Klar wie Karawankenwasser: Wenn es einen gemeinsamen »Brenner-Nenner« in Italien, Slowenien und Kärnten gibt, dann ist es die Reintönigkeit.

Klar wie Karawankenwasser: Wenn es einen gemeinsamen »Brenner-Nenner« in Italien, Slowenien und Kärnten gibt, dann ist es die Reintönigkeit.
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Brennende Leidenschaft im Alpe-Adria-Raum

Grappa, Honigbrand und Kärntner Mostapfel – mit regionalen Spezialitäten pflegen die Destillateure im Dreiländereck ihre Tradition. Neu hingegen sind Gin und Whisky.

Es war sicher kein Zufall, dass Österreichs Spirituosen-Cups – erst »Destillata« (1992), dann »World Spirits Award« (2004) – in Kärnten entstanden. Initiator Wolfram Ortner wollte dem gebrannten Obst ein Forum geben. Und mitunter reisen die »Goldenen« nicht weit: Der »Gurktaler Alpenkräuter« entsteht traditionell aus den im Dom zu Gurk geweihten Kräutern der Region. Die Streuobstwiesen des Lavanttals wiederum stehen am Beginn der bekannten Pfau-Brennerei. Dem Hofnamen verdankt Edelbrenner Valentin Latschen sein Wappentier, das er aus dem elterlichen Gasthof in Ruden mit nach Klagenfurt nahm. Hier entstehen seither am Areal der Schleppe Brauerei naturbelassene Spezialitäten – von der Mostbirne bis zum Erdapfelbrand (»Bramburus«). Latschen, der im Vorjahr einen 15-jährigen Single Malt abfüllte, gehört auch zu Österreichs Whisky-Pionieren. Ein Pfau-Tresterbrand vom Cabernet wiederum schlägt die Brücke nach Italien.
Grappa aus den ausgepressten Traubenrückständen ist ein Aushängeschild italienischer Gastfreundschaft. Die Wiege des Monovitigno, also des reinsortigen Tresterbrands, stand im Friaul: 1973 läuteten Benito und Giannola Nonino (siehe »Querdenker«, Seite 72) mit der Picolit-Traube das moderne Grappa-Zeitalter ein. Den Spagat zwischen Trester-Tradition und zeitgenössischem Auftritt verkörpert auch die 1879 gegründete Destillerie Pagura in Castions di Zoppola. Der lokale Refosco oder der Ucelut (eine weiße Traube) sind nur zwei ihrer Brände. Bekanntheit erlangten Paguras Künstlerflaschen, u. a. entworfen von Christian Ludwig Attersee.
Nur unwesentlich jünger (1886) ist die Brennerei Ceschia in Nimis. Hier hat man sich auf die Süßweintraube Ramandolo spezialisiert, füllt aber auch 18 Monate im Fass gereiften Grappa. Und natürlich gehören für Kenner die auf hohen Gradationen – 50 % beim »Storica Nera«! – fußenden Grappas von Domenis in Cividale zu den besonderen Genüssen. Hier wird aber auch Gin erzeugt, für den die Region eine der Hochburgen in Italien darstellt. Als Spezialist für die Botanicals des Bar-Schlagers gilt Federico »Fred« Cremasco. Seinen »Fred Jerbis« aus Pol­cenigo füllt er mittlerweile auch als fassgelagerte Version bzw. mit Kamille als Limited Edition.

Kräuter wie Salbei, Melisse und Wacholder, aber auch die Zirbe stehen in Križe hoch im Kurs. Krucefix spielt als Destillerie auf den slowenischen Ortsnamen an, der zu Deutsch »Kreuz« bedeutet. Die Kräfte der Natur lassen sich aber nicht nur aus Kräutern zapfen. Sloweniens Tradition als Imker-Land hat sich auch im Medeno žganje (»Honigschnaps«) manifestiert, ein Likör, der seit Jahrhunderten aus Honig gewonnen wird. Mittlerweile sorgen neben vielen Bauern Profi-Brenner für den gegen Erkältungen gereichten Likör. Kejžar (in Zreče), Budič (aus Krška vas) oder die Kartäusermönche von Pleterje (bei Šentjernej) pflegen diese Spezialität neben Birnen- und Zwetschgenbrand sowie dem Obstler Sadjevec.
Ganz Slowenien in einem Glas bietet der »Monologue«: Drei Jahre tüftelte Tomaž Kavčič, Gourmets als Chefkoch der Gostilna »Pri Lojzetu« in Vipava bekannt, an seinem Gin. Denn der sollte »den Geschmack von den slowenischen Alpen bis zur Adria in die Flasche bringen«. Mit Enzian und Olivenblättern schaffte der Aromen-Profi eine botanische Verbindung im Stil der Region: alpin und mediterran zugleich!


Erschienen in
Falstaff Spezial Alpe Adria 2019

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Roland Graf
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