Most: Kostbar wie Gold
Die Streuobstwiesen des Lavanttals prägen mit ihren alten Apfelbäumen nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch die immer beliebtere sortenreine Variante des Mosts: den Apfelwein.
Als gebe wohl niemanden im Lavanttal, so Hans Köstinger, der dieses besondere Erlebnis nicht aus seiner Kindheit kennt: im Obstgarten in einen direkt vom Baum gepflückten, vollfruchtigen Apfel zu beißen. Für ihn selbst ist dieser Genuss Teil des Berufs – oder besser: der Berufung. Als Obmann des Vereins »Mostbarkeiten« leitet der pensionierte Landwirt am Zogglhof in St. Paul eine Vermarktungsgemeinschaft der regionalen Mostbauern und ein Kompetenzzentrum für die Obstverarbeitung.
Alte Sorten, neue Qualität
Mit seiner langen Geschichte – Köstinger erzählt, dass schon die Franzosen, die zur Zeit der Napoleonischen Kriege im Land waren, Äpfel vergoren – ist der Most das traditionsreichste Produkt der Genussregion Lavanttal. In der sortenreinen Variante, dem Apfelwein, hat er sich in den letzten Jahren zum echten Qualitätserzeugnis entwickelt. Als erster seiner Art darf jener aus dem Lavanttal auch die kontrollierte Herkunftsbezeichnung VMCC (Vinum ex malis carinthia controllatum) tragen. Köstinger: »Ansinnen unserer Gemeinschaft war es, dem Most einen neuen Stellenwert zu geben. Wir haben uns dafür von der traditionellen Mostproduktion wegbewegt. Unsere Apfelweine werden im Grunde wie Weißweine produziert.«
Zur Verarbeitung kommen dabei die zahlreichen alten Apfelsorten von den Streuobstwiesen der Region – vor allem Kronprinz Rudolf, aber auch Boskoop, Bohnapfel, Schmidberger und der Lavanttaler Bananenapfel, zu dem man hier ein recht emotionales Verhältnis pflegt. »Es ist unser aller Lieblingsapfel«, meint Köstingers Tochter Martina, die den elterlichen Hof vor einigen Jahren übernommen hat. Die seltene, ursprünglich aus Massachusetts im Osten der USA stammende Sorte, die im gemäßigten Klima des Lavanttals – man spricht nicht umsonst vom »Paradies Kärntens« – sehr gut gedeiht, weist deutliche Bananenaromen auf. In der Region sei dieser besondere Apfel »kostbarer als Gold«, so die Jungbäuerin. »Wer davon einen Baum im Hausgarten -stehen hat, gibt die Früchte bestimmt nicht her.«
Äpfel mit Charakter
Zu Apfelwein verarbeitet, eignet sich der süßliche Lavanttaler Bananenapfel ideal für den erfrischenden Genuss zwischendurch – auch dank des typischerweise niedrigen Alkoholgehalts des Getränks von 6 bis 7,5 Volumenprozent.
Wie man es von den Trauben im Weinbau kenne, erklärt Karlheinz Hasenbichler, der eine Landwirtschaft in Maria Rojach betreibt, habe auch jeder Apfel seinen eigenen Charakter: »Der eine ist eher lieblich, der andere hat eine kräftigere Säure.« Diese Typizität ist beim sortenreinen Apfelwein, anders als beim traditionellen Most, deutlich zu schmecken.
Ob beim Lavanttaler Bananenapfel, bei säurelastigen Sorten wie etwa dem Bohn-apfel, den man in der Region gerne zur herzhaften Jause serviert, oder bei neueren Produkten wie dem Apfelfrizzante – nur die besten Früchte werden zu »Mostbarkeiten« verarbeitet. Ganz dem Bekenntnis zu hohen Qualitätskriterien und zum bäuerlichen Produkt entsprechend, dem man sich in der Genuss-region Lavanttal rund um den Zogglhof verschrieben hat.
Mit 7000 Besuchern im Jahr erfreut sich das Kompetenzzentrum in St. Paul dank seiner Produkte, Verkostungs- und Seminarangebote beachtlichen Interesses. Die Vielfalt der neuen, sortenreinen Apfelweine wüssten dabei vor allem Weintrinker und jüngere Leute um die 30 zu schätzen, so Hasenbichler: »Und wer einmal gekauft hat, kauft immer wieder.«
Most wanted
Zogglhof
Das Kompetenzzentrum für Most und Apfelwein im Lavanttal. Der Verein »Mostbarkeiten« ist hier bei Familie Köstinger untergebracht.
Hundsdorf 2, 9470 St. Paul im Lavanttal
www.mostbarkeiten.at
Karlheinz Hasenbichler
Nicht nur preisgekrönter Most und Apfelwein, auch Essig kommt von diesem Hof.
Oberpichling 11,
9422 Maria Rojach
Franz Lauritsch
Auch im Kärntner Rosental wird Most gemacht. Herausragender z. B. von Franz Lauritsch, der mit dem »Moseco« einen Apfel-Birnen-Schaumwein in die Flasche bringt. Auch nicht schlecht: der »Mostini« mit Wermut.
Humitzweg 28, 9536 St. Egyden
www.dein-bauer-franz.at
Bauernladen Pratnekar
8000 Liter Most produziert Martin Pratnekar im Jahr. Er hat aber auch Cider, vor allem aber super Brände und Fruchtsäfte in seinem Laden.
Feistritz 40,
9143 St. Michael ob Bleiburg
Weitere Informationen zum Verein »Mostbarkeiten«, zu seinen Aktivitäten und Erzeugnissen finden Sie unter: www.mostbarkeiten.at
Aus dem Falstaff Kärnten Spezial 2017