Gourmetguide Deutschland, Teil 9: Die blaue Donau

Normalerweise müsste man für dieses verwinkelte Kellerlokal in München 100 Punkte vergeben, einfach deshalb, weil das Konzept zu 100 Prozent in sich stimmig ist.

 »Die Blaue Donau« im Stadtteil Schwabing ist das perfekte Beispiel dafür, dass die vergleichende Restaurantkritik ihre Grenzen und der Ausdruck »der Schein trügt« ihre Berechtigung haben.

Inhaber Thomas Hertlein trägt Vollbart, kariertes Hemd, T-Shirt, Cargohosen und langes Haar unter einer Wollmütze. Seine Leidenschaft und Kenntnis für und über Weine vor allem aus Deutschland, Österreich und Frankreich sucht ihresgleichen in München. Die Weinkarte ist eine perfekte Mischung aus großen Namen und wenig bekannten Winzern, immer hochwertig, immer flaschenweise. Das Ambiente ist schräg, mit viel Krimskrams und Postern von Sophia ­Loren oder Barbra Streisand, die Tischkultur jedoch vom Feinsten – von den Servietten bis zu den Gläsern. Und das Spektrum der Musik im Hintergrund reicht von Iggy Pop bis zu Hans Albers.

Ach ja, die Küche. Sie ist bodenständig, aber raffiniert, wie das gebratene Filet vom Eismeersaibling auf Risotto mit Erbsen und Speck, die getrüffelte Maispoulardenbrust auf Le-Puy-Linsen oder die marinierten Scampi auf Cœur de Boeuf mit Rucola und Kräutervinaigrette. Die Blutwurst kommt in vier panierten Röllchen auf einem Speck-Sauerkraut, das so sämig-knackig-pikant ist, dass man einen Nachschlag haben muss. Und dann erst die Topfenködel in Butterbröseln auf Zwetsch­genröster … (es gibt übrigens nur Menüs von 42 bis 55 Euro). Hier hat einer geschafft, was alle wollen: auch ein jüngeres Publikum jedweder Couleur für Top-Weine und authentische Küche zu begeistern.

Bewertung
Essen 42 von 50
Service 19 von 20
Weinkarte 20 von 20
Ambiente 10 von 10
Gesamt 91 von 100

DIE BLAUE DONAU
Elisabethstraße 12
80796 München
T: +49/(0)89/27 27 22 01
Di.–Sa. 19–1 Uhr
www.die-blaue-donau.de

(MT)

>>> Zurück: Gourmetguide Deutschland, Teil 1

Aus Falstaff Deutschland 01/14

Michael Tempel
Autor
Mehr zum Thema