Kulinarisches Design-Theater
From Russia with love. Erfolgsgastronom Arkady Novikov hat mit seinem gleichnamigen Hotspot London erobert – mit Fusion-Cuisine, guter Location und perfektem Interieur. Seit Herbst reüssiert die hippe Highend-Gourmetkette auch in Dubai. LIVING traf den zielstrebigen Russen zum Interview.
Eröffnet derzeit ein Szene-Hotspot, gehören hochwertige Architektur, teure Materialien und trendiges Design zum Pflichtprogramm. Gerade in London, wo fast monatlich ein neues Lokal aus dem Boden schießt und sich Top-Designer mit kreativen Ideen für optische Superlative überschlagen. Hauptsache originell. Chic. Urban. Sexy. Die besten aus der Gastronomie-Branche verewigen sich in angesagten Szenevierteln mit den innovativsten Konzepten. Alles andere darf nonchalant übersehen werden.
Visionär erobert London
Auch Arkady Novikov ist ein Name, über den man in der Berkeley Street im noblen Mayfair seit geraumer Zeit unweigerlich stolpert. Er ist kein Martin Brudnizki (lesen Sie die Story über den Restaurant-Designer ab Seite 52), aber ein Restaurateur mit Visionen, der die Konkurrenz kurzfristig das Schwitzen lehrte. 54 renommierte Gourmet-Adressen, von denen 52 unter verschiedenen Titeln die Moskauer Restaurant-Szene regieren, sind in seinem Besitz. Und vor drei Jahren setzte der smarte Russe seinem ersten Lokal außerhalb Russlands den eigenen Namen auf die Tür: Novikov. Der Asia-Tempel brummt wie ein Bienenstock – egal ob zum Lunch oder Dinner, tout London drückt sich dort die Türklinke in die Hand. Wenn der 54-Jährige über das Erfolgsgeheimnis seines gleichnamigen Hotspots spricht, so gleicht das allerdings einem Spaziergang im Park. »Es gibt da kein Geheimnis. Es ist so simpel«, antwortet der Geschäftsmann überzeugt, während er, etwas gehetzt wirkend, seinen hauseigenen Sojasprossensalat im Lokal gustiert. Und schnell wird nach den ersten zwei Minuten LIVING-Talk klar: Novikov ist kein Mann vieler Worte, er setzt lieber Taten.
Bei einem geschätzten Vermögen von rund 300 Millionen Dollar – mehr als seine Kollegen Gordon Ramsay und Jamie Oliver zusammen – liegt es nahe, ins Detail zu gehen. LIVING bohrt nach: »Wenn es so einfach ist, erzählen Sie uns davon, wie es geht!« Novikov: »Es gibt in einem Restaurant einige wenige Faktoren, die zu beachten sind: Erstens, serviere gutes Essen. Zweitens, organisiere ein gutes Service. Drittens, schau, dass die Location passt. Und viertens, engagiere den besten Innen-architekten für ein modernes und hoch-qualitatives Design.«

Top-Kulinarik und Design punkten Mission geglückt!
Denn das Novikov-Restaurant-Konzept hebt sich von dem herkömmlicher Highend-Gourmetketten wie Hakkasan, Nobu oder Zuma mehrheitlich ab: Die Küche ist nicht nur für den Gast einsehbar, direkt davor werden frischer Fisch und Gemüse auf einer marktähnlichen Steintheke appetitlich drapiert, die die Küche vom übrigen Restaurant trennt. Dahinter agieren die in ansehnlichen Kochuniformen eilenden Köche wie Protagonisten in einem Schauspiel – frische und duftende Lebensmittel werden verarbeitet und zu außergewöhnlichen Genussmenüs kreiert. Novikov: »Man sieht, was man isst, wirkt quasi bei diesem Procedere mit und kann sich den frischen Fisch persönlich aussuchen. Wir involvieren den Gast in unser Gourmetreich. Das belebt die Atmosphäre.« Ein kulinarisches Designtheater also, das seinesgleichen sucht. Scheint so, als hätte Arkady Novikov seine Hausaufgaben ganz gut gemacht – die Metamorphose vom Koch zum Selfmademillionär ist jedenfalls erfolgreich abgeschlossen. Und Stagnation scheint für ihn ein Fremdwort. Nach London folgte ein »Novikov« in Moskau, letzten Herbst expandierte man nach Dubai. Und das war auch höchste Zeit.»Konkurrenz ist gut und spornt mich an. Denn man wird selbst nur dann besser, wenn man sich mit den Besten messen kann.«
Arkady Novikov
Expansion nach Dubai & Oversea
Während das Hakkasan, Zuma oder Nobu bereits vor Jahren dort ihre Zelte aufschlugen, gesellte sich der Russe erst im Herbst dazu. Aber Competition ist ein Wort, das Novikov eher beflügelt als beängstigt: »Ja, wir haben einige sehr starke Konkurrenten, sowohl in London als auch in Dubai. Das ist auch gut so. Man wird nur besser, wenn man sich mit den Besten misst.« Während das »Novikov« London sowohl Fusion-Cuisine als auch die Cucina italiana zum Besten gibt, hat man sich in der Sheikh Zayed Road in Dubai Downtown ausschließlich dem Asia-Konzept verschrieben. Noch mehr sticht die Fisch- und Gemüsetheke dort ins Auge. Man findet weder einen Fehler im Design noch einen auf der Speisekarte, die identisch mit jener in London ist. Einzig die horrenden Alkoholpreise erinnern daran, dass man sich in Dubai befindet. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind dem Restaurant-Guru freilich nicht genug: »Wir denken gerade über weitere Standorte in Monaco, Miami und N.Y. nach.«
