Gastgeber Hartmuth ­Rameder in der »­Hofmeisterei Hirtzberger«: Top-Restaurant einer ­großen Winzerfamilie.

Gastgeber Hartmuth ­Rameder in der »­Hofmeisterei Hirtzberger«: Top-Restaurant einer ­großen Winzerfamilie.
© Julia Hirtzberger

Gruß aus der Küche: Best of Restaurants an der Donau

Gastronomische Hotspots nahe der Donau. Die breite Vielfalt von guten Wirtshäusern bis hin zu feinen Gourmet-Adressen hat Niederösterreich zu einer ­kulinarischen Top-Region gemacht. Ein Überblick.

Eigentlich gibt es das Haus bereits seit 1912. Zunächst war es ein Hotel, etwas später kam eine Gastwirtschaft hinzu. Und die gibt es heute noch. Dazwischen liegen fast hundert Jahre. Gemessen an der Kurzlebigkeit der modernen Gastronomie, wirkt diese Zeitspanne wie eine Ewigkeit.
Das »Landgasthaus Jamek« in Joching ist tatsächlich so etwas Ähnliches wie gastronomisches Urgestein. Vor allem Josef und Edeltraud Jamek prägten die Region nahe der Donau wie kaum jemand anderer. Heute ist bereits die dritte Generation am Ruder.
Der legendäre Josef Jamek war einer der ganz großen Pioniere des österreichischen Weinbaus. Seine Frau Edeltraud wiederum ging als eine der ersten namhaften Köchinnen der Wachau in die Geschichte ein. Ihr herausragendes Können erkannten in dieser Zeit auch die Tester des damals in Österreich erstmals erschienenen Gault Millau. Original­zitat aus dem Guide des Jahres 1980: »Uns begeisterten die geräucherten Wurstwaren (z. B. die berühmte ›Saumeise‹) mit Sauerkraut sowie die mit Ei gerösteten Schinkenknödel und natürlich die Grammelknödel mit Sauerkraut sowie der feine gebackene Schweinslungenbraten.« Auch heute kommen noch die Klassiker von dereinst auf den Teller, zubereitet von den Küchenchefs Alexander Groß und Peter Habegger.
Vom Gasthof Jamek ist es nicht weit zum »Landhaus Bacher« in Mautern, wo sich ebenfalls eine große Köchin verwirklicht hat. Lisl Wagner-Bacher hat das »Landhaus Bacher« schon früh zur Speerspitze der Wachauer Gastronomie gemacht. Heute steht dort ihr Schwiegersohn Thomas Dorfer am Herd, ein nicht minder genialer Koch.

Bleiben wir am Südufer der Wachau, das immer ein wenig im Schatten des Nordufers stand. Dabei hat gerade diese Seite einen ganz speziellen Charme. Hier geht es gemächlicher zu als drüben, wo viele Spitzenwinzer ihre besten Lagen haben und die bekannten Wachauer Orte Gäste anziehen. An diesem Südufer, exakt in Rührsdorf, einer Ortschaft mit überschaubarem Bekanntheitsgrad, hat sich ein Heuriger in den vergangenen Jahren zu einem echten Kult-Treff entwickelt. Bernd Pulkers Vinothek ist voll mit allen Top-Weinen der Wachau, wer will, kann sich aber auch mit großen Weinen aus Bordeaux und Burgund was Gutes tun. Ziemlich ungewöhnlich für einen Heurigen. Und dann ist da noch sein Schweinsbraten, der als bester der östlichen Hemisphäre gilt.
In Rührsdorf findet man aber auch das herrliche »Landgasthaus Essl«, wo seit einiger Zeit der Junior Philipp Essl am Herd steht. Ein begabter Jungkoch in der niederösterreichischen Wirtshauskultur mit viel Potenzial, der seinen Gästen außergewöhnliche Kreationen vom Bergener Freilandschwein vorsetzt.
Wieder zurück an das gegenüberliegende Ufer der Wachau mit all den gastronomischen Klassikern wie dem legendären »Loibnerhof« in Unterloiben. Im Sommer ist der Garten überirdisch – und meistens bis auf den letzten Tisch überfüllt. An der Qualität der Küche ändert das aber gar nichts. Das Butterschnitzel ist nach wie vor das beste in ganz Österreich, die Kutteln in Weißweinsauce gehören zu den Hausklassikern und die Wachauer Fischsuppe wird man nirgendwo besser bekommen.

Elisabeth und Josef Floh: Vorzeigewirtspaar im Tullnerfeld.
© skarwan.com
Elisabeth und Josef Floh: Vorzeigewirtspaar im Tullnerfeld.

Im wunderschönen »Prandtauerhof« wiederum sitzt man im Sommer im Innenhof eines ehemaligen Lesehofs, ein barockes Baujuwel mit Palmen im Gastgarten. Das ist nicht nur schräg, das ist grandios.
Relativ neu in der Wachau ist die »Hofmeisterei Hirtzberger« in Wösendorf, wo der hochbegabte Erwin Windhaber am Herd steht. Das Restaurant, im Eigentum der Winzerfamilie Hirtzberger, hat sich in kürzester Zeit als eine der gefragtesten Kulinarik-Adressen der Wachau entpuppt.
Windhaber hat einige Zeit davor bei Toni Mörwald gekocht, einem omnipräsenten Multigastronomen, dessen Stammhaus »Zur Traube« in Feuersbrunn schon vor geraumer Zeit zur gastronomischen Legende wurde. Damit sind wir im Wagram, eine vielleicht nicht so bekannte Region wie die Wachau, aber kulinarisch nicht minder erfreulich. Neben den vielen guten Winzern ragen hier die Restaurants wie etwa das »Gut Oberstockstall« heraus – mit einem der schönsten Gastgärten Niederösterreichs und einer modernen Landhausküche, wie sie selten ist.
Auch das Tullnerfeld ist eine in gastronomischer Hinsicht begnadete Region an der Donau. Mit der unvergleichlichen »Gastwirtschaft Floh« in Langenlebarn, wo Hausherr Josef Floh zu seiner wunderbaren Küche einen Weinkeller mit immerhin 2000 Positionen bereithält. Das ist auch international gesehen eher selten.
Östlich von Wien ist es vor allem der Ort Göttlesbrunn, der mit zwei hervorragenden Wirten nahe der Donau punkten kann: Adi Bittermann und Johannes Jungwirt, beide hochbegabte Könner in der Küche, die beide ihre Wirtshäuser zu kulinarischen Pilgerstätten gemacht haben. Oder anders gesagt: Es sind grandiose Wirtshäuser, wie sie in Niederösterreich nahe der Donau im Land der niederösterreichischen Wirtshauskultur nicht gerade selten sind.

Herbert Hacker
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