Das »Raffles« begeistert nicht nur mit seiner Heritage-Architektur und dem Charme einer anderen Epoche, sondern auch mit zeitloser Eleganz wie in der »Writers Bar«.

Das »Raffles« begeistert nicht nur mit  seiner Heritage-Architektur und dem Charme einer anderen Epoche, sondern auch mit zeitloser Eleganz wie in der »Writers Bar«.
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Historische Luxus-Oase: Die Geheimnisse des »Raffles« in Singapur

Das moderne Singapur mit seinen Hochhausschluchten hat das »Raffles Hotel« zwar umzingelt. Das ikonische Hotel im Kolonialstil bleibt allerdings ein luxuriöser Rückzugsort in der Weltmetropole – inklusive exzellenter Kulinarik und einem Butler-Service für alle Gäste. Zugleich ist das Haus voller Geschichte(n). Hier hat sich einst nicht nur ein Tiger unter einen Billardtisch verirrt. Auch der Cocktail-Klassiker Singapore Sling wurde im »Raffles« erfunden.

Obwohl das »Raffles Hotel« an der 1 Beach Road in Singapur liegt, ist ein Strand weit und breit nicht in Sicht. Ans Schwimmen ist daher nicht zu denken – es sei denn natürlich, man kühlt sich von der schwülen Hitze Südostasiens im Salzwasserpool auf dem Dach ab. Dass das vor knapp 140 Jahren an genau dieser Stelle noch ganz anders gewesen sein soll, ist so zwar kaum zu glauben. Doch als die armenischstämmigen Sarkies-Brüder im Jahr 1887 mit zehn Zimmern deutlich bescheidener die ersten Gäste empfingen, handelte es sich bei dem Hotel um ein Beach-Resort, vor dessen Türen die Promenade lag und die Wellen rauschten. Seit 1932 verschob sich die Küste allerdings durch ausgiebige Landgewinnung und liegt mittlerweile Kilometer entfernt.  

Überhaupt ist die Weltmetropole seitdem kaum wiederzuerkennen. Sie ist nach der britischen Kolonialzeit nicht nur als Stadtstaat unabhängig geworden, sondern hat eine rasante Entwicklung hingelegt: zu einer der erfolgreichsten Wirtschaftsnationen mit dem zweitgrößten Hafen der Welt. Und das »Raffles«? Hat auch ohne Meerblick alle Turbulenzen, Höhen und Tiefen überlebt, als historische Hoteloase aus einer anderen Zeit, die von modernen Hochhäusern umzingelt ist. Ist das markante »Marina Bay Sands Resort« so etwas wie der Lamborghini unter den Hotels Singapurs, ist das »Raffles« wahrscheinlich der Rolls Royce. Heutzutage zählt dieses Hoteljuwel, das bereits in den 80er-Jahren zum nationalen Monument erklärt wurde und nach dem Gründer des modernen Singapur benannt ist, zu den international hochklassigsten Adressen überhaupt. Erst kürzlich wurde es in einem Ranking von »The World’s 50 Best« auf Platz 17 der besten Hotels der Welt gewählt.

Feed at the »Raffles«!

Einen ganzen Block nehmen die strahlend weißen Häuser des Hotelkomplexes im Kolonialstil heutzutage ein, der über die Jahre mehrfach erweitert wurde und in dem man sich anfangs durchaus mal verirren kann. Manche Areale bleiben dabei nur den Gästen vorbehalten, die wie im Palm Court ruhige, idyllische Rückzugsorte finden. Ohnehin ist das »Raffles« umrankt und umwachsen von tropischem Grün, dazwischen immer wieder der Baum der Reisenden, das »Raffles«-Symbol. Rund 50.000 Pflanzen soll es geben.

Darüber hinaus findet man im »Raffles« auch exquisite Restaurants, Bars, eine Gartenlounge, ein stilvolles Spa und eine Arkade mit Schmuck-, Uhren- und Designershops sowie dem Souvenirshop des Hotels. Rudyard Kipling, der bereits 1889 im »Raffles« zu Gast war, befand, dass man im Hotel hervorragend speisen kann. »Feed at the ›Raffles‹!«, empfahl der Autor von »Das Dschungelbuch« damals – und das gilt bis heute. »La Dame de Pic« von der Ausnahmeköchin Anne-Sophie Pic ist sicher die Gourmet-Speerspitze der »Raffles«-Kulinarik. Ihr erstes Restaurant in Asien ist für seine französische Gourmetküche mit einem Michelin-Stern prämiert. 

Darüber hinaus ist die Auswahl an Restaurants so international wie Singapur selbst. Im »Tiffin Room«, dem ältesten Restaurant im »Raffles« und heute zudem Frühstücksrestaurant mit erlesenem Buffet, steht gehobene Küche aus Nordindien auf der Karte. Der spannende Newcomer »The Butcher’s Block« verfolgt einen Zero-Waste-Ansatz mit einem Fokus auf ausgefeilte Grillkreationen, wobei in der offenen Küche das Fleisch über dem lodernden Feuer landet, das für Gäste hinter einem Fenster ausgestellt wird. Im »yì« von Jereme Leung hingegen werden Köstlichkeiten aus China serviert. Die kunstvoll angerichteten Gerichte sind Hingucker – genauso wie der fotogene Eingangsbereich mit einem Meer weißer Papierblüten.

Die erste Bar im »Raffles« war mit dem Neubau 1899 zwar die »Writers Bar«, in der bis heute gleich neben der Lobby im stylischen Ambiente hervorragende Cocktails serviert werden. Ein besonderer Magnet ist jedoch die »Long Bar«, die zweitälteste des Hotels. Schon mittags, bevor die Tür geöffnet wird, bildet sich eine Schlange davor. Die meisten Gäste kommen für den einen ewigen Cocktailklassiker, der hier vor über 100 Jahren erfunden wurde: den Singapore Sling, einen fruchtigen, süßen Cocktail. »Es war damals unüblich, dass Frauen Alkohol trinken«, berichtet Bartender Viganis Ramu. Deshalb erfand Barkeeper Ngiam Tong Boon damals diesen Cocktail, der auch die Frauen beschwipste. Getarnt ist er als pinker Fruchtpunsch, hat es durch Gin und Liköre aber in sich. 

Gemixt wird heutzutage im Akkord: bis zu 900 Cocktails am Tag. Während man das fleißige Barpersonal beobachtet, stehen ­Erdnüsse in kleinen Säckchen auf dem Tisch bereit. Die Schalen? Die wirft man – das ist bei dieser urigen Tradition sogar gewünscht – auf den Boden. »Der einzige Ort in Singapur, wo man dafür keine Strafe bekommt«, sagt der Kellner augenzwinkernd. 

Deutlich eleganter geht es im Hotel selbst zu. Schon bevor man die Lobby mit dem eindrucksvollen Kronleuchter betritt, beginnt die Reise in die Vergangenheit. Denn auf dem roten Teppich am Haupteingang wartet der berühmte »Raffles«-Doorman: ein indischer Sikh mit Turban und Uniform, der im Jahr 1904 zwar schon mal ein Wildschwein aus der Lobby vertreiben musste. Vor allem aber ist er »Raffles«-Botschafter, der die Gäste begrüßt – immer hilfsbereit und für begehrte Erinnerungsfotos der meistfotografierte Mann im Hotel.

Tradition ist auch ansonsten allerorten spürbar im »Raffles«, genauso wie die Geschichte voller schillernder Anekdoten, die Gästen auf inkludierten Touren von den hauseigenen Historikern erzählt wird. Nicht alle sind dabei sicherlich so aufregend wie die Episode, als sich ein Tiger ins Hotel verirrte und im »Bar & Billard Room« unter dem Billardtisch versteckte, bis er erlegt werden konnte. Doch das Hotel hat, wie man in einer Fotogalerie sehen kann, zahlreiche Adelige, Politikgrößen und Weltstars beherbergt – von Charlie Chap­lin über Queen Elisabeth II. bis Michael Jackson, der am Pool mit einem Orang-Utan aus dem Singapore Zoo spielte. Zwölf der Suiten, Zimmer gibt es im »Raffles« schließlich keine, sind nach Berühmtheiten benannt, die mehrfach hier weilten. Fotos und andere Deko-Memorabilia erinnern an Liz Taylor, John Wayne oder Autor Kipling. 

Butler-Service für alle Gäste

Erst vor der Pandemie wurde das Haus über mehrere Jahre aufwendig saniert. Dem alten Kolonialcharme hat das nicht geschadet. Im Gegenteil: Das »Raffles« strahlt seitdem wieder zwischen den umliegenden Glas-Stahl-Betonbauten Singapurs heraus. Auch das Interieur der Suiten bleibt der Geschichte verpflichtet. Großzügig, luftig, geschmackvoll elegant sind sie, mit dunklem Holz, hohen Decken und neben Tupfern moderner Kunst vielen Details aus der Vergangenheit: von der Minibar bis zu den viktorianischen Armaturen im Bad. Auch die charmanten Lichtschalter haben überlebt. Der Komfort derweil bewegt sich auf der Höhe der Zeit. In der Suite wird vieles bequem und intuitiv über ein Tablet gesteuert: vom Fernseher bis zur Klimatisierung. 

Auch den persönlichen Butler kann man darüber anrufen oder zur Suite bestellen. Das »Raffles« ist schließlich seit jeher berühmt für den Butler-Service für alle Hotelgäste. 25 Butler und Butlerinnen unter der Führung von Head-Butler Jeremy Cheah sind für jeden Gast im Einsatz: Schuhe putzen, Kleidung bügeln, Reservierungen erledigen oder auch schon mal in Windeseile aus braunen Schuhen passend zur Abendgarderobe schwarze machen, wie Jeremy erzählt. Mit großer Aufmerksamkeit sorgen sie zudem für die feinen Details, die den Aufenthalt noch ein wenig schöner machen. »Es geht uns dabei um den emotionalen Luxus«, sagt er. Und der ist überall zu spüren. 

Keines der Einrichtungsstücke im »Raffles« ist übrigens älter als die Standuhr, 1853, »made in England«, in der Lobby, die man nicht nur schlagen hört, wenn man beim Afternoon Tea sitzt. Jeden Abend um 20 Uhr hört man dort zudem, wie Noël Coward, einst Gast im »Raffles«, den Song »I’ll see you again« singt. Wir sehen uns wieder? Mit Vergnügen.

Raffles


Luxushotel und nationales Baudenkmal

Seit der Eröffnung im Jahr 1887 und im Laufe seiner bewegten Geschichte wurde das »Raffles Hotel« in Singapur mehrfach erweitert und renoviert. Zimmer gibt es in dem historischen Hoteljuwel nicht, sondern ausschließlich Suiten – 115 insgesamt und alle inklusive Butler-Service. Zudem gehören mehrere Restaurants zum »Raffles« wie das Michelin-prämierte »La Dame de Pic«. Ein Touristenmagnet ist die »Long Bar«, in der einst der Cocktailklassiker Singapore Sling erfunden wurde. Das »Raffles« in Singapur ist längst nicht mehr das einzige; weit mehr als ein Dutzend weitere Hotels gehören mittlerweile zu der globalen Kette.

1 Beach Road
189673 Singapore
T: +65 6337 1886
raffles.com


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Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2024

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Sascha Rettig
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