© Shutterstock

Der Ministerpräsident und sein Essen

Markus Söder bleibt unter #söderisst aktiv. Eine Geschichte über Grüne, Bratwürste und wie Kulinarik zum politischen Werkzeug werden kann.

»Ich hab selber auch mal versucht, Veganer zu sein.« »Wie lange?« »Ein paar Stunden.« Ein Dialog zwischen Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder und Moderator Markus Lanz in dessen Sendung am 2. Mai. Ein Dialog auch, der im Grunde kurz zusammenfasst, wie Söder zum Thema Ernährung steht. Denn auch wenn er nicht gerade in deutschen Talkshows mit seinen humoristischen Seitenhieben gegen Veganer:innen glänzt, echauffiert sich der gebürtige Franke gerne über die Grünen, die in München angeblich durchgesetzt hätten, dass es in Kitas künftig »Keine Wurst, kein Fleisch, und keinen Fisch« mehr gibt. Eine Behauptung, der die Stadt München widerspricht.

Von plant based zur Bratwurst

So oder so. Söder ist ein Genussmensch. Oder präsentiert sich auf seinen sozialen Kanälen zumindest gerne so. Unter dem Hashtag #söderisst finden sich bei Instagram inzwischen fast 1.000 Postings. Nicht alle von sind von Söder, was aber auch beweist, dass die Idee aufgeht. In älteren Posts gerne noch mit plant-based Gerichten zu sehen, findet man auf seinem Kanal heute fast ausschließlich kulinarische Postings mit Fleisch – allen voran die Nürnberger Bratwurst. Natürlich. Ein Schwenk, der vermutlich nicht zufällig passiert, wie bereits Markus Lanz in seiner Sendung feststellte.

Herstellung von Volksnähe

In einem Gespräch mit dem Branchenmedium Hogapage äußert sich beispielsweise Carsten Reinemann von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zu einer möglichen Motivation: Solche Verhaltensweisen seien »ein Klassiker, vor allem im Bereich des Populismus. Ziel ist oftmals die Herstellung von Volksnähe. Deshalb lassen sich gerade Populisten auch gern beim gemeinsamen Essen mit Bürgerinnen und Bürgern ablichten.« In Söders Fall handelt sich in den meisten Fällen auch um bodenständige Gerichte, wie Pizza, Schnitzel, Weißwurst oder ein Jausenbrettl, was Reinemanns These in Bezug auf die Volksnähe zumindest nicht widerspricht. Aber natürlich steht Bayerns Ministerpräsident mit dieser Idee nicht alleine da: Prominente Nebenmänner sind unter anderem der deutsche Altbundeskanzler Gerhard Schröder, Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz oder Brasiliens im Dezember 2022 abgewählte Regierungschef Jair Bolsonaro. 

Felix Moßmeier
Felix Moßmeier
Digitalredakteur
Mehr zum Thema