Winzer Luca Formentini

Winzer Luca Formentini
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Falstaff-Talk mit Winzer Luca Formentini

Winzer Luca Formentini vom Weingut Selva Capuzza am Gardasee über die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit, experimentelle Phasen und die Verbindung zwischen Wein und Musik.

Luca Formentini von Selva Capuzza ist Winzer am Gardasee und leidenschaftlicher Musiker. Als einziger Produzent stellt er Weine in allen drei DOC-Appellationen der Gegend her –  Lugana, San Martino della Battaglia und Garda Classico. Falstaff hat mit dem Grenzgänger unter anderem über das Thema Nachhaltigkeit gesprochen, das bei Selva Capuzza eine bedeutende Rolle einnimmt.

FALSTAFF: Herr Formentini, Sie sind nicht nur Weinmacher, sondern auch Musiker?
Luca Formentini: Ja, Musik ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Seit dem 14. Lebensjahr komponiere ich eigene Stücke. Viele davon entwickle ich auf der Gitarre, setze aber auch elektronische Elemente oder Geräusche aus der Umwelt ein. Ich habe das Glück, mit vielen tollen Musikern zu arbeiten, die es mir ermöglichen, mich durch diverse Stilrichtungen zu bewegen – von Jazz bis Ambient.

Das klingt so, als ginge es dabei viel ums Experimentieren.
Es gibt in meinem Schaffen immer wieder experimentelle Phasen, in denen ich mein musikalisches Vokabular erweitere. Ich glaube, das ist auch einer der Gründe, warum ich mit herausragenden Musikern zusammenarbeiten darf. Markus Stockhausen etwa, einer der wichtigsten Trompeter der Welt, oder Robert Rich, der die Stilrichtung Ambient mitbegründet hat. Mit beiden werde ich bald Alben veröffentlichen. Das mit Markus Stockhausen erscheint im nächsten Frühling.

Wo sehen Sie die Verbindung zwischen Wein und Musik?
Bei beidem hat man es mit etwas Unsichtbarem zu tun. Ich bin unsichtbar, wenn Menschen meinen Wein geniessen und auch den Ort, an dem mein Wein entsteht, sehen sie nicht. Dennoch löst der Weingenuss Emotionen aus. Genauso verhält es sich auch mit meiner Musik. Sie ist sehr abstrakt und braucht den Hörer, um sich zu vervollständigen.

Sie setzen sich auf ihrem Weingut stark für Nachhaltigkeit ein. Gab es hierfür einen konkreten Auslöser?
Auch hier war es die Musik. Als Zwanzigjähriger – damals war ich schon auf unserem Familienweingut aktiv – kaufte ich mir einen Satz Gitarrensaiten. Die Verpackung der Saiten hatte sich so stark verändert, dass ich erst glaubte, ich hätte die falschen Saiten gekauft. Auf der Seite der Verpackung las ich dann jedoch, dass der Hersteller die Verpackung aus Nachhaltigkeitsgründen auf ein Minimum reduziert hatte. Für mich war es das erste Mal überhaupt, dass ich etwas über den Begriff Nachhaltigkeit gelesen habe. Das inspirierte mich und ich wusste, dass ich das auf unserem Weingut auch umsetzen will. Das war für mich die Initialzündung in diesem Bereich.

Wie hat sich das Ganze im Falle von Selva de Capuzza entwickelt?
Unser Weingut befindet sich in der Lugana-Region, die wegen der klimatischen Bedingungen nicht wirklich optimal für den biologischen Anbau ist. Deshalb arbeiten wir auch nicht nach biologischen Richtlinien, wobei wir seit zwölf Jahren keine Herbizide mehr im Rebberg einsetzen. Wir haben uns früh mit unserem CO2-Fussabdruck auseinandergesetzt und waren eines der ersten Weingüter, das an einem Universitätsprojekt teilgenommen hat, das selbigen in den Fokus stellte. Dabei entwickelten wir eine holistische Denkweise. Auch die Biodiversität ist sehr wichtig. Fünfzehn Prozent unserer Flächen sind Wälder und Gärten, also Bereiche, die nicht für die Weinproduktion genutzt werden. Das trägt wiederum zur Schönheit der Landschaft bei, bei der es schliesslich auch um Nachhaltigkeit geht.

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