Roland Velich ist auf der Suche nach einem Blaufränkisch mit optimalem Ausdruck seiner spezifischen Herkunft. Ziel ist Cool-Climate-Finesse im samtigen pannonischen Kleid.

Roland Velich ist auf der Suche nach einem Blaufränkisch mit optimalem Ausdruck seiner spezifischen Herkunft. Ziel ist Cool-Climate-Finesse im samtigen pannonischen Kleid.
© Xenia Trampusch

Der Rotwein-Flüsterer: Roland Velich ist Falstaff Winzer des Jahres 2023

Der Mann hinter der Marke Moric – gesprochen »Moritz« – heißt Roland Velich. Der wortgewaltige Burgenländer hat sich zum Ziel gesetzt, der Rebsorte Blaufränkisch zu internationaler Anerkennung zu verhelfen.

Als Purist baut Moric zudem auf das pannonische Terroir und die unverwechselbaren Eigenschaften möglichst alter Rebstöcke. Für Falstaff ist Roland Velich der »Winzer des Jahres 2023«.

Roland Velich wurde 1963 geboren. In seinem Elternhaus in Apetlon im Seewinkel spielte der Weinbau stets eine Rolle. Schon der Vater war, wenngleich im Nebenerwerb, ein Pionier des Qualitätsweins. Wie in diesem Teil des Burgenlandes üblich lag der Fokus auf der Produktion von edelsüßen Weinen, doch bereits früh setzte man im Hause Velich auch auf hochwertige weiße Rebsorten. So wurde schon im Jahr 1961 ein Weingarten namens Tiglat mit Weißburgunder neu bestockt, später stellte sich allerdings heraus, dass Morillon-Setzlinge geliefert wurden. Aus den hier gewonnenen Trauben wurde später der trockene Kult-Chardonnay Tiglat, den Roland Velich in jungen Jahren gemeinsam mit seinem Vater Helmut – hauptberuflich in der burgenländischen Landesregierung Chef der Abteilung Jugend – und dem jüngeren Bruder Heinz zu einer weißen Wein-Ikone des Burgenlandes entwickelte.

Die Arbeit mit dem Wein war für den jugendlichen Roland Velich zunächst eher mehr Pflicht als Kür. Auf die Mittelschule folgten einige Probier-Jahre: Skilehrer, abgebrochene Studien der Rechtswissenschaft, Philosophie und Politikwissenschaften, dann zehn Jahre als Croupier. Noch wies also wenig auf ein eigenes Weinprojekt hin. Das elterliche Weingut war Mitglied der »Renommierten Weingüter Burgenland« geworden, einer 1995 ins Leben gerufenen Vereinigung, der mit Ausnahme von Alois Kracher ausschließlich jene Spitzenbetriebe angehörten, deren Produktionsschwerpunkt beim Rotwein lag. Roland Velich arbeitete im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv mit, war von der Produktion bis zur Präsentation aktiv am Aufstieg des Tiglat beteiligt. Nachdem aber Bruder Heinz den Weinbaubetrieb übernommen hatte, war klar, dass ein neues Projekt her musste, wenn sich Roland längerfristig in Sachen Wein engagieren wollte. Und angesichts des unübersehbaren Aufschwungs, den der burgenländische Rotwein zu jener Zeit erlebte, war die Zielrichtung schnell klar.

Ende der 1990er-Jahre standen Cuvées mit internationalen Rotweinsorten wie Cabernet Sauvignon und Merlot sowie deutlicher Prägung durch neues Holz hoch im Kurs. Hier bewies Roland Velich Weitblick, denn für ihn stand damals bereits fest, dass er sich der Rebsorte Blaufränkisch verschreiben würde. Das mögliche Potenzial dieser Weine hatte Ernst Triebaumer aus Rust mit seinem Ried Mariental bereits 1986 ein für alle Mal außer Streit gestellt. Nun galt es, 15 Jahre später und unter geänderten Voraussetzungen, diesen Faden mit aller Konsequenz wieder aufzunehmen. Die Zeit war reif für Blaufränkisch. Und für Roland Velichs Idee mit dem eigenen Wein.

ZUR VERLEIHUNG

Die Geburtsstunde für Moric

Was anfangs als Teamwork mit Erich Krutzler aus Deutsch-Schützen im Südburgenland und im Keller von Wolfgang Reisner in Deutschkreutz unter dem Markennamen Moric begann, entwickelte sich sehr schnell zur One-Man-Show von Roland Velich. Krutzler wurde 2001 zum Geschäftsführer des slowenischen Weinguts Dveri Pax bestellt, und ab da war Velich auf sich alleine gestellt. Mit dem Jahrgang 2001 startete die Erfolgsgeschichte der Moric-Weinserie, deren Schwerpunkt von Anfang an der Suche nach dem perfekten Blaufränkisch gewidmet war (und bis heute ist). Die Geschichte von Blaufränkisch Unplugged hatte begonnen.

Über Velichs 2002 Blaufränkisch Neckenmarkt Alte Reben schrieb Parker’s »The Wine Advocate«: »Seine Weine zeigen einen Stil, der nirgendwo sonst in Österreich zu finden ist: ein Blaufränkisch, vinifiziert wie ein Grand Cru der Burgund, mit Trauben aus Hanglagen und Terrassen, präklonale Rebstöcke, wie man sie kaum mehr im Mittelburgenland findet. Von seinen Träumen, seinen Reben, seiner Vinifikation bis zu seinem Retro-Label bewegt sich Velich in einer eigenen Welt.« Für die Alten Reben aus Neckenmarkt des Jahrgangs 2009 gab es bei Parker erstmals 95 Punkte.

Roland Velichs Sortiment hat sich im Lauf der letzten 20 Jahre verändert und spiegelt das Ergebnis der ständigen Suche nach Spitzenqualität in jedem denkbaren Bereich wider. Heute bildet eine weiße »Hausmarke« aus Grünem Veltliner und etwas Chardonnay sowie eine rote »Hausmarke« aus Zweigelt, Blaufränkisch, Merlot und Pinot Noir, vinifiziert nach der Solera-Idee mit 75 Prozent des jeweils neuen Jahrgangs, das Fundament des Sortiments. Im Weißweinbereich hat sich Velich für den Grünen Veltliner entschieden, der in St. Georgen am Leithaberg zu Höchstleistungen imstande ist – der weiße Topwein ist der Lagen-Veltliner Ried Krainer. Die stoffige rote Moric-Reserve ist ein Blaufränkisch aus Trauben, die in Zagersdorf und Lutzmannsburg geerntet werden. Viele Jahre bildete ein Blaufränkisch-Duo mit der Bezeichnung »Alte Reben« die Spitze des Rotweinsortiments, gekeltert aus teils mehr als 100 Jahre alten Reben in Lutzmannsburg und Neckenmarkt. Letztere Herkunft ist nach dem Jahrgang 2015 nicht mehr vertreten, in Lutzmannsburg hat Roland Velich seine Palette deutlich verbreitert. Neben dem Flaggschiff Alte Reben Lutzmannsburg werden seit dem Jahrgang 2019 nun drei Rieden separat ausgebaut, um deren besondere Eigenheiten zu demonstrieren. Es sind dies Parzellen der kalkreichen, steilen Ried Kirchberg, die nach Osten abfallende Ried Schwemmer mit schwereren Lehmböden und die auf kalkhaltigem Braunlehm gepflanzte Ried Maissner am Hochplateau von Lutzmannsburg.

Ich möchte Originale schaffen. Blaufränkisch aus dem Burgenland, der genau so schmeckt: nach Blaufränkisch und Burgenland.
Roland Velich

Verborgene Schätze

Seine Präferenz für das pannonische Weinkulturerbe führte Roland Velich unter anderem zur weißen Rebsorte Furmint – und über die Grenze. Unter dem Label »Hidden Treasures – a Moric Project« präsentiert er seit geraumer Zeit drei außergewöhnliche Weißweine:

  • Seit 2013 den Tokaj feat. Gergö Filep, einen reinsortiger Furmint;
  • Den Somlo feat. Kis Tamás, eine Cuvée aus 80 Prozent Furmint, der Rest ist Welschriesling und Harslevelü;
  • Und den Balaton feat. Villa Tolnay, der je zu Hälfte aus Furmint und Riesling gekeltert wird.

Welche Motivation hinter dieser Weinlinie steckt, erklärt Velich so: »Hidden Treasures ist die Weiterführung des Gedankens, der mich zur Entwicklung von Moric führte. Der Versuch, eine Region zu fassen mit Mitteln, die so pur und direkt sind wie möglich. Alte, traditionelle Methoden und volles Vertrauen auf die gegebene Substanz – eine uralte, über Jahrhunderte erfolgreiche und weltweit führende Weinkultur, die Böden und das Klima der pannonischen Tiefebene, die sich von den letzten Hügeln der Ostalpen entlang des Karpathenbogens erstreckt, die Rebsorten, die sich über lange Zeiträume als geeignet und wertvoll gezeigt haben, und natürlich die Menschen, ein Mix aus Slawen, Deutschen und Ungarn, orthodox, katholisch, protestantisch, jüdisch und vermutlich noch einiges mehr. Ich habe mich entschlossen, diesen Weg gemeinsam mit jungen, innovativen Winzern zu gehen. Winzer, die bereit sind, sich in ähnlicher Art und Weise auf diese Reise einzulassen. Diese Reise jetzt zu starten, ist wichtig – es ist Zeit, diese großartige Weinkultur in originärer und authentischer Form dem geneigten Publikum wieder zugänglich zu machen.« Auch österreichische Talente gehören zum Projekt »Hidden Treasures«, etwa Christoph Wachter aus Deutsch-Schützen, Stefan Wellanschitz aus Neckenmarkt, Hannes Schuster aus Zagersdorf, mit dem er bereits 2007 das Jagini-Projekt aus alten und von der Rodung bedrohten Reben in Zagersdorf gestartet hat, oder das Duo Lichtenberger & Gonzalez aus Breitenbrunn, denen hier mit Blaufränkisch-Weinen ein internationales Podium geboten wird.

Die britische Grande Dame des Weinjournalismus, Jancis Robinson MW, meint: »Roland Velich ist der beste Blaufränkisch-Produzent des Planeten.« Das Engagement Roland Velichs würdigt die Falstaff-Redaktion nur zu gerne mit dem Titel »Winzer des Jahres 2023«.


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Erschienen in
Falstaff Nr. 07/2023

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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