderem daran, dass Mitarbeiter für Service und Küche stetig schwerer zu bekommen sind. »Sogar ich spüre das, obwohl es mit Renommee verbunden ist, bei uns zu kochen«, beschrieb Parth, dessen »Stüva« heuer im Falstaff Restaurantguide als bestes Restaurant in Tirol ausgezeichnet wurde, die aktuelle und schon länger währende Situation.

»Mehrkosten kaum mehr stemmbar«

Das heiße jedenfalls für alle leitenden Gastro-Akteure, dass man diesen Mitarbeitern ein gutes Angebot machen müsse, um sie in der Küche und im Service dauerhaft zu halten oder überhaupt erst dort hinzubekommen. »Das wiederum verursacht, neben der ganz grundsätzlichen Inflation, weitere Mehrkosten im Gourmet-Bereich und ist für die mittlere Preisklasse kaum mehr stemmbar«, analysierte Parth.

Die Politik müsse in dieser Sache also »sehr dringend handeln«, sagte Parth. Es brauche »unbedingt politische Hilfe mit dem Arbeitsmarkt«, der sich zunehmend »europäischer aufstellen muss«. So glaubt Parth, dass das »Kontingent-System«, bei dem jedes Bundesland nur eine beschränkte Anzahl an Arbeitskräften aus dem EU-Ausland beschäftigen darf, unnötige Probleme bereite.

Parth plädiert für mehr Offenheit

Der Markt müsse diesbezüglich »deutlich offener werden« und es solle prinzipiell »jeder Europäer bei uns arbeiten dürfen«. Dass man »gute und wichtige Arbeitskräfte« aus dem arg gebeutelten Gastro-Markt in Tirol und Österreich einfach aussperre, müsse »jedenfalls schnellstens beendet werden.« Geschehe das nicht, werde das, neben der bereits beschriebenen »Schere«, auch noch weitere fatale Folgen für die Gastro-Landschaft haben, malte Parth ein düsteres Szenario an die Wand. »Ich befürchte, dass dann viele einfach aus der Branche aussteigen und sich damit die Gastronomie ganz generell ausdünnt«. Es könne nämlich einfach nicht angehen, dass man als junger Gastronom »vor jeder Saison schlaflose Nächte hat, weil man keine oder nicht ausreichend Arbeitskräfte bekommt.«

Komme es wirklich zu einer massiven Ausdünnung und einer signifikanten »Branchenflucht«, dann stehe in seinem Heimatbundesland die »Tiroler Identität« auf dem Spiel, die sich laut Parth vorrangig aus unbedingter Gastfreundschaft und kleinteiligen Gastro-Familienbetrieben speise. »Wenn immer mehr Familienbetriebe zusperren und aufhören, dann übernehmen Ketten zunehmend sowohl das Niedrigpreis- sowie das Hochpreis-Segment«, so der 34-Jährige. (Quelle: APA)


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