So einen Anmarsch zum Dinner hat
man eher selten. Eine 70 Meter lange
Brücke auf zwölf Rundbogenpfeilern
führt über einen tiefen Graben zur Burg
Schlaining. Der seit 1271 dokumentierte Bau
gehört heute dem Land Burgenland und hat
wie üblich ein Bistro für Tagesbesucher. Weni-
ger üblich ist, dass sich so ein Lokal abends
zur Fine-Dining-Adresse wandelt. Das
»Kranich by Steinkellner« wird von Martin
Steinkellner bekocht, zuvor bei den
Geschwistern Rauch in Diensten. Auf der
Karte stehen sieben Gerichte, aus denen man
ab vier Gängen ein Menü basteln kann. Ein
Aviso: Vorhaben sollte man nach dem Essen
nichts mehr. Jeder der aufwendig komponier-
ten Gänge wird, zumindest am Abend des
Besuches, einmal pro Abend für das ganze
Lokal zubereitet, was bei unterschiedlicher
Auswahl einer Tischgemeinschaft zu asyn-
chronen Genusszeiten führt. Wen das nicht stört, darf mit einigen spannenden Tellern
rechnen. Ein Sammelsurium an Pilzen, darun-
ter auch ein Igelstachelbart, von der nahen
Zucht KiMa Organics in Willersdorf bei
Oberwart kommt in hochkonzentriertem Sud
mit Preiselbeeren. Dann, auf der ganz milden
Seite, Beuschel vom Maibock mit Lunge und
Herz, etwas Kaffeeroma und dünnen Schei-
ben von Melothria, einer mexikanischen
Minigurke. Dem Ensemble täte etwas Pep
gut. Exzellent ist der rosa gebratene Rücken
vom Maibock in bestem Jus mit Rübe und
Kürbis. Das knapp besetzte Serviceteam müht
sich nach Kräften, die Gästeschar angesichts
der Wartezeiten bei Laune zu halten. Übri-
gens: Beim Nachschlichten der Bouteillen aus
der großen Vinothek der Burg scheint es zu
hapern. Tatsächlich auffindbar sind nur
Bruchteile der Weine auf der eh recht knapp
gehaltenen Karte.