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So wird der Weinjahrgang 2022 in Österreich

Mit dem Jahrgang 2022 kehrt die Weinwelt wieder zur Normalität zurück – Falstaff erklärt, was vom Jahrgang 2022 der österreichischen Weine zu erwarten ist.

Einem niederschlagsarmen Winter folgte in Österreichs Weinbauregionen ein eher trockener Frühling mit wechselnden Bedingungen. Das führte zu einem vergleichsweise späten Austrieb der Reben, der erst mit Ende April einsetzte, weshalb es mit den gefürchteten Spätfrösten auch keine ernsthaften Probleme gab. Dank der warmen Temperaturen setzte die Blüte relativ früh ein, begleitet allerdings von bereits dringend benötigten Niederschlägen, die auch einen gewissen Pilz-Druck erzeugten. Juli und August waren von anhaltender Trockenheit begleitet, Jung-Anlagen hatten zu kämpfen, dafür blieben Starkregenvorfälle ebenso aus wie grösserer Hagel. Ende August brachten dezente Niederschläge Entlastung und die Reife der Trauben konnte zügig fortschreiten. Die Weinlese begann etwas früher als im Vorjahr, die Haupternte fand zwischen Mitte September und erster Oktoberwoche statt, die Trauben zeigten sich sehr reif und gesund. Aufgrund der Hitze waren die Beeren kleiner, was zu geringerer Saftausbeute, aber auch konzentrierteren, dichteren und bei den Rotweinen dunkleren Weinen führte.

Die Rotweinerzeuger in allen Anbaugebieten sind mit den Jungweinen sehr zufrieden, diese sind körper- und extraktreich, die Tannine gut ausgereift und aromatisch ansprechend. Je besser die Lage, umso besser das Endresultat, der Jahrgang scheint wie gemacht für lagerfähige Rotweine der Reserve-Kategorie. Analysen der jungen Blaufränkischen stimmten die Winzer angesichts hoher Zucker- und optimaler pH-Werte sehr zuversichtlich, die Aromen präsentieren sich pfeffrig-würzig. Die ersten Weissweine der Steiermark aus 2022 zeigen sich elegant, mit guter Frucht und einiger Fülle am Gaumen ausgestattet. Wichtig war hier, die trockenen Fenster während der Ernte zu nützen, was zahlreiche Lesedurchgänge nötig machte. In Niederösterreich sorgten die Niederschläge, die praktisch mit Lesebeginn Mitte September einsetzten, für Sorgenfalten, glücklicherweise kam aber mit Oktober die Sonne zurück und die Ernte konnte unter guten Bedingungen abgeschlossen werden. Erwarten darf man kräftigere, komplexe Weissweine, die Säurewerte konnten aufgrund des Witterungsverlaufes allerdings nicht an jene des Vorjahres anschliessen.


Benjamin Herzog
Chefredaktion Schweiz
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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Von Benjamin Herzog, Othmar Kiem, Peter Moser, Ulrich Sautter, Dominik Vombach