Ein prall gefüllter Kärntner Osterkorb, voll mit Geschmack und Erinnerungen. 

Ein prall gefüllter Kärntner Osterkorb, voll mit Geschmack und Erinnerungen. 
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Frühlingserwachen in Kärnten

Kärntner Brauchtumspflege zu Ostern: Dazu gehören etwa Reindling, Fleischweihe oder Osterfeuer. Was für einen Kärntner außerdem dazu gehört, kann man hier nachlesen.

Man freut sich auf grüne Wiesen, längere Sonnentage und vor allem auf genussvolle Exzesse. Wenn in Kärnten die Osterzeit beginnt, dann sind die Menschen noch lieber im südlichsten Bundesland. Dann interessiert allerorts nur eine einzige Frage. Und die raunt man sich gegenseitig zu oder flüstert sie gar ins Ohr: »Wo bist du zur Osterjause eingeladen?« 

Osterjause vereint Generationen

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Ostern in Kärnten, das sind zwar schöne, alte Bräuche, aber unterm Strich ist es vor allem die traditionelle Osterjause, die Alt und Jung an einem Tisch vereint. Und wohl kaum irgendwo sonst in der christlich-abendländischen Welt wird das Osterfest so ein Riesenschmaus. Wenn die Seele Hunger hat, dann stillt die Osterjause diesen. Wer einmal am »Original-Schauplatz« dabei war, der ist für andere Ostern verdorben und möchte immer am Ostersamstag mit allen Menschen, die er liebt, an einem Tisch sitzen.

Traditionen pflegen

Typischer Osterstrauß mit Frühlingsblumen und Palmkätzchen, den man auf den Osterkorb legt. 
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Typischer Osterstrauß mit Frühlingsblumen und Palmkätzchen, den man auf den Osterkorb legt. 

Selten sind die Kirchen so voll wie an diesem Tag, denn die Osterjause ist in Kärnten nicht nur ein Brauch, sondern etwas, das zum Jahresverlauf gehört. Und auch viele Kärntner, die nicht daheim sein können, zelebrieren sie – egal wo auf der Welt. Mit viel Liebe und Sorgfalt wird ein Korb zusammengestellt und mit der traditionellen Weihkorbdecke, die nur einmal im Jahr aus dem Schrank geholt wird, bedeckt und zur Fleischweihe getragen. Auf dem Korb liegt ein Sträußchen mit Frühlingsblumen, auch ein alter Brauch. Jede Speise im Korb hat ihren Sinn und ihre Bedeutung, und je nach Region haben hier der gekochte Osterschinken, Hauswürste, der Eierkren, die Mohnbutter, die Schweins- oder Rindszunge und die gefärbten Ostereier ihren großen Auftritt.

Kein Ostern ohne Reindling

Sieht man auch nicht oft – ein Reindling ganz am Anfang seiner Entstehung. 
© Martin Steinthaler/tinefoto.com
Sieht man auch nicht oft – ein Reindling ganz am Anfang seiner Entstehung. 

Alles wäre allerdings nichts ohne den Reindling: Die Süße des Reindlings verbindet sich mit der Schärfe des Krens und dem würzigen Schinken – das ist Ostern, wie es sein muss. Geschmack und Duft versetzen uns zurück in ein Gefühl von Geborgenheit und Zuhause-Sein und sind untrennbar verbunden mit den Erinnerungen an die Kindheit. Zum kärntnerischen Ostervokabular gehören aber auch noch der Palmbesen und der Palmesel, die Feuerweihe und das Osterfeuer, das Osterschießen, das Fackelschwingen in Unterkärnten oder das Eierpecken.

Regionenübergreifende Gastronomie

Eierpecken wird aber überall zelebriert. Es ist ein verbindendes Element. Wie Kulinarik und Brauchtumspflege im Alpen-Adria-Raum überhaupt ziemlich viel verbinden. Ein Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand klärt auf. Vertraut sind die Namen, hier wie dort: »Nockerl«, »Necklan«, »Gnòcs« oder »Gnocchi«. Alpe Adria at its best. Die Cjarsons mit ihrer süß-salzigen Fülle in 
Carnia sind die Schwestern der Kärntner Nudel und dann auch wieder nicht – wer kann das schon so genau unterscheiden? Oder wer will das?
Zu köstlich sind solche Gerichte ohne Grenzen. »Lo Strudel«, »Strukli«, »Strudel« – auch hier grenzenloser Genuss. Das gilt auch für den Speck aus dem Gailtal, den Prosciutto aus San Daniele oder den Pršut aus dem slowenischen Karst. Alle haben ihren besonderen Geschmack von der Kühle der Berge und der besonderen Luft – hüben wie drüben. Ein würziges Omelett wird bei den Nachbarn zur Frittata, die Kärntner Frigga zur Fregge und Frikka. Und die Polenta als Beilage zum Gulasch findet sich im Kanaltal und im Karst um Triest genauso wie in Kärnten.

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Hätten die Menschen nicht das Bedürfnis, den Geschmack und die Aromen ihrer frühen Jahre zu bewahren und sie hin und wieder zu beschwören, wäre es um unser aller Geschmackswelt kümmerlich bestellt. Aber Gott sei Dank schmeckt man in Kärnten immer auch die Kindheit.

Aus dem Falstaff Kärnten Spezial

Ilse Fischer
Ilse Fischer
Autorin
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