Die kleinen Weingarten-Parzellen reichen im Traisental bis an die Waldgrenze heran, wie hier am Getzersdorfer Berg.

Die kleinen Weingarten-Parzellen reichen im Traisental bis an die Waldgrenze heran, wie hier am Getzersdorfer Berg.
© ÖWM / Robert Herbst

Frisch, fruchtig, finessenreich: Die besten Weine aus dem Traisental DAC Cup 2024

Rund 100 junge Vertreter des Grünen Veltliners und des Rieslings mit Herkunft Traisental DAC aus dem Jahrgang 2023 standen bei der diesjährigen Frühjahrsprobe auf dem Prüfstand. Das Fazit war sehr erfreulich: Die Weine sind bereits zugänglich und brillieren mit Frucht und Frische.

Die Statistik spricht eine ganz klare Sprache: Das ­Traisental ist Grüner-Veltliner-Land. Denn nirgendwo ist der Anteil der weißen Nationalsorte so hoch wie hier, satte 62 Prozent der Rebberge sind mit Veltliner bepflanzt. Für die zweite DAC-Rebsorte, den Riesling – er liegt auf Rang drei hinter Blauem ­Zweigelt –, stehen vergleichsweise bescheidene 54 Hektar zur Verfügung, das sind 6,4 Prozent der Weingärten und damit etwa so viel wie im Weinbaugebiet Wien. 

Die Dominanz des Grünen Veltliners ergibt sich auch aus der Geologie des Traisentals. Die Böden bestehen hier überwiegend aus kalkigen Sedimentgesteinen. Diese fordern die Reben dazu heraus, ihre Wurzeln in die Tiefe zu treiben, was den Weinen ein sehr eigenständiges Profil mit kräftigem Körper und festem Rückgrat verleiht. Die Mischung aus Abtragungsschutt, Sanden und sonstigen Sedimenten bildet das Vorland des Alpen- und des Karpatenbogens. Die bodenbildenden Gesteine des ­Traisentals sind vorwiegend Ton, Mergel, Sand und Sandgestein, Schotter, Konglomerate und Kalke. Die Mineralik ist daher Geschmacksträger, stützt die Säurestruktur und fördert somit die Langlebigkeit der Weine. Besondere Klima­faktoren wie die pannonischen Einflüsse aus dem Osten und gleichzeitig Kaltluft aus dem Alpenvorland bringen warme Tage und kühle Nächte und sorgen so für eine sehr feine ­Aromatik und würzige Finesse. So entstehen hier ­Weißweine mit eigenständigem Aromenprofil und hervorragendem Reifepotenzial.

ZUM GANZEN TASTING

Traisental DAC Cup 2024

Gemessen an der überschaubaren Fläche von aktuell 855 Hektar an Rebbergen ist die Zahl der eingereichten Weine für den Falstaff-Cup stets eine sehr beachtliche. Auch heuer waren wieder über 100 ­Weine aus den beiden DAC-Sorten ­Grüner ­Veltliner und Riesling am Start. Die ­Veltliner aus dem sehr vielversprechenden Jahrgang 2023 lassen sich als frisch, fruchtig, würzig und mit Rückgrat und Finesse charakterisieren, entsprechen somit auf ganzer Breite dem klassischen Traisentaler Profil. In der DAC-Probe reicht die Palette vom Gebietswein über die Ortsweine bis hin zum charaktervollen Riedenwein. Um die jeweilige Herkunft der Traisentaler Weine für den Konsumenten möglichst optimal aufbereiten zu können, wurden über die geschützte Herkunftsbezeichnung ­Traisental DAC hinaus weitere Überbe­griffe definiert. So wurden einige wenige Großlagen bestimmt, die zunehmend ­Bedeutung bekommen. 

Der Begriff »Venusberg« bezeichnet ­Weine,­­ die auf der rechten Seite der ­Traisen gewachsen sind, auf jener Linie, die sich von Süden nach Norden zwischen St. ­Pölten und Traismauer erstreckt. Links des Flusses dominiert das Hollenburg-Karlstettner Konglomerat als Boden, diese im Westen an den Göttweiger Berg des Kremstals angrenzende Region bringt Weine mit der Großlagenbezeichnung »Parapluiberg« hervor. 

Der diesjährige Sieger in Sachen Grüner Veltliner heißt Herwald Hauleitner aus Wagram ob der Traisen – der talentierte Winzer hat sich vor Jahren bereits als Falstaff-Cup-Sieger einem breiteren Publikum vorgestellt. Er holte den Kategoriesieg mit seinem Traisental DAC Venusberg vor dem Weingut Preiß in Theyern mit dem stets exzellenten Grünen Veltliner ­Traisental DAC Ried Rosengarten. Den dritten Rang belegt der Winzerhof ­Weissinger mit einem Wein aus der Inzersdorfer ­Toplage Ried Zwirch.

In der Riesling-Kategorie geht der Sieg an Markus Huber, der mit seiner Ortslage Reichersdorf einen finessenreichen Sortenvertreter präsentierte, Platz zwei geht wieder an die Familie Preiß für den stoffigen Ried ­Pletzengraben, die Bronzemedaille holt sich Karl ­Brindlmayer aus Wagram mit Ried ­Sonnleithen »Terrassen«, alle drei ­Weine wurden mit 93 Punkten bewertet.

Riesling Traisental DAC 2023

Helles Gelbgrün, silberfarbene Reflexe. Feine gelbe Frucht nach Pfirsich, Mango und Honigmelone, ein Hauch von Honig, attraktives Bukett. Stoffig, elegant, feine Fruchtsüße, frischer Säurebogen, mineralisch-seidiger Abgang, gute Länge, bereits zugänglich, sicheres Reifepotenzial.
Traisental, Österreich
Helles Gelbgrün, silberfarbene Reflexe. Feinwürzig unterlegte weiße Tropenfrucht, ein Hauch von Grapefruitzesten, feuchte Steine, Limetten, facettenreiches Bukett. Stoffig, elegant, seidige Textur, feine Fruchtsüße, integrierter Säurebogen, bleibt gut haften, zeigt Länge und Reifepotenzial.
Traisental, Österreich
Helles Grüngelb, silberfarbene Reflexe. Reife gelbe Tropenfrucht, zart nach Papaya, Blütenhonig ist unterlegt, facettenreiches Bukett. Saftig, elegant, wieder reife Fruchtnuancen, finessenreicher Säurebogen, mineralisch-salzig, zeigt gute Länge und Reifepotenzial.
Traisental, Österreich
© Shutterstock

Sortenprofil


Grüner Veltliner Traisental DAC
Keine andere Weinbauregion hat einen derart hohen prozentuellen Anteil der Leitsorte Grüner Veltliner wie das Traisental. Die Weine sind feinfruchtig, engmaschig und verfügen über feine tabakige Würze und ein gutes Rückgrat für eine längere Reife.

Riesling Traisental DAC
Die edle Weißweinsorte Riesling findet vor allem auf den mineralisch-kalkigen Böden ein sehr passendes Terroir vor. Die besten Sortenvertreter zeigen sich straff und verfügen über ein sehr präzises Säurekleid. Der Traisentaler Riesling verlangt daher etwas mehr Geduld, die aber immer belohnt wird.

Grüner Veltliner Traisental DAC 2023

Helles Gelbgrün, silberfarbene Reflexe. Frisches weißes Kernobst, zart nach Melone, Nuancen von Wiesenkräutern, frische Orangenzesten sind unterlegt. Stoffig, elegant, saftige gelbe Apfelfrucht, feiner Säurebogen, mineralisch, zeigt gute Länge und Potenzial, bereits gut entwickelt und antrinkbar.
Traisental, Österreich
Mittleres Gelbgrün, silberfarbene Reflexe. Zart tabakig-kräuterwürzig unterlegte gelbe Kernobstnuancen, frischer Apfel, etwas Mango, ein Hauch von kandierten Orangenzesten. Kräftig, saftig, elegant, feiner Säurebogen, angenehme Fruchtsüße im Abgang, keine Spur von Opulenz, ein stoffiger Speisenbegleiter mit Reifepotenzial.
Traisental, Österreich
Helles Gelbgrün, silberfarbene Reflexe. Frischer Apfel, etwas Mango, zarter Blütenhonig, mineralischer Touch. Saftig, elegant, angenehme, reife Frucht, feiner Säurebogen, mineralisch und gut anhaftend, verfügt über Länge und Potenzial.
Traisental, Österreich

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Erschienen in
Falstaff Nr. 03/2024

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Peter Moser
Peter Moser
Chefredakteur Wein
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