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»Finde den Schotten«! Blindkost im Zeichen der globalen Whisky-Vielfalt

Würde sich von Wiens Barprofis in einer gedeckten Verkostung der Whisky aus Schottland benennen lassen? Auf originelle Weise warben Falstaff-Autor Erhard Ruthner und Importeur »Vienna Distribution« für den Abbau von Whisky-Vorurteilen.

»Die Zeiten, als lediglich fünf Länder mit Whisky in Verbindung gebracht wurden, sind vorbei.« Mit diesem Satz eröffnete Erhard Ruthner im »Moby Dick« in Wien 7 eine Art Gesellschaftsspiel für Bartender. Diese waren reichlich in Sammy Walfischs leider immer noch wegen U-Bahn-Baus verplankte Bar gekommen. »Finde den Schotten!« reizte die Whiskyfreunde offenbar. Von Tom Sipos (Barschule) über Dominik Möller (»Truth & Dare«) und Nicolas Kröger (»Wagemut«) reichte die Liste der Anwesenden, die sich zu vier neutralen Gläsern festlegen sollten: Welches Destillat stammt aus Taiwan, Dänemark, Australien oder eben Schottland?

Taiwan oder Australien, das ist die Frage…

»Ich darf keinen Hinweis geben«, lachte Stefan Lembacher, der für Importeur »Vienna Distribution« zu dem spannenden Nachmittag in zwei Akten geladen hatte. Als »Anregung dem Gast Neues vorzusetzen«, hatte Erhard Ruthner die Blindverkostung samt Kommentierung angelegt. Denn der Mut zur Vielfalt in der Whisky-Welt ist für ihn mit der Bar verbunden. »Hier lernt der Gast gerne etwas Neues kennen – wenn man es ihm zeigt«. Zumal »neue Wege und einiges, das funktioniert und übernommen wurde« die Abfüllungen junger Whisky-Nationen sehr eigenständig machten. Ob dies reicht, um sie eindeutig vom schottischen Vorbild abzusetzen, sollte dann die Verkostung klären. Und die sorgte vor allem für viel Diskussion unter den Whisky-Nerds, die mit Helmut »Mc Schuly« Schulhofer auch Verstärkung aus Graz erhalten hatten.

Erkennt man die vertraute Malt-Note auch?

Während die intensiven Fruchtnoten des »Kavalan Concertmaster« mit Portwein Finish die Reifung unter heißer Sonne verrieten, war es beim dänischen »Kaos«, der intensive Holz-Ton, der auf eine junge Brennerei schließen ließ. Womit die Entscheidung zwischen dem ebenfalls rotfruchtigen Australier »Starward« – der in Shiraz-Fässern aus dem Barossa Valley reift – und dem echten Schotten von »Glen Scotia« zu treffen war. Der Großteil der Barprofis ordnete den »Victoriana« aus Campbeltown richtig zu, die vertraute Malzsüße kam selbst in dieser kräftigen Abfüllung (54,2% vol.) schön durch.

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Deutlich schwieriger wurde es beim zweiten Vierer-Flight, den Ruthner eingeschenkt hatte. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über die Varianten von Rauch. Denn neben der merklichen Sherry-Süße des ersten Whiskys im Bewerb, wiesen alle drei anderen mehr oder weniger intensive Rauchigkeit auf. Von »gepoppter Schweineschwarte« bis »dezent glimmendem Buchenscheit« reichten die Assoziationen. Erneut war es die intensive, tropische Reifung in Taiwan, die Kavalans Vertreter »Concertmaster Sherry Finish« als Abfüllung aus der Neuen Welt entlarvte. Bei »Stauning Smoke« und »Starwards Un-Expeated« war die Trefferquote schon geringer.

Doch auch hier hatte es der »Schotte«, diesmal ein zehn Jahre alter »Ballechin«, am Ende leicht. Die Kombination aus markantem Rauch und der Fruchtigkeit von Oloroso-Fässern faszinierte – und wurde korrekt den Highlands zugeordnet. Dort entsteht bei »Edradour« die getorfte Produktionslinie, deren Einstiegsmodell der »10 years« darstellt.

Zwischen den beiden Raterunden versorgten Sandra und Mario Kisielewski (»Kochsinn«) die Barkollegen mit der entsprechenden Stärkung im »Moby Dick«. Lachs durfte zu den Whiskys natürlich nicht fehlen. Dazu gab es Schokocreme zum Abschluss – als Belohnung oder Trostpreis. Je nach dem, ob man den Schotten zwei Mal »fing« oder doch daneben lag.


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Roland Graf
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