© Thomas Labuda

Pawpaw: Wunderfrucht der vier Geschmäcker

Vanille. Banane. Mango. Ananas. Alles in einem. Die Geschichte einer ganz besonderen Frucht, die (noch) kaum jemand kennt - und vier Pinoier:innen, die das ändern wollen.

Die kleinen Gläschen gehen zwischen den Tischen mit Naturwein fast ein bisschen unter. Und stechen am Ende doch genau deshalb ins Auge. Das »mit alles« möchte Treffpunkt für Foodies sein, die Lust auf neue Geschmäcker haben. Allein dank der Anwesenheit von Thomas Labuda und Juliane Reiterer komplett geliefert. Pawpaw heißt die Frucht, die die »Erla Exoten« im niederösterreichischen Rabensburg 2017 erstmals anbauen und damit in Österreich zu Pionier:innen werden. Sechs Jahre ist das her. Und trotzdem kann man auch 2023 noch von einer Neuentdeckung sprechen. 

Die Pawpaw Blüte. Bestäubt wird sie von verschiedenen Insekten.
© Thomas Labuda
Die Pawpaw Blüte. Bestäubt wird sie von verschiedenen Insekten.

Erklärungsbedürftige Frucht

»Du pflanzt die Bäume und die ersten zwei Jahre passiert dann erstmal gar nichts«, lacht Labuda und rührt in seiner Melange. Er und Reiterer sitzen auf der schmalen Sitzbank mit grünem Überzug im altehrwürdigen »Bräunerhof« und spielen wieder einmal die Erklärbären. Denn kennen tun die wenigsten Gesprächspartner:innen ihr wohl exotischstes Produkt. »Pawpaw ist schon sehr erklärungsintensiv«, gibt die Pflanzenschutzbeauftragte zu. Allein deshalb sind beide ihre Rolle gewohnt. Ob beim Kulinarikfest »mit alles« oder eben bei diesem Termin an einem Mittwochnachmittag im Kaffeehaus. So sieht es aus, das Leben als Pionier:in. Das Funkeln in den Augen haben beide, wenn sie von der Frucht sprechen, bei dessen Nennung in den Augen ihrer Gegenüber erstmal meist Fragezeichen auftauchen. Vielleicht sollte man genau deshalb ganz von vorne anfangen. 

Die Reife der Frucht zu erkennen, erfordert einiges Feingefühl und Erfahrung. Ihre Farbe verändert sie äußerlich nämlich nicht.
© Thomas Labuda
Die Reife der Frucht zu erkennen, erfordert einiges Feingefühl und Erfahrung. Ihre Farbe verändert sie äußerlich nämlich nicht.

Was ist Pawpaw?

Ihren Ursprung hat die Pawpaw in Nordamerika. Geformt wie eine Mango und mit der reifen Konsistenz »zwischen Pudding und Avocado«, wie der Landschaftsgärtner erklärt. Farblich variiert das Fruchtfleisch der unterschiedlichen Sorten zwischen hellgelb und orange. Auffällig: Die großen schwarzen Kerne, die wie ein Rückgrat in der Frucht angeordnet sind. »Es wäre natürlich ein Züchtungsziel, irgendwann eine Frucht ohne Kerne zu haben, so wie bei der Banane. Aber das ist Zukunftsmusik«, meint Labuda. Apropos Banane: Die teilt mit der Pawpaw nicht nur den cremigen Charakter, sondern auch auch den Geschmack. Banane, Mango, Ananas und sogar Vanillenoten vereinen sich geschmacklich in der Wunderfrucht, die zudem extrem robust ist: Bis zu minus 25 Grad Celsius verträgt sie – womit auch die Frage nach der Anbaumöglichkeit in Österreich beantwortet wäre. 

Bestäubt werden die Blüten bereits im April durch unterschiedlichste Insektenarten. Reif ist die Pawpaw aber erst im September. Und dann gilt es einiges zu beachten: »Die Frucht reift nicht nach, ist sie einmal unreif geerntet, verändert sie den Geschmack nicht mehr«, erklärt Reiterer. Weil sie äußerlich ihre grüne Färbung während des Reifeprozesses nicht verändert, ist Feingefühl gefordert. Ähnlich wie bei einer Avocado hilft das Tasten oder man wartet, bis die reifen Früchte zu Boden fallen. Anschließend gilt es schnell zu sein, denn »die Früchte entfalten nur sieben bis zehn Tage ihren vollen Geschmack – bekommen anschließend leichte Kaffeearomen«. 

Die vier Pionier:innen: Juliane Reiterer, Thomas Labuda mit Veronika und Richard Erasim.
© Barbara Brandstätter
Die vier Pionier:innen: Juliane Reiterer, Thomas Labuda mit Veronika und Richard Erasim.

Es begann alles in Schönbrunn

Die ersten Berührungspunkte zwischen der Pflanze, ihren vier Geschmacksnoten und Österreichischem Boden liegen bereits mehr als 20 Jahre zurück. Helmut Pirc baute bereits Ende der 1990er Jahren die ersten Pflanzen in der Baumschule in Hetzendorf an, erinnert sich Reiterer. Über den Status der Versuche in Kleinstmengen kam die Pflanze aber über Jahre nicht hinaus. Bis 2017. Damals setzten sich Reiterer und Labuda mit dessen Bruder Richard Erasim und seiner Frau Veronika in den Kopf, der aus den USA stammenden Pflanze in Österreich die ihr zustehende Aufmerksamkeit zu Teil werden zu lassen. Erst mit einer Hand voll Bäumen, die innerhalb weniger Jahre deutlich mehr wurden: »Wir haben aktuell ziemlich genau 1.000 Bäume auf etwa einem Hektar.« Im vergangenen Jahr ernteten die »Erla Exoten« so um die 500 Kilogramm der Wunderfrucht.

Das Innere der Pawpaw ist geprägt von den markanten Kernen. Langfristig wäre Lauda eine kernlose Züchtung das Ziel.
© Thomas Labuda
Das Innere der Pawpaw ist geprägt von den markanten Kernen. Langfristig wäre Lauda eine kernlose Züchtung das Ziel.

Keine Prognose aber gute Aussichten

In diesem September könnte sich der Ertrag nochmal deutlich erhöhen – zu einer Prognose lassen sich die beiden während des Kaffees aber nicht hinreisen. Die Menge scheint für beide in der aktuellen Phase aber ohnehin noch keine Priorität zu haben – vielmehr befinden sie sich in einem Stadium, in dem experimentiert werden soll. Mit neuen Sorten – aber auch mit Produkten, die die Pawpaw konservieren und so das gesamte Jahr über genießbar machen. Die Ergebnisse der bisherigen Experimente sind die kleinen Gläschen, die bereits auf dem »mit alles« für Aufsehen sorgten. Marmelade, eine Art Butter und zwei Varianten mit den eigens angebauten Haselnüssen in einer Haselnusscreme. Spannende Produkte und noch lange nicht das Ende: »Ein Eis aus unseren eigenen Früchten wäre natürlich wirklich schön«, schmunzelt Labuda und hat schon wieder diesen Glanz in den Augen.


Info

Erla Exoten
Othmar Knoll-Straße 476
2274 Rabensburg
erla-exoten.at

Felix Moßmeier
Felix Moßmeier
Digitalredakteur
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