Das »Platz 4« in Köln-Sülz.

Das »Platz 4« in Köln-Sülz.
© Sophia Schillik

»Platz 4«: Entspanntes Fine Dining in Köln-Sülz

Die Neueröffnung ist Café, Tagesbar und Casual Fine Dining Restaurant in einem. Küchenchef Sebastian Huppertz kommt aus dem ehemaligen »Sorgenfrei«.

Fans des Kölner Restaurants »Sorgenfrei« dürften im Frühling ein paar Tränen verdrückt haben. Nach mehr als 16 erfolgreichen Jahren verkündete das Betreiber-Paar Isabel Wilden und Ronni Hoffmann nicht coronabedingt zwar, aber dennoch überraschend, das Aus. Ein Wermutstropfen einerseits, aber auch eine Chance für den langjährigen Küchenchef des Fine Dining-Restaurants: Zehn Jahre wirkte Sebastian Huppertz dort insgesamt.

Durch den Tag schmausen

Seit gut zwei Wochen hat nun seine neue Wirkungsstätte geöffnet, in der er sich mit frischen Ideen und allumfassendem Konzept austoben darf: Das »Platz 4« ist im ehemaligen Kinderheim am frisch renovierten und umkonzipierten Elisabeth-von-Mumm-Platz in Sülz beheimatet und so etwas wie ein Rundum-Sorglos-Paket für alle Tageszeiten, Altersstufen und Preisklassen: Hier kann man morgens ausgesprochen gut frühstücken, mittags einen preiswerten Lunch ordern, nachmittags gibt es Kaffee und köstliche Kuchen und abends kreative Sharing Dishes, die man teilen darf, ja sollte – aber nicht muss.

Clean, aber nicht steril

Hinter dem jungen Betrieb steckt aber nicht nur Huppertz, vielmehr ist der Laden ein Joint Venture der Gastronomie-Quereinsteigerin Alisa Welzel, die bereits ein Café in Ehrenfeld betreibt, und »Playa in Cologne«-Geschäftsführer Lars Meyer. Huppertz stieß Ende Mai dazu. Im Service steht mit Verena Blom ebenfalls eine ehemalige »Sorgenfrei«-Kollegin. Die Kuchen dagegen kommen aus der Feder und den Händen von Alisa Welzel – die 29-jährige Chefin bäckt nach wie vor alles selbst.

Entzerrter All-in-One-Place

Die Idee zu einem All-in-One-Place spukte Welzel schon länger im Kopf herum. Am Elisabeth-von-Mumm-Platz, auf dem ehemaligen Kinderheimgelände zwischen Sülzgürtel und Beethovenpark, fanden die beiden Geschäftspartner letztlich das perfekte Zuhause für ihr Vorhaben. Es soll nicht nur Tages- und Abendgeschäft umfassen, sondern langfristig auch Catering für Veranstaltungen im 500 Personen fassenden Eventsaal der angrenzenden Kirche. Derlei Pläne seien aktuell natürlich auf Eis gelegt, dafür könne man sich voll und ganz auf das Restaurant konzentrieren, so Welzel optimistisch.

48 Leute können in dem sehr stillvoll renovierten und puristisch-geschmackvoll möblierten Raum normalerweise speisen. »Aktuell machen wir bei 32 Personen aber einen Cut und denken wie so viele Gastronomen über zwei Seatings nach, um das Ganze zu entzerren.«

Vegetarische Kompositionen

Auffallend an der Abendkarte ist weniger ihre überschaubare Größe – zwei locker beschriebene Blätter auf dem Menü-Klemmbrett – oder das mittlerweile auch in Deutschland fest etablierte Mezze-Prinzip, sondern der Fokus auf vegetarischen Kompositionen. Huppertz kocht sehr frei, sehr gemüselastig, jenseits von Länderküchenkorsetts oder anderen Restriktionen, immer frisch und mit Aha-Effekten, aber nie zu kompliziert oder verschwurbelt, dafür gern auch mal mit ein bisschen Augenzwinkern.

»Quatsch mit Sauce« ist so ein Gericht, bei dem Schalk und Saucenexpertise sich verbinden, es ist Kartoffelpüree mit einer vor Kraft und Aromatiefe nur so strotzenden Jus, die ohne Fleisch, stattdessen aber mit getrockneten Pilzen, Auberginen und Schwarzbier zubereitet ist. »Taco 40 °« macht auch Spaß, aber anders: Auf zwei kleinen maismehlgelben Tacos liegen, auf je einem Klecks weiße Bohnen-Crème, je eine in Kaffee gebeizte, silbrig glänzende Makrele, getoppt von gepickelten roten Zwiebeln – ein Hochgenuss. Da ist Biss und Cremigkeit, Fett und Säure, Substanz und Frische.

Selbiges gilt für den Pulpo mit Artischockencrème, frittiertem Mais und Koriander oder die Gyozas mit Blutwurst, Miso-Sauerkraut und karamellisierter Schokolade. Das Spiel mit Kontrasten klappt aber – und das ist das Spannende – auch und besonders gut bei den vegetarischen Gerichten wie dem gegrillten Lauch mit marinierten Kräuterseitlingen, Aioli und Lauch-Asche. Alles recht überraschend für ein Restaurant, das gerade mal ein paar Tage geöffnet ist. Die einzelnen Komponenten ergänzen sich gut, die Gerichte sind stimmig, die Speisekarte wirkt insgesamt sehr harmonisch und auch an der noch recht kleinen Weinkarte soll in nächster Zeit weiter geschraubt werden.

INFO

Platz 4
Elisabeth-von-Mumm-Platz 4
50937 Köln

Öffnungszeiten: MO, MI, DO 9 bis 23 Uhr; FR 9 bis 24 Uhr; SA 10 bis 24 Uhr; SO 10 bis 23 Uhr

platz4.koeln

Sophia Schillik
Sophia Schillik
Journalistin und Fotografin
Mehr zum Thema
Björn Swanson hat in Schöneberg das »Faelt« eröffnet.
Neueröffnung 2020
Neu in Berlin: »Faelt«
Björn Swanson hat sein eigenes Restaurant eröffnet, wo er seiner nachhaltigen Küchenphilosophie...
Von Peter Eichhorn