Barbara Ludwig hat ihr Hotel zu einem Spiegelbild der Wiener Kulturgeschichte gemacht.

Barbara Ludwig hat ihr Hotel zu einem Spiegelbild der Wiener Kulturgeschichte gemacht.
© Hotel Beethoven

»Ich habe Maria Theresia ein Zimmer gewidmet«

Barbara Ludwig, Geschäftsführerin des »Hotel Beethoven«, verrät im Interview die Besonderheiten ihres Boutique-Hotels im Herzen von Wien, wo sie Inspiration findet und was das typische Altwiener Flair ausmacht.

In den vergangenen Jahren hat Gastgeberin Barbara Ludwig mit viel Liebe zum Detail und Hingabe zur Geschichte und den Traditionen der Donau-Metropole alle sechs Stockwerke des »Hotel Beethoven« individuell neu gestalten lassen. So ist jedes Stockwerk einer anderen Epoche Wiener Kulturgeschichte und jeder Raum einer anderen Persönlichkeit gewidmet – von der Wiener Klassik über die Protagonisten vom Theater an der Wien bis hin zu den Anführerinnen des Fin de Siècle.

Zimmer 501 ist Maria Theresia gewidmet. Einer für Ludwig ganz besonderen Frau. »Als Frau im 18. Jahrhundert das Reich der Habsburger zu regieren, dabei 16 Kinder zu bekommen und auch als Reformistin in die Geschichtsbücher einzugehen, das war eine herausragende Leistung«, so Ludwig. Welche Personen sie noch inspiriert haben und was die außergewöhnlichen Design-Elemente im Haus ausmachen, verrät sie im Rahmen der »Starke Frauen«-Interviewserie.

Falstaff: Wie ist eigentlich die Idee zum Hotel Beethoven entstanden? Was ist der Grundgedanke? 

Ludwig: Schon als Kind hat mich meine Mutter in den Musikverein mitgenommen, und als Fünfjährige habe ich begonnen, Klavierunterricht zu nehmen. Wöchentliche Museumsbesuche gehörten zu meinem Alltag. Als ich 2009 das Hotel Beethoven übernahm, habe ich beschlossen, ein Boutique-Hotel zu eröffnen, in dem ich Wien-Gästen meine Stadt näherbringen kann. Kunst und Kultur ist das, was Wien zu einem großen Teil ausmacht. Die Themen meiner Zimmer sind keine zeitgeistige Marketingidee, sondern repräsentieren Wiener Persönlichkeiten, die die Seele der Stadt ausmachen.

War es also bereits ein Kindheitstraum, ein Hotel zu leiten?

Nein! Nach der Matura habe ich begonnen, Wirtschaft zu studieren, war mir aber nicht sicher, ob es das Richtige ist. Nachdem meine Vorschritte mäßig waren, schickte mich mein Vater in die USA, um mein Englisch zu verbessern. Als ich zurückkam, begann ich nach einer zweijährigen Ausbildung im Fremdenverkehrskolleg in Kleßheim, Salzburg als Rezeptionistin im ersten Wiener Marriott Hotel zu arbeiten. Das gefiel mir gut. Nach anderthalb Jahren ging ich nach Rom, um eine kleine Sprachschule zu leiten. Danach arbeitete ich für eine österreichische Hotelkette, zuerst im Bankett, dann im Sales & Marketing. Nach der Geburt meiner Tochter 1990 wechselte ich in die Werbebranche.

Die Idee, ein Hotel zu leiten, kam mir erst nach dem Verkauf meiner Fotoagentur, die ich zehn Jahre lang besaß. Zwei Jahre lang habe ich nach geeigneten Objekten gesucht, dann bin ich mit dem Beethoven fündig geworden: ein Ort, wo ich Gastgeberin sein kann und den ich gestalten kann, wie ich möchte.

Welche Wiener Persönlichkeit ist Ihnen ein besonderes Anliegen? Und findet diese auch einen besonderen Platz im Hotel?

Für mich war Maria Theresia - ihr habe ich Zimmer 501 gewidmet - eine sehr bemerkenswerte Frau. Als Frau im 18. Jahrhundert das Reich der Habsburger zu regieren, dabei noch 16 Kinder in die Welt zu setzen und als Reformistin in die Geschichtsbücher einzugehen, war eine herausragende Leistung. Auch Bertha Zuckerkandl-Szeps, sie war zirka 150 Jahre später eine bedeutende Wiener Saloniere und Journalistin, finde ich sehr faszinierend. In ihrem Salon ging die künstlerische und wissenschaftliche Elite des Landes ein und aus, darunter Johann Strauß (Sohn), Gustav Klimt, Arthur Schnitzler, Max Reinhardt und Franz Theodor Csokor. Alma Mahler-Werfel lernte hier 1901 Gustav Mahler kennen. Besonders verbunden war sie mit der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte – beide sind mit ihrem Zuspruch und ihrer publizistischen Unterstützung entstanden.

Welches Design-Element soll in Ihrem Hotel besonders ins Auge stechen?

Meine Mutter war eine Sammlerin, jeden Samstag verbrachte sie auf Flohmärkten oder Altwarenhändlern. Teile ihrer Sammlungen habe ich im Hotel verteilt. So stehen ihre alten Kaffeekannen und Kaffeehäferln im Frühstücksraum und ihre Karaffen in den Vitrinen, ihr Grammophon steht auf der Stiege und eine Mörsersammlung auf unserem alten josephinischen Esszimmerkasten. Die Biedermeiertischchen sind in den Zimmern verteilt. Aber wahrscheinlich das wichtigste Stück im Hotel ist der Bösendorfer Flügel meiner Mutter. Sie hat wunderbar Klavier gespielt und hat bestimmt tausende Stunden auf diesem Klavier musiziert

Wo finden Sie eigentlich Inspiration?

Der Kontakt mit meinen Gästen inspiriert mich, positives Feedback inspiriert mich, viele interessante Begegnungen inspirieren mich.

Am Wochenende durchforste ich den Wiener Wald mit meinem Golden Doodle Leopold. Regelmäßig zu reisen gibt mir nicht nur neue Kraft, sondern auch viele neue Impulse.

Verraten Sie uns ihren persönlichen Lieblingsort im Hotel Beethoven?

Das hängt ganz von meiner Stimmung ab. Die Papageno Lounge mit Blick aufs Theater an der Wien ist ein sehr entspannender Ort. Am Abend fühle ich mich am langen Tisch der Lvdwig Bar mit Freunden und einem guten Glas Wein wohl.

Welchen Sightseeing-Spot oder Geheimtipp sollten Wien-Reisende Ihrer Meinung nach auf jeden Fall auf der Agenda haben?

Auf jeden Fall würde ich die Kapuziner Gruft besuchen. Jedes Mal, wenn ich vor dem Sarg Maria Theresias stehe, bekomme ich Gänsehaut - übrigens der bei weitem prunkvollste der ganzen Gruft. Womit wir wieder bei den starken Frauen wären...


Julia Emma Weninger
Julia Emma Weninger
Chefredakteurin Online
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