Albiera Antinori und Rudi Bindella jr. vor der legendären Statue Fontana del Porcellino in Florenz.

Albiera Antinori und Rudi Bindella jr. vor der legendären Statue Fontana del Porcellino in Florenz.
© Gaetano Mendola

Partners in Wine: 70 Jahre Antinori und Bindella

Seit 1953 vertritt Familie Bindella die Weine der italienischen Winzerdynastie Marchesi Antinori in der Schweiz – über die Jahre ist die Zusammenarbeit immer weiter gewachsen. Albiera Antinori und Rudi Bindella jr. blicken zurück auf 70 erfolgreiche Jahre.

Es waren die Grossväter von Albiera Antinori und Rudi Bindella jr., die 1953 eine Partnerschaft eingingen, wie man sie in der Schweizer Weinszene kaum ein zweites Mal findet. Familie Bindella importiert seit 70 Jahren die Weine von Marchesi Antinori in die Schweiz, die beiden Unternehmen eröffneten gemeinsam Gastrobetriebe und wuchsen so Seite an Seite.

«Mein Grossvater war ein Visionär», sagt Rudi Bindella jr. «Er hatte in vielen Belangen einen guten Riecher, so auch, als er die Partnerschaft mit Familie Antinori einging.» Auch Albiera Antinori, die Marchesi Antinori in 26. Generation führt, empfindet die Zusammenarbeit als grosses Glück. «Bindella gehört zu den historischen Partnern unserer Familie», sagt sie im Gespräch mit Falstaff. «Die Schweiz ist sehr wichtig für uns – vor allem für Rotweine.»

Gemeinsam Weingeschichte geschrieben

Für Rotweine ist Familie Antinori natürlich bekannt – für den legendären Tignanello etwa, den Guado al Tasso oder auch den Villa Antinori. «1953 produzierte Antinori die typischen Sangiovese-Weine des Chianti Classico», sagt Rudi Bindella jr. Zum grossen Durchbruch verhalf der italienischen Winzerdynastie die Idee von Albiera Antinoris Vater Marchese Piero Antinori im Jahr 1971.

Damals vermählte dieser den traditionell in der Region angebauten Sangiovese mit internationalen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon. Die weissen Trauben, die dem Chianti damals üblicherweise zugegeben wurden, liess er weg. Ausserdem baute er diesen Wein im Barriquefass aus, ebenfalls ein Novum in der Region. Was dabei herauskam, war natürlich kein Chianti Classico mehr, sondern der heute zu Recht legendäre Tignanello, der damals als Vino da Tavola vermarktet werden musste.

Rudi Bindella, der Vater von Rudi Bindella jr., ging das Risiko ein – er kaufte den neuen Wein mit Freude und half so mit, das Ansehen der heute weltweit legendären Supertuscans zu formen. Über die Jahre wuchs Antinori stetig. «Heute verfügt die Familie über 16 Tenute in ganz Italien – von Tormaresca in Apulien im Süden bis Prunotto im Piemont im Norden», gibt Rudi Bindella jr. zu Protokoll. Als Weinhändler seien das grosse Portfolio und der damit verbundene Erfolgsdruck herausfordernd, jedoch sei er enorm dankbar dafür. «Wir konnten gemeinsam mit Antinori wachsen», sagt Rudi Bindella jr..

Für Albiera Antinori gehört Bindellas Kompetenz im Bereich der Gastronomie und der Kombination von Wein und Speisen zu den Schlüsseln des gemeinsamen Erfolgs. Im Jahr 1994 eröffnete Antinori gemeinsam mit Bindella gar ein eigenes ­Lokal: die «Cantinetta Antinori» in Zürich. «Es war unsere erste Cantinetta ausserhalb von Florenz», sagt Albiera Antinori. «Antinori wurde so sichtbar in der Schweiz, wir haben dort die Gelegenheit, unsere Weine im Zusammenspiel mit erstklassigen Speisen zu zeigen – das ist für uns zentral.»

Die Erfolgsgeschichte ging weiter mit der gemeinsamen Eröffnung einer «­Cantinetta Antinori» in Wien, bei der die Bindellas heute nicht mehr involviert sind, sowie des Lokals «Villa Antinori da Bindella» im Passagierbereich des Zürcher Flughafens. «Bindella hat langjährige Erfahrung in der Gastronomie – das war ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg», sagt Albiera ­Antinori anerkennend.

Gegenseitige Inspiration

Was Bindella für Antinori im Bereich der Gastronomie bedeutet, ist Antinori im Umkehrschluss für Familie Bindella im Bereich des Weinmachens. Familie Bindella betreibt bei Montepulciano in der Toskana seit 1983 mit der Tenuta Vallocaia ein eigenes Weingut, und Familie Antinori habe bei dessen Aufbau durchaus eine gewisse Vorbildrolle eingenommen, so Rudi Bindella. Auch wenn das Zentrum der Partnerschaft der Import der Antinori-­Weine in die Schweiz ist, scheinen einander die beiden Familien auch in anderen Bereichen zu bereichern und auf ­Augenhöhe zu begegnen.

Es überrascht insofern nicht, dass sich die Familien für das Jahr ihres 70. Jubiläums einige Aktivitäten haben einfallen lassen.Im Bindella-Lokal «Bank» am Zürcher Helvetiaplatz wird am 7. September zur grossen Torcicoda-Big-Bottle-Party geladen, wo mit dem gleichnamigen Wein des ­Antinori-Guts Tormaresca gefeiert wird. Am 21. November wird das Jubiläum feierlich im gemeinsamen Lokal begangen. In der «Cantinetta Antinori» findet die Tartufa-­Spenden-Tavolata statt. Beste Trüffelgerichte werden mit dazu passenden Anti­nori-Weinen gereicht. Ein exklusiver Anlass, bei dem Spenden zugunsten von ­Tixi-Taxi, dem Behindertentransport­service, gesammelt werden.

Erschienen in
Falstaff Nr. 03/2023

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Benjamin Herzog
Benjamin Herzog
Chefredaktion Schweiz
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