(V..l.n.r:) Ingo Hillen, die Klaas-Brothers, Daniel Bodamer.

(V..l.n.r:) Ingo Hillen, die Klaas-Brothers, Daniel Bodamer.
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München: Ein Quantum Cool im »Brothers«

Markus und Tobias Klaas kennt man als Kellner aus dem »Werneckhof« und den Pop-up-Restaurants von Tohru Nakamura. Jetzt haben die Zwillinge in Schwabing das Restaurant »Brothers« eröffnet – mit an die 1000 Spitzenweinen und einer regional-internationalen Küche ohne Schnickschnack.

Salbeigrün, moosgrün, japanischer-tee-grün – das Interior des Restaurant »Brothers« mit 35 Plätzen an der Kurfüstenstraße ist Zen mit einer Prise Coolness. An einer Wand hängt ein großer runder Spiegel mit einem Zitat aus einem Song der Band »The Strokes«. Und links hinten ein Plattencover ihrer Band »The Fillies«. »Wir bekommen noch Kunst«, sagt Markus Klaas. »Zeichnungen, so ähnlich wie die im ›Sketch London‹.« Vor zwei Monaten empfingen Markus und Tobias Klaas die ersten Gäste. Fünf Jahre hatten sie an dem Konzept gearbeitet. »Es dauerte, bis wir den Mut fanden – und mit Ingo Hilles einen Investor.« Jetzt steht das kleine Restaurant mit »toller Musik, tollem Essen und einem tollen Team«. 

Auf Umwegen zum Ziel

Dass die beiden einmal beim Fine Dining landen würden, war nicht vorgezeichnet. Nach ihrer Mittleren Reife auf dem Land waren sie zunächst ein Jahr lang arbeitslos. »Wir haben nur Musik gemacht«, erinnert sich Markus Klaas. »Als wir merkten, dass wir nicht weiterkamen, entschlossen wir uns für eine Ausbildung.« Markus nahm ein Angebot zur Ausbildung als Restaurantfachmann im ehemalige 5-Sterne-Hotel »Crown Plaza« in der Münchner Leopoldstraße wahr, Tobias zog nach mit einer Ausbildung in einem Sternerestaurant am Münchner Flughafen. Schließlich führte ihr Weg sie für drei Jahre nach London, nach Australien, ins Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach, ins »Tantris« nach München. Tobi leitete später das Sterne-Restaurant »Terrine«, dem er auch als Sommelier vorstand. Die letzte Station für beide vor der Eröffnung ihres eigenen Lokals: Sommelier und Kellner unter Tohru Nakamura. Von ihm haben sie auch die Idee einer ausgeklügelten Playlist übernommen. Ihre musikalische Vergangenheit kam den beiden zugute: »Aber es hat lange gedauert, sie zu kuratieren. Wir spielen einen Mix aus sexy, Indie und alternativ. Wir wissen, Gitarren-Soli machen Leute nervös und wir spielen nichts, wo die Gäste mitsingen könnten.« 

(V..l.n.r:) Ingo Hillen, die Klaas-Brothers, Daniel Bodamer.
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(V..l.n.r:) Ingo Hillen, die Klaas-Brothers, Daniel Bodamer.

Starke Weinkarte

Es könnte passieren, dass die Leute auf den Tischen tanzen. Die Weinkarte fährt mit erlesenen Tropfen auf. »Für die Weine haben wir das Geld von unserem Investor geliehen bekommen«, sagt Markus. Tobias, der Sommelier im Team hat in über einem Jahr annähernd 1000 Posten zusammengesucht, die im Keller unter dem Restaurant lagern. Darunter große Burgunder, Rieslinge, Riojas aus Spanien oder Grüner Veltliner aus Österreich. Zur Einstimmung wird unter anderem ein Cuvée Champagner von Bruno Paillard ausgeschenkt.

Nur das Beste kommt auf den Teller

Küchenchef im »Brothers« ist Daniel Bodamer, der einen bemerkenswerten Lebenslauf vorzuweisen hat: Sous-Chef im Münchner »Tantris« und »Le Clarence« in Paris sowie bei Jan Hartwig im 3-Sterne-Restaurant »Atelier« im »Hotel Bayerischer Hof«. Sein Küchenkonzept: Modern und jung mit einem Tasting-Menü oder à la carte, wo die Speisen sich der Saison anpassen und alle anderthalb Monate wechseln. Statt Rind zum Beispiel steht jetzt Lamm vom »Gutshof Polting« mit Steckrüben und Kürbiskernen auf der Karte. Aktuell ist Muschelsaison und es gibt ein Dreierlei von Jakobsmuscheln aus der Bretagne mit Tempura, roh mariniert mit Rettich oder gebraten mit einer Sauce aus Jakobsmuschelhärchen. »Wir versteifen uns nicht auf regionale Küche«, sagt Daniel Bodamer. »Wir beziehen die Produkte aus den Regionen, wo sie die beste Qualität haben.« Das Topinambur für Vegetarier kommt aus Bayern, die Ente aus Niederbayern, der Wolfsbarsch aus Frankreich, die Langustinen aus der Bretagne, »weil sie in dem kalten Wasser dort am besten gedeihen.« Das Geschirr, auf dem die Speisen angerichtet werden, ist ein bunter Mix aus Tellern von »Bernardaud«, Steingut aus Portugal und weißen Tellerchen für das selbstgebackene Brot. 

Coole Kellner, cooler Laden

Ungewöhnlich sind auch die Outfits der vier Kellner und der Besitzer: Anzüge im Sixties- und Seventies-Style aus Cord, mit dunkel-lila Nadelstreifen oder in einem Goldton mit breitem Revers, alte Kollektionsteile von »Drykorn«, von denen sie bereits als Musiker ausgestattet wurden. Der Laden ist jeden Abend voll, »viele Leute kannten uns und sind unserem Ruf als Kellner gefolgt und weil unsere Küche eine Wahnsinnsleistung bringt«, sagt Markus. Denken sie jetzt über expandieren nach? »Vielleicht eine Weinbar, die dann ›Sisters‹ heißt? Oh ja, mit Indierockmusik und einer kleinen Karte mit fünf Gerichten«, sagt Markus. »Wir waren in der neuen Bar ›Velvet‹ im ›Corinthia Hotel‹ in London. Die geilste Bar, in der ich in den letzten fünf Jahren war.« Rote Samtvorhänge, Spiegel, schummeriges Licht und ein Kellner, der die Gäste unterhält. Und wenn das nichts wird? »Dann veranstalten wir Sommelier- und Kochkurse. Der Name steht schon: Master-Klaas.« Und der ist Programm.

INFO

Restaurant Brothers
Kurfürstenstraße 31
80801 München
brothers-munich.com


Corinna von Bassewitz
Autor
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