Markus Platzer (POET) und Andreas Senn 

Markus Platzer (POET) und Andreas Senn 
© Lukas Jahn/SENNS.Restaurant

Der Geschmack der Höllenglocken: Andreas Senns sinnliches »Audio Dinner«

Feinstes am Teller, doch die Musik aus der Konserve? Den vernachlässigten Hör-Sinn bringt das »Audio Dinner« im Salzburger »Senns« in die Spitzengastronomie ein – mit der 50.000 Euro-Anlage »Poet sinfonetta« und ausgefeilten Musikstücken.

Viele heimische Spitzenrestaurants vertrauen bereits den Sound-Systemen von »POET Audio«. So sind die silbrig glänzenden Würfel mit der hohen Wiedergabe-Treue, die in Graz entstehen, u. a. bei etlichen Mitgliedern der »Jeunes Restaurateurs« präsent. Die Kombination von Schmecken und Hören auf einen neuen Höhepunkt zu bringen, lag daher für den Gründer des Unternehmens Markus Platzer auch nahe. »Genau sieben Sekunden hat es gedauert, bis Andreas Senn zugesagt hat«, freute sich der sichtlich aufgeregte Akustiker vor der Weltpremiere. Das Restaurant des Spitzenkochs im Salzburger Gusswerk ist schließlich auch ein prädestinierter Ort, wenn es um die Synästhesie geht. Schließlich befindet sich die Küche des mit 97 FALSTAFF-Punkten ausgezeichneten Rennrad-Fahrers in einer ehemaligen Glockengießerei. Den Auftakt des siebengängigen »POET & Senns Audio Dinner« läuteten daher eben auch die Glocken ein.

Und natürlich durfte auch Wolfgang Amadeus Mozart in Salzburg nicht fehlen – sein Kanon »Bei der Hitz im Sommer eß ich…« begleitete die Amuse-Bouches, die für fünf Geschmacksrichtungen stehen. Wiedergegeben wurden die Stücke auf drei unterschiedlichen POET Sound Systemen – allen voran auf der »Poet sinfonetta«, die mit einer völlig neuen Technologie für ein revolutionäres Hörerlebnis sorgt. Dadurch, dass die Boxen im Raum auch bewegt wurden, ergab sich ein Erlebnis, das eine wahrlich immersive Atmosphäre schaffte. Denn Hintergrundmusik, das machte Markus Platzer klar, ist ihm ein Gräuel: »Stille oder bewusstes Hören« empfahl der Grazer, der wochenlang an den Stücken zum neuen Herbstmenü Andreas Senns feilte. »Das Ohr schläft nie«, soll diese neue Form des Genusses den wichtigen Sinn nicht mehr »länger nachrangig behandeln und eine von Algorithmen bestimmte Konservenmusik aus drittklassigen Lautsprechern quetschen«.

© Lukas Jahn/SENNS.Restaurant

Das indische »Echolo« zum Fischgang

Davon konnte beim Auftakt in Salzburg auch keine Rede sein. Als würde die Pianistin mitten im Gusswerk sitzen, stimmte Diana Krall „Body and Soul“ auf das Goderl vom Iberico-Schwein mit Karfiol und Pfirsich ein. Wundervoll passend war auch »Jamaica Farewell«, in dem vom Los des Seemannes die Rede war, ehe der Hummer aus den Gewässern um Tristan da Cunha (in Escabeche) aufgetragen wurde. Der elegische Grundton passte nachgerade genial zum Krustentier aus den Gewässern um die entlegenste Insel der Welt. Wie ein Echolot, verstärkt durch die Bewegung der Boxen, irrlichterte der hohe Ton einer indischen Flöte – als passende Soundscape zum Senn-Signature Dish »Schwarzer Seehecht mit Ajo Blanco, Tomaten und Imperial Gold Kaviar«.

Einen Gag erlaubt sich das Klang-Geschmackszauber-Duo dann beim Rind, einem Filet vom Kobe-Rind mit Steinpilz: In die Klänge der tirolerisch-schweizerischen Band »Jütz« hatte sich auch eine Kuhglocke gemischt. Die Delikatesse aus Japan wurde so mit der vertrauten Alm »kurzgeschlossen«. Der Reiz dieser Art akustischer Weinbegleitung (die »echte« lieferte kongenial Constantin Kopf) liegt aber nicht nur im Andocken an eine Geschmackskomponente.

© Lukas Jahn/SENNS.Restaurant

Erweiterte Dimension des kulinarischen Erlebnisses

»Authentische Gefühle von der Gänsehaut bis zur scheinbaren Schwerelosigkeit«, soll das audiophile Dinner liefern. Und die Wahl der fordernden Klänge von Karlheinz Stockhausen zum Dessert – Eiscreme von der Shisokresse – lieferte dafür ein schönes Beispiel. Zumal damit auch gezeigt wurde, wie man analog zur Küche Komponenten am Mischpult vereint. Stockhausens Atonalität traf auf die elektronische »Patentia« von Gramatik aus Slowenien.

Apropos Küchen-Komposition: Die mobilen Soundsysteme sieht Andreas Senn denn auch als logische Erweiterung seines Verständnisses von absoluter Qualität – »umso besser, wenn uns dies ein Unternehmen aus Österreich liefern kann«. Und so erklang auch der Schlussakkord in der ehemaligen Glockengießerei ziemlich passend: AC/DC sorgten mit »Hells Bells« für das Finale. »Zu jedem Menü gehört ein fulminanter Abschluss, der im Gedächtnis bleibt und in diesem Sinne auch im Ohr«, so Senn. Die Dramaturgie der »POET & Senns Audio Dinner« läßt sich ab sofort für Gruppen ab zehn Personen erleben und kann exklusiv in Salzburg gebucht werden.

www.senns.restaurant

www.poetaudio.com


Roland Graf
Autor
Mehr zum Thema
Restaurant der Woche Deutschland
Restaurant der Woche: »Kramer«
Feurige Genüsse: Küchenchef Fabian Kramer und sein internationales Team überzeugen mit ihrer...
Von Tina Hüttl
Restaurant der Woche Deutschland
Restaurant der Woche: »Verōnika«
Im ehemaligen Kunsthaus Tacheles begeistert das neue Restaurant »Verōnika« mit New Yorker Flair...
Von Maria Wollburg