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Das große Teilen: Fünf Bowle-Rezepte für jede Sommerparty

Die Bowle, der erste Cocktail zum Teilen und der erste der Geschichte. Die gewitzten Rezepte des Schweizer Pop-ups »Bowlengarten« versüßen euch den Sommer und sorgen für mehr Kreativität beim Bowlenmixen.

Bowlenschüsseln passen eigentlich perfekt zu unserer Zeit. Sharing-Menüs in Restaurants sind längst zum Standard geworden und das Teilen unter progressiven Genussmenschen zur Tugend. Und schließlich sind Bowlen nichts anderes als große Sharing-Cocktails, die mit ihren fruchtigen Aromen perfekt in die heiße Jahreszeit passen. Dabei haben Bowlen ihren Ursprung nicht etwa auf coolen Partys, sondern bei englischen Arbeitern in Indien. Der erste schriftliche Nachweis für eine Bowle findet sich in einem Brief aus dem 17. Jahrhundert. Am 28. September 1632 erwähnte der Engländer Robert Addams, der in Indien für die British East India Company arbeitete, das Getränk »Punch«, das damals unter seinen in Indien stationierten Landsleuten populär war. Eine heutige Theorie lautet, dass der Name »Punch« vom indischen Wort für die Zahl fünf abgeleitet ist, da diese Zahl an Zutaten klassischerweise für das Getränk Verwendung fanden.

Die Bowle oder eben »Punch« wurde damals aus einfachen Zutaten gemischt. Das erste rudimentäre Rezept stammt aus dem Jahr 1638: Der deutsche Johan Albert de Mandelslo, der in Indien als Fabrikmanager arbeitete, beschrieb ein unter den Arbeitern populäres Getränk aus gebranntem Wasser, Rosenwasser, Zitronensaft und Zucker, auch die Zugabe von Gewürzen wie Muskatnuss war damals überaus populär – fünf Zutaten also. Bier und vor allem Wein waren in der Region Mangelware, Spirituosen aber waren weit verbreitet. Mit dem Mix ahmte man gewissermaßen den Weingeschmack nach – samt erträglichem Alkoholgehalt. Getrunken wurde das Getränk schon damals aus großen Schüsseln zum Teilen.

Von Indien kam die Bowle nach England und eroberte von dort aus Europa. Lange war sie der Oberschicht vorbehalten, denn Zutaten wie Zitronen waren Luxusgüter. Ihre Hochblüte in neuerer Zeit erlebte die Bowle Mitte des 20. Jahrhunderts. Eine gepflegte Hausparty ohne Bowle wäre in den Fünfzigerjahren undenkbar gewesen. Im deutschsprachigen Raum besonders populär waren schon damals Bowlen-Rezepturen, die auf Basis von Früchten und Wein gemischt werden.

Seit einigen Jahren ist die Bowle auch in szenigen Bars wieder angesagt. Locations wie der »Punch Room« in London oder das »Punch House« in Chicago haben sich gar komplett der Zubereitung von Bowlen verschrieben. Und auch im deutschsprachigen Raum sieht man »Punch«-Kreationen heute wieder auf vielen Cocktailkarten. Das seit 2020 jährlich stattfindende Sommer-Pop-up »Bowlengarten« in Winterthur bei Zürich in der Schweiz hat sich ebenfalls komplett dem Bowlengenuss verschrieben. Die Betreiber, die Weinbar »Wein-Punkt« sowie die Brennerei Draft Brothers, interpretieren die Kategorie ganz frei. Eine recht klassische Rosé-Bowle findet man dort ebenso auf der Karte wie Bowlenrezepturen auf Basis von Wassermelonenfleisch oder sogar eine Kreation mit Gurke und Dill. Serviert werden die Bowlen natürlich klassisch in der Schüssel, jedoch auch als Einzelportionen wie ein Standard-Cocktail.

Bei der Zubereitung einer Bowle gilt, was für jeden Cocktail gilt: Es geht um ein harmonisches Zusammenspiel von Säure und Süße, bei der Bowle ist zudem wichtig, eine gewisse Leichtigkeit beizubehalten, was Geschmack und Alkoholgehalt betrifft. Im »Punch House« in Chicago verwendet man dafür gerne erkaltete Tee-Aufgüsse, im »Bowlengarten« werden die Bowlen, die auf Basis von Spirituosen angemischt werden, gerne vor dem Servieren mit Sprudelwasser statt mit Sekt aufgespritzt. Ein weiteres probates Mittel zur Wahrung der Leichtigkeit ist die Verwendung von weniger süßen Fruchtsäften, dezent gesüßten Sirups sowie der Einsatz von Säure – neben Zitronensaft können auch der aus grünen Trauben gewonnene Verjus oder im Falle der erwähnten Gurkenbowle sogar Essig wahre Wunder vollbringen.

Fünf Bowle-Rezepte für Zuhause


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Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2023

Zum Magazin

Mario Gagliardi
Autor
Benjamin Herzog
Benjamin Herzog
Chefredaktion Schweiz
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