Die Sorte Syrah besetzt in der Schweiz eine Nische. Angesichts der exzellenten Qualität der Weine mag das überraschen – insbesondere im Schweizer Rhônetal, dem Wallis, gedeiht die Sorte exzellent.
Die Traubensorte Syrah hat in den letzten 60 Jahren einen wahren Siegeszug hingelegt. Allein in Frankreich wuchsen die Rebflächen von rund 1600 Hektar Ende der 1950er-Jahre auf heute rund 70.000 Hektar an. In der Schweiz aber ist die Traubensorte bis heute nicht aus der Nische hervorgetreten. Bereits 1926 wurden die ersten Syrah-Rebstöcke ins Wallis gebracht, seither wird die Sorte hier erfolgreich kultiviert – dennoch entfallen auch heute nur rund 172 Hektar im Wallis sowie 36 Hektar in der gesamten Restschweiz auf die Traubensorte. Das ist wirklich wenig, bedenkt man die Tatsache, dass das Wallis der nördlichste Teil des Rhônetals ist und die Traubensorte hier nicht selten geniale Weine hervorbringt.
Den ersten Platz der Falstaff Syrah-Trophy 2023 belegt einer der legendärsten Syrah-Weine der Schweiz: Der Cayas Réserve der Domaine Jean-René Germanier aus dem Jahrgang 2020. Der Wein wird aus Trauben von bis zu 15 Plots kultiviert, der warme und eher trockene Jahrgang 2020 sorgt für einen konzentrierten, komplexen Wein mit cremig-schmelziger Textur, dunkler Beerenfrucht und balsamisch-würzigen Noten.
Auch auf dem zweiten Platz befindet sich kein Unbekannter: Der Syrah L’Enfer de la Patience 2019 der Domaine Histoire d’Enfer. Der Wein steht in puncto Komplexität sowie Harmonie dem Cayas um nichts nach, die Tanninstruktur zeigt sich derzeit etwas kräftiger, was mitunter an der Verwendung von Ganztrauben liegen kann. Zwei erstklassige Walliser Syrahs, die heute schon Spass bereiten, aber mit einigen Jahren der Reife sicherlich noch höhere Sphären erreichen werden.
Auf Platz drei der diesjährigen Trophy landete der Syrah 2022 vom Weingut Albert Mathier & Fils. Ein Wein, der eine ganz andere Stilistik zeigt, mehr auf Frische und Frucht gebaut ist und genau damit begeistert. Syrah ist eine relativ anfällige Traubensorte mit hohen Ansprüchen. Sie gelingt vor allem in heissen Jahren perfekt. Damit könnte sie für die Zukunft ja wie gemacht sein. Vielleicht ist ihr Boom in der Schweiz ganz einfach noch ausstehend?
2020 Cayas Réserve – 95 Falstaff-Punkte
Domaine Jean-René, Germanier
13,6 Vol.-%, NK. Komplexes Bukett mit Noten von dunklen Waldbeeren, Lakritze, Pfeffer und etwas Mokka. Am Gaumen kraftvoll und elegant, mit saftiger reifer Säure und cremig-schmelziger Textur. Dunkle Beerenfrucht und balsamisch-würzige Noten. Reifes, leicht spürbares Tannin und langer Abgang.
jrgermanier.ch, CHF 48,–
2019 Syrah L’Enfer de la Patience – 95 Falstaff-Punkte
Domaine Histoire d’Enfer SA, Corin-sur-Sierre
14,5 Vol.-%, DIAM. Einladendes, komplexes Bukett mit Noten von Schwarzkirsche, confierten und frischen Waldbeeren sowie Zwetschge. Umgarnt wird das Ganze von einer balsamischen Würze und Noten von Pfeffer. Am Gaumen geschmeidig und elegant, mit reifer Säure, kühler Beerenfrucht und würzig-balsamischen Noten und feinem Tannin. Langer Abgang mit dezenter pfeffriger Schärfe.
histoiredenfer.ch, CHF 56,–
2022 Syrah – 93 Falstaff-Punkte
Albert Mathier & Fils, Salgesch
13,4 Vol.-%, NK. Frische kühle Beerenfrucht in der Nase mit Noten von Brombeere, Schlehe und Pflaume. Zudem Anklänge von Pfeffer, Lorbeerblatt, Veilchen und Lakritze. Am Gaumen elegant, mit frischer Säure und dunkler Waldbeerenfrucht sowie kräutrig-würzigen Noten. Kompaktes feinkörniges Tannin, langer Abgang.
mathier.ch, CHF 26,–
