Die Weinbar »Benigna« macht das Triple im ehemaligen Wohnhaus von Georg Emmerich komplett.

Die Weinbar »Benigna« macht das Triple im ehemaligen Wohnhaus von Georg Emmerich komplett.
© Falstaff/Ulrich van Stipriaan

»Benigna« – neue Weinbar am Görlitzer Untermarkt

Neben dem »Hotel Emmerich« und dem »Restaurant Horschel« hat in der Altstadt von Görlitz jetzt die neue Weinbar »Benigna« mit Bas Dankers als Manager und Axel Krüger als »1. Weinknecht« eröffnet.

Die Frage, ob Er ein Schuft oder Sie ein Luder war, wurde im Prinzip schon vor über 500 Jahren beantwortet: Ja, Georg Emmerich, hauptberuflich Sohn eines reichen Kaufmanns, hatte nicht nur die hübsche Nachbarstochter Benigna Horschel geschwängert – nein, er hat sie dann auch nicht geheiratet. Obwohl auch sie einen wohlhabenden Tuchmacher (und Ratsherrn) zum Vater hatte – wer am Görlitzer Untermarkt wohnte, gehörte eben zu den Wohlhabenden der Stadt. Aber nach einer Pilgerreise nach Jerusalem mit Absolution und dem Nachbau des Heiligen Grabes in Görlitz als Mitbringsel wurde Georg Emmerich später dann selbst ehrbarer Kaufmann und mehrfach Bürgermeister von Görlitz.

(K)östlich

So viel Geschichte muss sein in der östlichsten Stadt Deutschlands, die zunehmend auch die köstlichste der Region wird. Im ehemaligen Wohnhaus von Georg Emmerich gibt es nämlich nicht nur ein kleines, aber feines Hotel (»Emmerich«), sondern seit Anfang des Jahres auch ein Restaurant (»Horschel«) sowie seit diesem Wochenende auch eine Weinbar: »Benigna«, gedacht ursprünglich eher als Eventlocation, wie Bas Dankers sagt.

Er ist Mitbetreiber des Komplexes, Manager der drei Betriebe – und kommt aus Amsterdam. Von dort mitgebracht hat er sein Lächeln und die Unkompliziertheit, die diese Stadt ausmacht. Allerdings wurde schon kurz nach der offiziellen Eröffnung klar: das wird eine ganz normale Weinbar, offen für alle Görlitzer und die Besucher der Stadt. Zumindest vorerst einmal jeden Freitag.

Der »1. Weinknecht« von Görlitz

Wobei die »Benigna« nicht wirklich ganz normal ist. Eröffnet wurde ohne großes Getrommel (also keine Reden!), aber mit viel Herz (bzw. Wein). Axel Krüger, der in Görlitz nicht nur, aber vor allem auch in Sachen Kulinarik und Wein ein großer »Anstubser« und »Möglichmacher« ist, hat sich eine neue Visitenkarte gestaltet und nennt sich nunmehr nicht mehr »buckliger Weinknecht«, sondern »1. Weinknecht«. Er ist omnipräsent im »Benigna« – persönlich als Berater für die trinkfreudigen Gäste, aber auch hinter den Kulissen, wo er Weine aussucht und präsentiert, Kontakte zu Winzern hält. Am Ende des Abends aber sitzt er am liebsten an einem der Tische, um mit den Gästen das eine oder andere Glas Wein selber zu genießen.

Flaschenweise »trinkige« Weine

Die Weine sind, und das ist das Besondere dieser Weinbar, nichts Besonderes. Sie sind trinkig, wie man so sagt. Und es gibt sie am liebsten flaschenweise. Das kennen die Görlitzer von anderen Pop-Up-Events, die Krüger in der Stadt durchgeführt hat. Wer allein kommt oder erst einmal probieren möchte, kann die Weine aber selbstredend auch by the glass bekommen. Man muss dann nur öfter anstehen, um beim Weinknecht den Nachschub zu holen.

Weinbummeln

Dafür kann man, allein mit seinem Glas, prächtig durch das große Haus bummeln. Man merkt, dass man nicht mehr in der Hausnummer 1 ist, sondern schon im Nebenhaus (ein Durchbruch soll kommen, verrät Bas Dankers). Dabei erlebt man die ungewohnt großzügige und offene Bauweise, wie sie den Palästen der Tuchmacher eigen war. Christian Weise, Architekt und der Inhaber des Komplexes, bei dem die alten Gemäuer immer wieder durchblicken, hat mit Farben Akzente gesetzt. Der lichte Innenhof beispielsweise wird abends von einer Vielzahl von bunten Lampen punktartig dezent beleuchtet. Ein großes blaues Sofa, das zeigte sich am Ende des Eröffnungsabends, ist ein genialer Punkt für den Rückzug. So wie die Küche bei jeder vernünftigen Hausparty.

Ulrich van Stipriaan
Ulrich van Stipriaan
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