Paul Achs aus Gols, Robert Keringer aus Mönchhof und Hannes Reeh aus Andau

Paul Achs aus Gols, Robert Keringer aus Mönchhof und Hannes Reeh aus Andau
© Moritz Schell

Die Sieger des Rotwein Grand Prix 2021

Bei der alljährlichen Verkostung der jungen österreichischen Rotweine stand dieses Mal der Jahrgang 2020 in den Kategorien Blauer Zweigelt, Cuvée und Blaufränkisch auf dem Prüfstand. Die Sieger der Verkostung sind Hannes Reeh, Paul Achs und Robert Keringer.

Die lebendigen fruchtgeprägten Rotweine des vielversprechenden Jahrgangs 2020 bilden den Auftakt zur traditionsreichsten jährlich stattfindenden Weinprämierung. Anlässlich der nun bereits zum 42. Mal durchgeführten Falstaff-Rotweinbewertung wurde auch diesmal wieder der Grand Prix in drei Kategorien vergeben.  Dies dient dazu, die Bedeutung dieser Jungweingruppe zu unterstreichen, die sich heute erfreulicherweise in sehr hoher Qualität präsentiert und dem Konsumenten eine große Zahl an frischen Speisenbegleitern zu einem tollen Preis-Leistungsverhältnis zur Verfügung stellt.

Die beliebteste der drei Kategorien – bei Konsumenten wie Winzern gleichermaßen – ist jene des Blauen Zweigelt, der wie geschaffen dafür ist, bereits früh seine Tugenden auszuspielen. Das spiegelt auch die höchste Zahl an Einreichungen wider, die jene der zweiten Kategorie »Blaufränkisch« im Jahrgang 2020 fast um das Dreifache übertraf. Insgesamt lag die Beteiligung in den Jungweinkategorien zwar etwas unter jener mit den Weinen aus dem großen Jahrgang 2019, qualitativ standen die präsentierten Muster diesem allerdings nicht nach. Auch heuer wurden wieder, wo nötig, bei Punktegleichstand in der Vorrunde Sortenfinali nach der Randziffermethode durchgeführt, um den Grand-Prix-Sieger zur küren.

Zweigelt dominiert

In der gut bestückten Gruppe des Blauen Zweigelt standen sich im Finish schließlich sechs Finalisten gegenüber, die allesamt aus bekannten Hotspots für Top-Zweigelt stammten: den Weinbauregionen Neusiedlersee am östlichen Seeufer, wo der Sorte mit Neusiedlersee DAC ebenso eine eigene Herkunftskategorie gewidmet ist wie in der anderen Region, nämlich Carnuntum DAC in Niederösterreich. Über den Grand Prix in dieser Kategorie durfte sich am Ende Hannes Reeh aus Andau freuen, der dieses Rennen mit einem tollen Zweigelt »Unplugged« mit stattlichen 93 Punkten machte und die Trophy nach Andau holt.

Der Weinort ist längst nicht nur Kennern als Heimat und Ursprung stoffig-würziger Zweigelt-Weine bekannt. Hier gibt es zahlreiche Produzenten, die für diese Rebsorte schon Auszeichnungen einheimsen konnten. Erfreulich auch, dass der Siegerwein dank einer Produktionsmenge von 50.000 Flaschen breit verfügbar sein wird. Das darf man auch von dem Wein behaupten, der den zweiten Rang erobert hat und ebenfalls aus Andau kommt. Der aktuelle »Falstaff Winzer des Jahres« Erich Scheiblhofer zeigt mit seinem Zweigelt Neusiedlersee DAC 2020 seine Fähigkeit, einen tollen Wein zur einem extrem fairen Preis anbieten zu können.

Der drittplatzierte Sortenvertreter kommt aus Carnuntum: Die Winzerfamilie Artner aus Höflein holt Bronze mit dem überaus regionstypischen  Rubin Carnuntum 2020.  Die weiteren drei Finalisten mit tollen 92 Punkten waren Gottschuly Grassl aus Höflein mit Zweigelt Hoher Weg, Paul Achs aus Gols mit Alte Reben und Markus Iro aus Gols mit Ried Ungerberg 2020.
Fünf Finalisten traten beim Blaufränkisch in den Wettstreit, den schließlich Paul Achs aus Gols mit Blaufränkisch Edelgrund als klarer Sieger für sich entschied.

Mit 93 Punkten platzierte sich dieser junge, aber bereits sehr facettenreiche, würzige Rotwein an der Spitze, gefolgt von den mit jeweils 92 Punkten bewerteten Kollegen: Platz zwei für den Blaufränkisch aus der Ried Föllig für den Klosterkeller der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt; der dritte Rang geht für Blaufränkisch Echt Lang an Rotweine Lang in Neckenmarkt im Mittelburgenland. Nur einen Hauch dahinter der Blaufränkisch Vitikult von Prickler in Lutzmannsburg  und der Blaufränkisch 2020 von Günter und Regina Triebaumer aus Rust.

Die dritte Kategorie ist den jungen Cuvées gewidmet. Den Sieg holt sich hier das Weingut Keringer aus Mönchhof mit Heideboden Rot 2020, einer saftigen Kombination aus Zweigelt, Blaufränkisch und St. Laurent. Der zweite Platz geht an die rote Cuvée 2020 vom aufstrebenden Weingut Ceel in Rust, der dritte an Markus Iro aus Gols, der für den Special Blend 2020 eine Cuvée aus Merlot, Cabernet Franc und St. Laurent wählte. Insgesamt kann die Cuvéegruppe, die jüngste Kategorie, eine wachsende Teilnahme verzeichnen.

2020 – Ein Jahr mit Eleganz

Diese erste Einschätzungsmöglichkeit der Rotweinqualität aus 2020 in Österreich ist durchaus vielversprechend, die Weine präsentieren sich bereits in der Jugend harmonisch, mit guter Frucht und Frische ausgestattet. Man kann also davon ausgehen, dass mit diesem Jahr die Erfolgsgeschichte der heimischen Rotweine um ein angenehmes Kapitel weitergeschrieben wird und darf auf die Ergebnisse der Falstaff-Juryproben im Herbst 2022 gespannt sein, wenn dieses Jahr den Hauptjahrgang der Prämierung stellt.

Machen wir nochmals einen kurzen Blick zurück auf dieses mit seinen Rahmenbedingungen so besondere Jahr 2020, das nicht nur die Winzer mit den Vorgaben durch die Covid-Pandemie vor besondere Herausforderungen gestellt hat. Wie bereits öfter betont, war das vergangene ein Jahr der Gegensätze. Bis in den April blieben nennenswerte Niederschläge, aber zum Glück auch Frostschäden aus, im Mai gab es dann heftigen Regen, auch der Juni gestaltete sich recht feucht und wechselhaft. Die Blüte erfolgte in einem normalen Zeitfenster und eher unproblematisch.

Es folgte ein durchwachsener Sommer ohne längere Hitzewellen, es kam zu keinen Extremtemperaturen. Häufige Niederschläge beförderten das Pflanzenwachstum und die Gefahr von Pilzkrankheiten im gleichen Maße – beides bedeutete für den Winzer ein mehr an Arbeitsaufwand. Schließlich ein September mit zwei Gesichtern: zunächst Sonne wie im Hochsommer, dann aber oft andauernder Starkregen bei zum Glück kühlen Nachttemperaturen.

Wie in allen kühleren Jahrgängen war es für die Rotweinerzeuger entscheidend, die Mengen rechtzeitig zu reduzieren, um auch die für hohe Qualität notwendige Traubenreife zu erzielen. Insgesamt ist dies gelungen, und so sind Rotweine von kühlerer Eleganz und feiner Frucht entstanden, die im Alkoholwert tendenziell etwas niedriger liegen als in 2019. Insgesamt darf sich der Weinfreund auf einen etwas schlankeren Jahrgang freuen, den man aus jüngerer Zeit am ehesten mit 2016 vergleichen wird dürfen. 2020 glänzt schon jetzt mit Leichtfüßigkeit, Frucht und einem lebendigen Stil.


Die besten jungen Roten 2020

  • Sieger in der Kategorie Zweigelt: Zweigelt Unplugged 2020, Weingut Reeh, Andau (93 Falstaff-Punkte)
  • Sieger in der Kategorie Blaufränkisch: Blaufränkisch Edelgrund 2020, Weingut Paul Achs, Gols (93 Falstaff-Punkte)
  • Sieger in der Kategorie Cuvée: Heideboden Rot 2020, Weingut Keringer, Mönchhof (92 Falstaff-Punkte)

Alle Verkostungsnotizen


Fotos: Moritz Schell
Produktion: Anton-Georg Kiener

Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2021

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© Falstaff

Falstaff Rotweinguide 2022

Der Leitfaden für Rotweingenuss aus Österreich präsentiert die besten österreichischen Roten und ihre Winzer. Rund 1.500 Weine von etwa 500 Top-Weingütern werden detailliert beschrieben und professionell bewertet nach dem 100-Punkte-System. Hinzu kommt die beliebte »Best Buy«-Sektion mit Weinen, die neben ihrem herausragenden Geschmack auch ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis mitbringen. Der Falstaff Rotweinguide ist ab dem 22. November 2021 erhältlich.

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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