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Sekt aus Österreich: Knaller mit Tradition

Österreichs Qualitätssekte: Dank Qualitätspyramide und Banderole hat der Weinkonsument nun eine klare Orientierungsmöglichkeit. Ein Meilenstein in der Sektgeschichte Österreichs.

Sekt ist heute längst ein fester Bestandteil des österreichischen Weinangebots. Nicht weniger als zehn Prozent einer Weinernte in Österreich werden inzwischen als Sektgrundwein weiterverarbeitet – Tendenz steigend.
Vor einigen Jahren haben sich führende Sekterzeuger zusammengetan, um eine neue Qualitätspyramide zu definieren. Diese wurde geschaffen, um die verschiedenen Kategorien von Sekt geschützten Ursprungs für die Konsumenten übersichtlich darzustellen.
In den rechtlichen  Bestimmungen ihrer Spitzenkategorie misst sich diese an den höchsten Standards der führenden Schaumweine der Welt und geht in manchen Punkten sogar darüber hinaus. Wenn also Sekthersteller die Bezeichnungen »Österreichischer Sekt geschützten Ursprungs« in den Kategorien »Klassik«, »Reserve« oder »Große Reserve« auf den Etiketten anführen, ist die Einhaltung der jeweiligen Qualitätsparameter rechtlich verpflichtend.
Seit dem 22. Oktober 2018 ist nun auch die Spitzenqualität dieses neuen Systems, die »Große Reserve« für die Konsumenten verfügbar: Im Rahmen einer großen Publikumspräsentation in der Nationalbibliothek in Wien konnte man sich von den ersten Ergebnissen begeistern lassen. Damit ein Sekt den begehrten Titel »­Große Reserve« tragen darf, muss er zahlreiche Bedingungen erfüllen, die wir hier zusammenfassen möchten. Der Grundwein stammt aus einem klar abgegrenzten Gebiet wie einer Gemeinde oder einer angemeldeten Ried. Produziert wird nach der traditionellen Flaschengärmethode, dabei muss der Sekt mindestens 30 Monate auf der Hefe reifen. Der früheste Verkauf ist 36 Monate ab der Ernte, nicht aber vor dem 22. Oktober nach drei Jahren möglich.

Angeboten wird die »Große Reserve« ausschließlich als Brut nature, Extra Brut und Brut, es gibt sie als weißen Sekt oder als Rosé-Sekt, wobei für den Rosé nur Grundwein aus roten Trauben verwendet werden darf. Die »Große Reserve« kann ein Jahrgangsprodukt sein, muss aber nicht. Der Jahrgang 2012 wurde als Startjahrgang für die Vintage-Produkte festgelegt, für ältere Jahrgänge ist der Begriff »Große Reserve« auch dann nicht anwendbar, wenn der Sekt bereits den beschriebenen Qualitätskriterien entspricht. Unverwechselbares Kennzeichen für aller drei Kategorien der Pyramide ist die rot-weiß-rote Banderole, die nun bei allen österreichischen Sekten g.U. in Verwendung kommt. Weist ein Schaumwein dieses Merkmal auf, so kann sich der Konsument sicher sein, dass er beste heimische Sektqualität in Händen hält.
Die Produktion von Schaumweinen hat in Österreich eine Tradition, die bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Der Impuls zur Aufnahme der Schaumweinproduktion ging mit großer Wahrscheinlichkeit vom Wiener Kongress (1814/15) aus, der die Tisch- und Trinksitten der gehobenen Gesellschaft deutlich verwandelte und wo anlässlich der zahl­losen Bankette, Bälle und Diners der Champagner in Strömen floss. In vielen Teilen des Vielvölkerstaats der Donaumonarchie etablierten sich alsbald Unternehmen, die sich der Herstellung von schäumenden Weinen widmeten, die ihr Vorbild im Champagner hatten.
So werden auch in Wien in den 1820er-Jahren bereits fünf Sektfabriken in den Branchenbüchern der Zeit genannt, im nahen Pressburg weitere vier. Das Unternehmen J. B. von Stallenberg aus Wien-Josefstadt war der bekannteste Betrieb dieser Gründerzeiten, wohl auch weil er seinen »Fleur de Weidling« sowie »Crème de Bisamberg« unverblümt als Champagner anpries. Stallenberg wurde bei den Österreichischen Gewerbeausstellungen in Wien in den Jahren 1835, 1839 und 1845 ausgezeichnet und stellte rund 90.000 Flaschen jährlich her. 1841 gründete ein Carl Radlinsky in Dürnkrut an der Nordbahn in Gesellschaft mit dem Besitzer der Herrschaft Dürnkrut, dem Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, die ­Dürnkruter Radlinskysche Champagner-Fabrik, die bereits reinsortigen Grüner-Veltliner-Sekt herstellte und auch in Hamburg und London vertrieb. Bei der Gewerbeausstellung in Wien gab es dafür Lob: »Diese angenehmen und leichten Schaumweine werden aus der sogenannten grünen Muscateller (der grünen Mannharts-)Traube einer niederösterrei­chischen Reben-Sorte hergestellt.«

Innovation aus Frankreich

1842 begann ein junger Mann aus Württemberg, der in Reims bei Ruinart sein Handwerk gelernt hatte, ebenfalls in der Josefstadt seine Schaumweinproduktion – sein Name steht bis heute wie kein anderer für österreichische Sektkultur: Robert Schlumberger. Seine »Perle von Vöslau«, die später den Markennamen »Vöslauer Goldeck Sparkling« tragen sollte, wurde zum Publikums- und Exporterfolg. Ab 1851 kam mit den Brüdern Kleinoscheg in Graz ein weiterer österreichischer Qualitätsproduzent dazu (»Crème de Styrie«), auch Ludwig Kleinoscheg hatte seine Ausbildung in der Champagne genossen. Anlässlich der ersten Weltausstellung 1862 in London schaffte es der Schlumberger Sparkling sogar auf die Weinkarte von Königin Vic­toria im Kensington Palace. Kleinoscheg eröffnete in London zudem eine Agentur und leitete von dort die Ausfuhr seiner steirischen Markensekte mit Namen wie »Derby«, »Goldmarke« oder »Herzogsmantel« in Länder von Kanada bis Indien und China ein. 1861 erzeugte der Retzer Weingroßhändler Vincenz Liebl seinen beliebten »Franz-Josefs-Champagner«, der mit dem Namen bewusst auf die patriotische Karte setzte. Weitere Liebl’sche Erfolgsmarken hießen »Handicap« oder »Torpedo«. In Wien-Unterdöbling 12 hatten Isidor Selten und Adam Löwenberg ihre Fabrik für österreichischen Champagner (1862).
In den folgenden Jahren wurden in der Steiermark und in Wien weitere Unternehmen gegründet: Robin & Penet aus Epernay, vertrieben auch moussierende Österreicher-Weine aus ihrer Fabrik in Wien, Neubaugasse 56 (1865), dazu kamen ­Pesteres, Pock & Kieslinger, Geiling, Auchmann & Comp.; Franzosen wie Charles Robin in Wien und E. Mercier & Co in Langenzersdorf nahmen die Produktion in Österreich auf, ohne nachhaltig zu wirken. Substanzieller war die Gründungswelle um 1900: 1892 startete in Radkersburg Clotar Bouvier, 1895 Theodor Etti, dessen Etti-Sekt und »Rathausmarke« sich bald großer Beliebtheit erfreuten – Etti wurde übrigens 1964 von Inführ übernommen. 1903 begann die Geschichte von Johann Kattus als Sekterzeuger: Sein »Hochriegl« gehört ebenfalls zum schäumenden Vermächtnis des Landes. Im Jahr 1917 setzte Franz Leibenfrost in Wien-Döbling mit seiner »Donauperle« den Schlusspunkt unter die zuletzt recht erfolgreiche Sektgeschichte der Donaumonarchie auf nunmehr österreichischem Boden.

Ein steiniger weg zum Erfolg

Mit dem Fin de Siècle erlebte diese Branche ihren vorläufigen Höhepunkt – das Ende des Kaiserreiches markierte bedingt durch den Wegfall des großen Binnenmarkts einen Niedergang der Produktion und einen klaren Abschwung des Sektgeschäfts.
Einige Traditionsmarken schafften es dennoch, die schwierigen Folgejahrzehnte zu überstehen, und erlebten in den Nachkriegsjahren wieder bessere Zeiten. Mit dem Aufkommen der Lebensmittelketten veränderten sich die Absatzwege für die Sektkellereien, und sie sahen sich der massiven Konkurrenz durch deutsche Markensekte gegenüber, zu denen sich bald auch Anbieter mit Cava aus Spanien – mit dem Quasi-Monopolisten Freixenet – und zu guter Letzt eine wahre Flut von italienischen Prosecchi gesellten.
Neben den reinen Sektspezialisten naschten in zunehmendem Maße auch größere Weinkellereien und Genossenschaft mit. In diesem stark preisabhängigen Markt wurde naturgemäß Tanksekt nach Methode Chármat oder im Transvasierverfahren hergestellt, die kostspielige Herstellung nach traditioneller Methode wurde nur von wenigen Betrieben beherrscht. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis auch qualitätsbewusste Weingüter diese Nische für sich entdeckten. Bald machten die ersten »Winzersekte« von sich reden. Gerald Malat aus Palt zählte zu den Pionieren: Er nahm bereits im Jahr 1979 die Produktion im Flaschengärverfahren auf.
Nach dem Wein­skandal waren viele Winzer auf der Suche nach alternativen Produkten, um ihr Sortiment zu verbreitern. Immer öfter ging man dazu über, Grundweine von Profis gegen Lohn versekten zu lassen. Firmen wie Inführ, Hugl, später auch die 1991 in Gols gegründete Spezialkellerei der Gebrüder Szigeti sorgten allesamt für ein schwunghaftes Anwachsen der Qualität und des Angebots beim Winzersekt.

Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2018

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Peter Moser
Peter Moser
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