»The Temple Bar« gehört zu den bekanntesten Pubs in der irischen Hauptstadt. Es ist nach dem gleichnamigen Stadtteil südlich der Liffey benannt und besteht seit 1840.

»The Temple Bar« gehört zu den bekanntesten Pubs in der irischen Hauptstadt. Es ist nach dem gleichnamigen Stadtteil südlich der Liffey benannt und besteht seit 1840.
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Long Weekend Dublin: Immer eine Reise wert

Eine Reise in die irische Hauptstadt macht einfach Spaß: Legendäre Pubs, beeindruckende Kulturadressen und eine weltberühmte Literaturszene verleihen der Metropole an der Liffey einen unvergleichlichen Charakter. Auf der kulinarischen Wunschliste stehen saisonale Kreationen, deftiges Comfort Food, Kaffee unter Locals und das eine oder andere Sterne-Menü.

Freitag

Willkommen in Dublin! Der erste Tag ist den kulturellen und kulinarischen Klassikern der entspannten irischen Metropole gewidmet.

Mit knapp 600.000 Einwohnern und einem Einzugsgebiet, das rund 40 Prozent der irischen Bevölkerung umfasst, ist Dublin eine beachtliche Metropole. Sie liegt an der Ostküste der Inselrepublik, und zwar dort, wo die Liffey in die Dublin Bay mündet. Der Fluss teilt die Stadt in North- und Southside, wobei die meisten Sehenswürdigkeiten im traditionell vornehmeren Süden angesiedelt sind. 

Um die quirlige Hauptstadt kennenzulernen, startet man am besten im nostalgischen Little Museum of Dublin. Die Sammlung
dieses untypischen Stadtmuseums stammt von Dublinern aus allen Gesellschaftsschichten. So fangen die Artefakte die Seele der Stadt ein und illustrieren die Höhen und Tiefen ihrer Geschichte. Das Museum liegt praktisch neben dem gepflegten Stadtpark
St. Stephen’s Green, der mit seinem Teich und einem Wasserfall einen Abstecher wert ist. 

Zum Mittagessen geht es ins »Restaurant Patrick Guilbaud«, eine zweisternige Institution der Dubliner Gastroszene. Denn warum mit dem Genuss bis zum Abend warten? Bei Tageslicht kommt der elegante Speisesaal ohnehin besser zur Geltung. Das Mittags­menü, das sich täglich ändert, gibt den Gästen mehrere Vorspeisen, Hauptgänge und Desserts zur Auswahl, von denen man sich jeweils eines aussucht.

Stilvoll gestärkt, aber nicht übersättigt, geht der Rundgang zu Dublins klassischen Sehenswürdigkeiten weiter. Sowohl die
Nationalgalerie als auch das Trinity College liegen wenige Gehminuten entfernt. Letzteres ist vor allem für seine Bibliothek bekannt. Der alte Teil beherbergt mit dem Book of Kells das bedeutendste Kulturgut des Landes. Dabei handelt es sich um eine illustrierte Handschrift, die vermutlich um das Jahr 800 entstanden ist und zum Weltdokumentenerbe gehört.

Nach der intensiven Kulturinjektion bietet sich eine Verschnaufpause bei »Beanhive Coffee« an. Das Café ist für seine kunstvoll »bemalten« Kaffeespezialitäten bekannt: Auf dem Schaum finden sich Porträts, witzige Tiermotive und irische Wahrzeichen.

Dublin ist kompakt und auch wenn sich die St. Patrick’s Cathedral weit weg anfühlt, beträgt die Entfernung nur einen Kilometer. Weil sie freitags bis 17 Uhr geöffnet hat, sollte man nicht zu sehr trödeln – vor allem dann, wenn man die Einkaufsmeile Grafton Street passiert. Nach dem Besuch der 1220 erbauten Nationalkathedrale der Church of Ireland ist immer noch Zeit für irdische Vergnügen, denn sowohl die elegante George‘s Street Arcade als auch die Geschäfte auf der Grafton Street sind freitags bis 19 Uhr offen.

Der Tag klingt im »Spitalfields« klassisch irisch aus. Das Pub mit rot-gelber Fassade liegt in einem winzigen Haus mit nur zwei Stockwerken. Auf der Karte steht hochwertiges Comfort Food nach landestypischer Art, etwa gebackener Dorsch, Allerlei vom Grill sowie Cock-a-leekie-Pie für zwei. Dass es doch kein typisches Irish Pub ist, erkennt man an der langen Weinliste mit überwiegend europäischen Sorten aus dem vergangenen Jahrzehnt. Sláinte!


Samstag

Der zweite Tag steht ganz im Zeichen der Literatur: Dublin ist eine »UNESCO City of Literature« und hat Lesern viel zu bieten.

Nach dem Erkunden der Klassiker dreht sich am zweiten Tag alles um das Thema Bücher. Dafür gibt es mehrere gute Gründe: Dublin hat vier Literatur-Nobelpreisträger hervorgebracht, verzeichnet über 50 Buchläden und wurde 2010 als »UNESCO City of Literature« anerkannt. Die wortreiche Kulturgeschichte reicht von illustrierten Manuskripten aus dem 9. Jahrhundert über Gedichte aus dem 19. Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischer Belletristik.

Nach dem Hotelfrühstück geht es zur Einführung ins MoLI – das Museum of Literature Ireland. Dort wandelt man auf den Spuren des gebürtigen Dubliners James Joyce (1882-1941), der für »Ulysses« weltbekannt wurde. Das allererste Exemplar des 732-seitigen Mammutwerks ist ausgestellt. Und Samuel Becketts »Der Namenlose« wird mit einem audiovisuellen Erlebnis modern aufbereitet. Gleich nebenan bietet sich ein Spaziergang durch den romantischen Park Iveagh Gardens an, wo mehreren Schriftstellern Denkmäler gesetzt wurden.

Der Weg durch die Innenstadt führt an einer besonderen Institution vorbei: Marsh’s Library wurde 1707 eröffnet und war damals Irlands erste öffentliche Bibliothek. Seitdem hat sich im Inneren kaum etwas verändert: Hölzerne, kunstvoll verzierte Regale beheimaten über 25.000 Bücher. Weil so ein literarisch angehauchter Vormittag Lust aufs Lesen macht, steht als nächstes der Buchmarkt am Barnardo Square auf dem Programm: Jeden Samstag von 10.30 bis 17 Uhr gibt es dort gebrauchte und neue Bände.

Zum Mittagessen geht es ans Nordufer der Liffey, und zwar ins »The Winding Stair«, wo man im Erdgeschoß von einem Buchladen begrüßt wird. Über die namensgebende Wendeltreppe – eine Hommage an ein Gedicht von William Butler Yeats (1865-1939) – erreicht man das Speiselokal. Seit 2006 sorgt Elaine Murphy, die in Dublin fünf Restaurants gegründet hat, für eine moderne, saisonale Küche nach irischer Tradition.

Am Nachmittag empfiehlt sich ein Spaziergang zur Nationalbibliothek. Dort ist nicht nur ein immenser Fundus an Büchern zu Hause, sondern es gibt auch informative Ausstellungen bei freiem Eintritt: zum Leben und Werk von Yeats sowie über Irlands Land und Leute im 19. und 20. Jahrhundert. 

In unmittelbarer Nähe der Bibliothek befinden sich das Elternhaus von Oscar Wilde (1854-1900; nur sonntags offen) und »Sweny’s Pharmacy« – eine ehemalige Apotheke, die heute als Lesemekka für Fans von James Joyce dient. Täglich außer freitags wird dort gemeinsam laut gelesen; sonntags um 14 Uhr sogar »Ulysses« auf Deutsch.

Das Abendessen – wieder nördlich der Liffey – verspricht ein weiteres spannendes Kapitel: Im »Chapter One« kocht der Finne Mickael Viljanen (geb. 1981) die aufregendsten Gerichte der Dubliner Gourmetszene. Mit klassischen französischen Techniken entstehen raffiniert präsentierte Gerichte mit viel Kreativität und Persönlichkeit. Auf der Zutatenliste stehen erstklassige Luxusprodukte, mal aus Irland, mal von weither. Die Gäste wählen zwischen einem Vier-Gänge-Menü mit gewissem Mitspracherecht und dem klassischen Sechs-Gänge-Überraschungsmenü. Das Restaurant wurde 2021 eröffnet und debütierte im darauffolgenden Guide Michelin direkt mit zwei Sternen.


Sonntag

Am dritten Tag geht die Erkundungstour in weniger bekannte Ecken der Stadt. Mittags geht’s beim »bottomless brunch« unter die Locals.

Es gibt zwei Dinge, die das Herz eines Iren höherschlagen lassen: Drinks und Schnäppchen. Leider schließen sie sich meistens gegenseitig aus – aber nicht immer. Am Wochenende bieten einige Restaurants einen sogenannten »bottomless Brunch« an, bei dem für einen fixen Betrag unbegrenzt Mimosas und Bellinis fließen. Um sich bei dieser Tradition unter die Locals zu mischen, muss man auch gar nicht auf das Hotelfrühstück verzichten: In der Regel wird Brunch bis 16 Uhr angeboten, und die Cocktail-Flatrate gilt ab Ankunft für knapp zwei Stunden. Einzige Voraussetzung: Man muss ein Hauptgericht bestellen. Bei »Platform 61« könnte das ein üppiger Salat nach Art des Hauses sein; bei »Cleaver East« ein Ribeye-Steak und bei »Beef & Lobster« eine exklusive Surf & Turf-Kombination. Eine quirlige Adresse mit rauer Retro-Coolness abseits des Zentrums ist »Thundercut Alley« in Smithfield. 

Der Sonntag bietet sich dazu an, ohne ausgefeiltes Programm die Nordseite Dublins zu erkunden. Parallel zum Fluss verläuft mit der Henry Street die zweite große Einkaufsstraße, an die unter anderem die Ilac-Mall angrenzt. Außerdem befindet sich dort »Chapters«, der größte unabhängige Buchladen des Landes. Im Erdgeschoß findet man alle erdenklichen Neuheiten, während man oben durch ein gut sortiertes Antiquariat stöbert.

Im Westen schließen die alternativen Viertel Smithfield und Stoneybatter an die Innenstadt an. Letzteres zählt laut dem Magazin Time Out zu den 50 coolsten Vierteln weltweit – nicht nur wegen der jugendlichen Atmosphäre und der kreativen Shops entlang der Manor Street, sondern auch dank der wachsenden Foodie-Szene. Das familiengeführte italienische Restaurant »Grano«, das winzige Café »Slice« sowie »L. Mulligan Grocer«, wo man ausgezeichnete schottische Eier mit Craftbier bekommt, locken Einheimische aus der ganzen Stadt auf die Northside.

Kulturfreunde können ihren Städtetrip nach Dublin mit einem Besuch des Museums für dekorative Kunst und Geschichte abrunden – einer von vier Standorten des irischen Nationalmuseums. Außerdem sind in Dublin zwei weltbekannte Getränke zu Hause: Guinness-Bier und Jameson-Whisky. Beide haben interaktive Besucherzentren, die täglich geöffnet haben und einen Blick in den Herstellungsprozess erlauben. Die Jameson-Brennerei liegt in Smithfield, während die Guinness-Brauerei im Viertel The Liberties südlich des Flusses angesiedelt ist. 

Wer von der einen zur anderen Adresse spaziert (etwa 1,5 Kilometer), kommt am »Fish Shop« vorbei. Fish & Chips sind ein wichtiger Bestandteil der irischen (Küsten-)Kulinarik und die besten Lokale befinden sich auf der Insel Howth, knapp 20 Kilometer östlich von Dublin. Wenn die Zeit für einen Halbtagesausflug zu knapp ist, bietet der »Fischladen« eine ausgezeichnete Alternative. Großer Vorteil: Man sitzt drinnen und muss keine Möwen verscheuchen. Hinterher geht es im Dämmerlicht über die 2003 erbaute James-Joyce-Brücke. Der Schriftsteller sagte einst: »Wenn ich sterbe, wird Dublin in meinem Herzen geschrieben stehen.« Und auch Urlauber nehmen ein Stück dieser Liebe für »Baile Átha Cliath«, wie die Stadt auf Irisch heißt, mit nach Hause.


Tipps & Adressen

© Stefanie Hilgarth | Caroline Seidler

ÜBERNACHTEN

Number 31 (1)
Ein historischer Stall und ein modernistisches Werk von Sam Stephenson – verbunden durch einen geheimen Garten – bilden zusammen dieses stylishe Boutiquehotel. 

31 Leeson Close, Dublin 2
T: +353 1 6765011, number31.ie

The Fitzwilliam Hotel (2)
Klassisches Fünf-Sterne-Hotel am Stadtpark St. Stephen‘s Green. Im fünften Stock liegt das Gourmetrestaurant »Glovers Alley« mit einem Stern.

128 St Stephen‘s Green, Dublin 2
T: +353 1 4787000, fitzwilliamhoteldublin.com

The Merrion (3)
In diesem Anwesen aus dem 18. Jahrhundert fühlt man sich wie im Film – und nach einem Besuch im Spa mit Pool bereit für einen großen Auftritt.

21 Upper Merrion Street, Dublin 2
T: +353 1 603 0600, merrionhotel.com

The Shelbourne (4)
Dieses 1824 eröffnete Luxushotel gehört zu Dublins Wahrzeichen. Die »1824 Bar« im Stil einer privaten Bibliothek ist der ideale Rückzugsort am Abend.

27 St. Stephens Green, Dublin 2
T: +353 1 663 4500, theshelbourne.com

The Wilder (5)
Ein Townhouse aus der viktorianischen Zeit bildet den eleganten Rahmen für dieses Boutiquehotel mit wohnlichem Ambiente. 

22 Adelaide Road, Dublin 2
T: +353 1 969 6598, thewilder.ie


RESTAURANTS

Beanhive Coffee (1)
Gemütliches Café mit fotogener Kaffeekunst: Die Getränke mit ganzen Gemälden auf der Crema erscheinen zu schön zum Trinken.

26 Dawson Street, Dublin 2
T: +353 1 6774685, beanhive.ie

Beef & Lobster (2)
Bottomless Brunch vom Feinsten: Das Steak vom Hereford-Rind wird von Oktopus, Riesengarnelen oder einem halben Lobster begleitet.

39-40 Parliament Street, Dublin 2
T: +353 1 531 3810, beefandlobster.ie

Chapter One ** (3)
Das Restaurant verdankt seinen Ruhm dem Finnen Mickael Viljanen. Im schummrigen Kellerlokal wirken seine farbenfrohen
Kreationen besonders effektvoll.

18-19 Parnell Square N, Dublin 1
T: +353 1 873 2266, chapteronerestaurant.com

Delahunt (4)
»Delahunt aus der Camden Street hatte das Fressen zu liefern«, heißt es in »Ulysses« unschmeichelhaft über das feine viktorianische Lokal. »Nach den flüssigen Sachen kamen die festen. Kalter Braten in rauen Mengen und Fleischpasteten…«

39 Camden Street Lower, Dublin 2
T: +353 1 598 4880, delahunt.ie

Fish Shop (5)
Modernes Fischrestaurant in Smithfield: Fish & Chips, Schellfischkroketten und Miesmuscheln werden von Naturwein begleitet.

76 Benburb Street, Dublin 7
T: +353 1 557 1473, fish-shop.ie

Patrick Guilbaud ** (6)
Gleich neben dem »The Merrion Hotel« liegt der französisch angehauchte Gourmettempel von Patrick Guilbaud, der in über 40 Jahren die kulinarische Szene Dublins maßgeblich beeinflusst hat.

21 Upper Merrion Street, Dublin 2
T: +353 1 676 4192, restaurantpatrickguilbaud.ie

Spitalfields (7)
Die Mischung aus intimem, historischem Pub und hochwertiger Traditionsküche hat dem Lokal westlich vom Zentrum einen Bib Gourmand eingebracht.

25 The Coombe, Dublin 8
T: +353 1 454 6921, spitalfields.ie

The Pig’s Ear (8)
Hinter einer pinken Tür verbirgt sich ein dreigeschoßiges Restaurant, das irische Zutaten zu kleinen Kunstwerken veredelt. 

4 Nassau Street, Dublin 2
T: +353 1 670 3865, thepigsear.ie

The Winding Stair (9)
Herrliche Symbiose aus Buchladen und Restaurant. Hier genießt man moderne, lokale irische Gerichte mit Blick auf die Ha‘penny-Brücke. 

40 Ormond Quay Lower, Dublin 1
T: +353 1 872 7320, winding-stair.com

Variety Jones * (10)
In der offenen Küche kocht Keelan Higgs viele seiner unaufgeregten und doch aromatischen Gerichte über offener Flamme. 

78 Thomas Street, Dublin 8
T: +353 1 516 2470, varietyjones.ie


IRISH PUBS

Davy Byrnes (1)
Das 1889 eröffnete Pub ist eine Institution der Dubliner Literaturszene, seitdem James Joyce dort regelmäßig einkehrte und das Lokal in »Ulysses« und »Dubliners« verewigte. 

21 Duke Street, Dublin 2
T: +353 8 771 21405, davybyrnes.com

Neary’s (2)
Einen Steinwurf von der kosmopolitischen Einkaufsstraße Grafton Street entfernt, hat sich in dieser Bar seit 1887 nicht viel verändert. Keine Musik, keine Bildschirme – nur Stimmengewirr und Gläserklirren.

1 Chatham St, Dublin 2
T: +353 1 677 8596, nearys.ie

The Brazen Head (3)
Dublins ältestes Pub besteht sein 1198. Heute gibt es Livemusik, deftiges Essen und Tische im Freien.

20 Lower Bridge St, Dublin 8
T: +353 1 679 5186, brazenhead.com

The Long Hall (4)
Die »lange Halle« besteht seit den 60er-Jahren. Teppich und gepolsterte Bänke an den Wänden ergeben eine gemütliche Atmosphäre.

51 South Great George‘s Street, Dublin 2
T: +353 1 475 1590

The Palace Bar (5)
Dieses Pub versorgt das Viertel Temple Bar seit 200 Jahren mit Bier und einem stilvollen Platz zum Austauschen. 

21 Fleet Street, Dublin 2
T: +353 1 671 7388, thepalacebardublin.com

Erschienen in
Falstaff Nr. 02/2023

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Lisa Arnold
Autor
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