In der Gastronomie fehlt oftmals das Personal.

In der Gastronomie fehlt oftmals das Personal.
© Shutterstock

Zeitenwende auf dem Arbeitsmarkt: Unternehmen müssen sich heute bei Talenten bewerben

Die Zahlen alarmieren: 60 Prozent der Unternehmen sehen größere Herausforderungen beim Recruiting als vor der Pandemie, knapp 40 Prozent berichten über gestiegene Fluktuation. Wie neue Hiring-Strategien helfen.

Rund zwei Drittel der österreichischen Unternehmen haben ein Recruiting-Problem. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Forsa im Auftrag von Xing E-Recruiting unter 100 Unternehmen durchgeführt hat. Dabei geben 60 Prozent der Befragten an, dass sie nun größeren Herausforderungen bei der Personalsuche gegenüberstehen als vor der Pandemie. Darüber hinaus haben 37 Prozent der befragten Unternehmen einen Anstieg der Personalveränderung während der Corona-Zeit bemerkt. »Wir erleben eine Zeitenwende auf dem Arbeitsmarkt. Unternehmen müssen sich heute bei Talenten bewerben, nicht umgekehrt«, sagt Sandra Bascha, Leitung Kommunikation Österreich der New Work SE. Und weiter: »Diese Machtverschiebung wird den Arbeitsmarkt nachhaltig verändern.« Die Wechselbereitschaft bleibt damit – im Vergleich zu Jahresbeginn 2021, dem ersten Jahr der Corona-Pandemie – unverändert hoch.

Kein Konsens bei Wechselabsichten

Die Gründe für einen Arbeitgeberwechsel schätzen viele Unternehmen aber ganz anders als die Beschäftigten selbst ein: Sie glauben, dass Mitarbeiter wegen starker Konkurrenz anderer Arbeitgeber (74 Prozent) oder des Gehalts (55 Prozent) wechseln. Ähnlich wichtig bewerten sie die Attraktivität der Tätigkeit (54 Prozent). Beschäftigte, die in den vergangenen Monaten bei ihrem Arbeitgeber gekündigt haben, geben aber andere Gründe an; auch wenn in Bewerbungsgesprächen das Gehalt mit 51 Prozent weiterhin eine zentrale Rolle spielt, sind finanzielle Motive lediglich bei jedem fünften Jobwechsel (22 Prozent) für Beschäftigte ausschlaggebend. Mehr Jobsicherheit, eine bessere Work-Life-Balance oder flexiblere Arbeitszeiten sind die Hauptmotive für das Verlassen eines Unternehmens, so die Erkenntnisse aus der Studie.

Erwartungshaltung von Suchenden steigt

Unternehmenskultur, Jobsicherheit, Vereinbarkeit von Beruf und Karriere, flexible Arbeitszeiteinteilung sowie gutes Führungsverhaltenlaut Unternehmen ist auch die Erwartungshaltung von Jobsuchenden gestiegen. Die sogenannten »weichen Faktoren« werden also bei der Entscheidung für ein Unternehmen und damit auch im Recruiting immer wichtiger. Nicht zuletzt gewinnt auch der Aspekt Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung.

»Die veränderte Einstellung der Beschäftigten stellt Unternehmen vor Herausforderungen. Unternehmenskulturelle Faktoren stehen sehr viel mehr im Fokus als früher«, beschreibt Frank Hassler, CSO der New Work SE. »Das wirkt sich massiv aufs Recruiting aus – für Unternehmen, die diese Bedürfnisse von Jobsuchenden erkennen und entsprechend aufgestellt sind, eröffnen sich so riesige Chancen, auf dem Arbeitsmarkt den Wettbewerb um Talente für sich zu entscheiden. Diejenigen, die hier Nachholbedarf haben, stehen einem stetig schrumpfenden Talentpool gegenüber. Damit wird Recruiting zunehmend zur tragenden strategischen Säule des Unternehmenserfolgs.«

New Hiring als Chance

Unternehmen müssen deshalb mehr denn je nicht nur auf die Qualifikationen von Kandidaten achten, sondern auch darauf, ob sie ein guter »Cultural Fit« sind. Gefragt ist daher der Einsatz intelligenter Methoden und Lösungen für die Arbeitswelt sowie eine proaktive und zunehmend individualisierte Ansprache, die auch das Monitoring von Potenzialen einschließt. »Unternehmen müssen ihr Recruiting modernisieren. Es geht nicht mehr nur um den Einsatz von Tools, sondern auch um eine stärkere Ausrichtung auf die individuellen Wünsche der Talente«, unterstreicht Bascha.

Sie setzt fort: »Immerhin sind 74 Prozent der HR-Verantwortlichen der Meinung, dass sie für die gestiegenen Anforderungen bei der Personalrekrutierung gut gerüstet sind. Bei einem höheren Rekrutierungsdruck wird sich zeigen, ob sich diese optimistische Einschätzung über Zeit halten kann.« Intelligente Datenanalyse-Tools könnten nach Bascha Personalabteilungen durch das Übernehmen zeitintensiver administrativer Tätigkeiten gezielt entlasten, damit sie sich so auf ihre Kernkompetenz – den Menschen und seine Bedürfnisse – fokussieren könnten. »Und das wird in Zukunft mehr nötig sein denn je«,  schließt sie.

xing.com

Mehr entdecken
Mehr zum Thema