Rainer Christ, Fritz Wieninger, Thomas Podsednik, Michael Edlmoser, Gerhard J. Lobner und Thomas Huber (v.l.)

Rainer Christ, Fritz Wieninger, Thomas Podsednik, Michael Edlmoser, Gerhard J. Lobner und Thomas Huber (v.l.)
© Raimo Rudi Rumpler

WienWein: »Unser Arbeitsplatz ist der Weingarten«

Wie reagiert die WienWein-Gruppe auf den Klimawandel? Die Antwort wurde im Rahmen eines Mediengesprächs gegeben und lautet: Pflege der Weingärten, Konzentration auf die Lagen.

»Der Weinjahrgang 2018 hat besonders nachdrücklich bestätigt: Die Lage macht den Unterschied – und das Engagement im Weingarten.« So fasst WienWein-Winzer Fritz Wieninger die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr zusammen. Der ungewöhnliche Witterungsverlauf von einem warmen Januar über einen eiskalten März bis hin zum staubtrockenen Sommer und einen niederschlagsreichen August sowie die früheste Ernte seit Winzergedenken – machte die Unterschiede zwischen durchschnittlichen und erstklassigen Lagen deutlich und zeigt vor allem, wo gründlich und individuell im Weingarten gearbeitet wurde und wo nicht.

Härtetest bestanden

Freunde der Wiener Weine können mit 2018 trotzdem mehr als zufrieden sein, heißt es am 2. April anlässlich eines Pressegesprächs in Wien. Die Weine sind gut strukturiert, zeigen intensive Frucht und dank der frühen Lese auch eine schöne Würze. Die Säure ist ähnlich ausgeprägt wie 2017, was vor allem in den Wiener Gemischten Satz neue Facetten gebracht hat. Thomas Podsednik vom Weingut Wien Cobenzl: »Unsere jüngsten Wiener Gemischten Sätze machen großen Spaß. Sie sind lebendig, vielschichtig und reich an Aromen – das kommt auch davon, dass die Trauben beim Ernten unterschiedlich reif waren.« Für die WienWein-Winzer war 2018 jedenfalls ein Härtetest, erforderte intensive Laubarbeit und ständige Kontrollen der Weingärten, um den richtigen Erntezeitpunkt zu erwischen und zu vermeiden, dass die Trauben überreif und die Weine breit und langweilig werden.

»Es hat sich bezahlt gemacht, dass wir uns seit vielen Jahren so intensiv mit unseren Böden auseinandersetzen. Durch den langen, gründlichen Prozess, der der Lagenklassifizierung vorangegangen ist, wissen wir jetzt noch besser Bescheid über unser Terroir. 2018 haben wir genau dieses Wissen dringend gebraucht«, erzählt Spitzenwinzer Michael Edlmoser.

Weichen für die Zukunft jetzt stellen

Die außergewöhnlichen Wetterbedingungen von 2018 lieferten einen Vorgeschmack auf die Veränderungen, die durch den Klimawandel auf den Wiener Weinbau zukommen könnten. Denn bei allen Unsicherheiten sind sich die Meteorologen über zwei Vorhersagen einig: Es wird im Schnitt wärmer werden, und es werden häufiger Turbulenzen auftreten. »Der Wiener Weinbau muss auf diese Herausforderungen reagieren, denn in Zukunft werden Spätfröste ebenso öfter zu verzeichnen sein wie Hitzetage und trockene Sommer«, sagt Gerhard J. Lobner, vom Weingut Mayer am Pfarrplatz. Daher haben sich die WienWein-Winzer auf folgende Gegenmaßnahmen geeinigt:

  • Noch intensivere Pflege der Weingärten, also aufwändige Bodenbegrünung und Bodenmanagement, damit in Trockenperioden der Boden nicht wegbröckelt. Humus aufbauen, der eine Speicherzone für Wasser bildet. Artenreiche Begrünung.
  • Balanceorientierter Rebschnitt zum Schutz gegen Schädlinge und Krankheiten sowie zur Ertragsregulierung.
  • Individuelle Laubarbeit. Keine Patentrezepte. Die Intensität hängt von der Ausrichtung des Rebhangs und der Sonneneinstrahlung ab.
  • Professionelles Lesemanagement: Ständige Kontrolle über Reifezustand der Trauben, um richtigen Erntezeitpunkt zu erwischen.

Vor allem kommt es darauf an, langfristig die Weichen richtig zu stellen. Wenn Reben neu ausgepflanzt werden, entfalten sie erst nach Jahrzehnten ihr volles Potenzial. Die WienWein-Winzer beschäftigen sich daher jetzt mit den Fragen: Welche Sorten, welche Lagen werden mit dem veränderten Klima am besten zurechtkommen? Wo werden in 20 bis 30 Jahren die besten Lagen für Riesling und Grüner Veltliner zu finden sein?

Fokus auf Frische

Im Hinblick auf den Klimawandel hat die Sorge um Frische und Fruchtigkeit erste Priorität erhalten. Früher lautete die Frage stets: Werden die Trauben reif? Heute heißt es vielmehr: Werden sie auch genug Säure haben? Statt »je später ernten, desto besser« lautet das neue Leitmotiv: rechtzeitig lesen, um den Weinen ihre Frische und Würze zu erhalten. »Der typische Charakter der Wiener Weine soll auch in Zukunft erhalten bleiben. Wiener Weine sollen vollmundig sein, dürfen aber keinesfalls ihre Spritzigkeit und ihre knackige Frische verlieren«, betont Thomas Huber vom Weingut Fuhrgassl-Huber.

Wiener Gemischter Satz als »Allroundtalent«

In Anbetracht des Klimawandels hat sich auch die Wiederbelebung des Wiener Gemischten Satzes als weitblickende Entscheidung erwiesen. Insgesamt ist der Wiener Gemischte Satz eine unglaubliche Erfolgsgeschichte und wesentlich dafür verantwortlich, dass Wiener Wein in den vergangenen 20 Jahren weltweit bekannt und begehrt wurde.

In Zeiten extremer Wettersituationen bietet der Wiener Gemischte Satz den Vorteil, dass er aus mehreren Sorten besteht, wodurch sich ungünstige klimatische Bedingungen gut ausgleichen lassen. In manchen Jahren kommt der Veltliner mit den Bedingungen besser zurecht, in manchen der Weißburgunder oder der Neuburger.

»Wir können durch die Sortenmischung auch mit den langfristigen Veränderungen des Klimas besser umgehen. Davon werden wir in Zukunft noch enorm profitieren.«
Thomas Podsednik, Weingut Wien Cobenzl

Die Herausforderung liegt im Weingarten

Mehr denn je gilt für die WienWein-Winzer in Zukunft: Der Arbeitsplatz des Winzers liegt im Weingarten. Das ist der Ort, wo die Qualität entsteht und wo die Herausforderungen von Klimawandel und Wetterkapriolen gemeistert werden müssen. »Wir werden die intensive Arbeit für die Standortqualität weiter fortsetzen, weil wir darin das entscheidende Kriterium für den künftigen Erfolg sehen«, so Rainer Christ.

www.wienwein.at

Eventtipps

Wer sich von der Qualität der Wiener Weine selbst überzeugen will, hat bei diesen Veranstaltungen Gelegenheit dazu:

Falstaff Pop-Up-Heuriger

Termin: Donnerstag, 23. Mai 2019 – 16-23 Uhr
Ort: Kursalon Hübner, Johannesgasse 33, 1010 Wien
Infos & Tickets: www.falstaff.at/falstaff-pop-up-heuriger-2019

Weißweingala

Termin: Montag, 17. Juni 2019
Ort: Wiener Hofburg, Heldenplatz, 1010 Wien
Infos & Tickets: www.falstaff.com/wwg19

Gemischter Satz Festival - Festival für Musik, Literatur, Kunst und Wein

Termin: Donnerstag, 23. bis Samstag, 25. Mai 2019
Ort: Wiener Konzerthaus, Lothringerstraße 20, 1030 Wien
Infos & Tickets: www.konzerthaus.at

Österreichische Traditionsweingüter: Der Donauraum – die große Verkostung

Termin: Freitag, 6. September, 11-18 Uhr
Ort: Schloss Grafenegg, Grafenegg 10, 3485 Grafenegg
Infos & Tickets: www.traditionsweingueter.at

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Wer in Wien einen solchen Namen trägt, ist verpflichtet, das Beste zu geben. Und diesem Auftrag...
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