Mehl aus Insekten könnte sich in Zukunft europaweit durchsetzen.

Mehl aus Insekten könnte sich in Zukunft europaweit durchsetzen.
© Erhan Dayi/Shutterstock

Meilenstein für die Lebensmittelindustrie gelegt: In Europa geht die erste Insektenmehlfabrik an den Start

In der italienischen Provinz Montecassiano soll monatlich eine Tonne des Mehls hergestellt werden.

Bei manchen ist es ihr Panzer, bei anderen sind es die Beine, die Färbung oder auch einfach die Art und Weise wie sie sich fortbewegen. Bereits in der Natur gelten Insekten nicht unbedingt als Publikumsfavoriten, da sorgt der Gedanke die Tierchen zu essen für einen besonderen Schauderfaktor. Zugegeben, die Idee Gebäck oder Proteinriegel aus Insektenmehl zu essen, kann sehr abschreckend sein, aber für die Lebensmittelindustrie könnte diese Neuerung durchaus einen großen Schritt in Punkto Nachhaltigkeit darstellen.

Die Pläne für die Verwendung von Insektenmehl waren bereits seit längerer Zeit im Gespräch, ursprünglich war hier der Gedanke die Käfer zu Tiernahrung zu verarbeiten. Im November 2022 gab die EU dann schließlich auch ihre Zustimmung dafür, aus Insekten Mehl und Lebensmittel für Menschen herzustellen. Medienberichten zufolge, ist der Startschuss für die erste Insektenmehlfabrik in der mittelitalienischen Region Marken gefallen und nimmt somit gemeinsam mit dem Unternehmen »Nutrinsect« den Betrieb auf. Der Konzern mit Sitz in Montecassiano plant die monatliche Produktion von etwa einer Tonne Mehl aus der hauseigenen Grillenzucht.

Lebensmittel der Zukunft?

Wie der Gründer von »Nutrinsect«, José Francesco Cianni, betont, wurden viel Zeit und Ressourcen in die Forschung der Verarbeitung von Insekten zu Mehl investiert. Für ihn kann sich das Ergebnis sehen lassen, denn in den letzten zehn Jahren ist ein Produkt entstanden, das zu 100 Prozent aus Italien stammt, hohe Qualitätsansprüche erfüllt und sowohl gesund als auch schmackhaft ist. Die Idee zur Not Käfer und andere Insekten zu Verzehren ist bei nicht neu, in manchen Fällen entwickelt sich daraus ein regelrechter Trend – und trotzdem scheint hier eine gewisse Hemmschwelle für Ekel zu sorgen.

Im Gespräch mit den Medien erklärt Cianni, dass das Grillenmehl des Unternehmens über viel Eiweiß, Kalzium und Eisen sowie Vitamin B12 und Ballaststoffe besitzt. Darüber hinaus soll es über einen geringen Fett- und Kohlehydratanteil verfügen. »Wir züchten ohne Antibiotika und Medikamente, unter ausschließlicher Verwendung von Grünfutter und Gemüse, das nicht genmanipuliert ist«, erklärt der Unternehmer. Für ihn stellen bestimmte Insekten einen wesentlichen Teil der zukünftigen Ernährungsweise in Europa dar.

Pizza nicht betroffen

Bereits nach der Verkündung der zukünftigen Pläne war die Skepsis und die Vorstellung Mehl aus Grillen oder Heuschrecken zu essen groß. Bei Italiener:innen gestaltete sich die Vorstellung Mehl aus Käfern in Pizza oder etwa in Pasta als ihr Worst-Case-Szenario. Aus diesem Grund hat Ministerpräsidentin Giorgia Meloni im März des Vorjahres die Verwendung von Mehlsorten aus Hausgrillen, Wanderheuschrecken, Mehlkäfern und aus den Larven des Getreideschimmelkäfers für die Herstellung von Pizza und Pasta verboten. Wie es heißt, sind die Produzent:innen anderer Lebensmittel dazu verpflichtet die Nutzung von Insektenmehl auf dem Etikett der Produkte eindeutig zu kennzeichnen.


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Tamara Kalny
Autor
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