Michaela Riedmüller hat bereits mit 19 Jahren das Weingut von ihren Eltern übernommen.

Michaela Riedmüller hat bereits mit 19 Jahren das Weingut von ihren Eltern übernommen.
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Michaela Riedmüller: »In jedem Wein steckt sehr viel persönliche Energie von mir«

Wenn die junge Winzerin von »ihrem Braunsberg« erzählt, ist eine ganz besondere Leidenschaft für ihre Profession zu spüren. Im Interview spricht sie über ihre Vision, das richtige Netzwerken und auch welche Rolle der Austausch mit ihrem Partner, der ebenfalls Winzer ist, spielt.

Es scheint so, als würden derzeit junge Frauen Österreichs Weinlandschaft besonders aufmischen. Oft aufgewachsen in Familien, in denen die Weinherstellung eine bedeutende Rolle spielte, haben sie  die Geheimnisse des Weinbaus von Generation zu Generation weitergegeben bekommen und bringen nun frische Ideen und ihre eigene Perspektive in die traditionelle Weinherstellung ein.

So wie Michaela Riedmüller, die den Braunsberg, einen charakteristischen 400 Meter »großen« Berg mit Felsgestein – geologisch Teil der Kleinen Karpaten – bebaut. Bereits mit 19 Jahren hat sie das Weingut von ihren Eltern übernommen. »Ich hab mir gedacht ob jetzt oder später ist egal«, erzählt sie. Wanderjahre folgten dennoch, nach einem Master an der Boku im internationalen Weinmarketing zog es sie gleich des öfteren ins Ausland, nach Südafrika. »Wir haben dort viel mit Betoneiern gearbeitet, das hab ich dann auch hier übernommen«, blickt sie zurück. Auch das Freiheitsdenken hab sie von dort mitgenommen.

Ihr erster Wein wurde »Down to earth«: Ein Riesling 2016 unfiltriert, maischevergoren und im Holzfass gereift. »Ein authentischer Wein, er kam gut an und ich wusste gleich, dass er bleiben wird.« Der Erfolg gab ihr Recht, sie konnte die Linie rasch weiter ausbauen.

Nach einer experimentiellen Phase, bei der sie sich »richtig ausgetobt und verwirklicht hat«, verfolgt sie nun das Ziel, authentische und charaktervolle Weine hervorzubringen, die die Lage Ried Braunsberg perfekt zum Ausdrucken bringen, das kann durch den Ausbau im Holz, Beton oder Keramik geschehen. »Ich begleite im Keller nur die Weine – die Hauptarbeit geschieht im Weingarten«, so Riedmüller.

»Ich wollte alles auf einmal ändern«

Ihr Kick ist es, auszuprobieren, was den Unterschied macht: »Schon wenn ich die Trauben koste, spüre ich, diese könnte in Beton passen, diese in Holz.« Einen Lieblingswein hat sie nicht. Diesen zu definieren sei sehr schwierig, da in jedem Wein so viel Herzblut steckt. »Keiner ist mir egal. In jeden Wein steckt sehr viel  persönliche Energie von mir. Jeder wird gleich gut behandelt«, sagt sie.

Aus Südafrika hat sie aber noch etwas anderes mitgebracht: Ihr Freiheitsgefühl, dass sie nie missen möchte. Zum Ausdruck kommt das auch in den Etiketten, was sie anfangs auch vor Herausforderungen stellte. »Wir hatten einen ganz klassischen Vertriebsweg direkt ab Hof. Dann kam ich zurück, habe alles umgestellt«, erinnert sie sich zurück. Vor allem für Stammkunden sei das eine Challenge gewesen: »Ich wollte alles auf einmal ändern. Alles auf einen Schlag.«

Das Vorhaben ist geglückt: Die traditionellen Etiketten mit dem goldenen Stadttor verschwanden, ein bisschen Tradition ist geblieben: Denn jetzt prangt die Federnelke auf den Flaschen. »Sie steht unter Naturschutz, ist einzigartig  und wächst zwischen den Steinen. Sie braucht nicht viel«, so Riedmüller.

Für sie ist sie auch ein Symbol, dass man mit wenig viel erreichen kann. »Auch eine Leichtigkeit nach außen, aber Nachhaltigkeit und  Verwurzelung in der Tradition«, erklärt sie ihren Gedanken dahinter. Nachhaltigkeit »steht nicht nur drauf«, sondern findet sich in allen Facetten des Unternehmens.

Geteilte Leidenschaft

Ob es Frauen in der Weinbranche schwerer hätten als Männer? Diese Frage verneint Riedmüller, weist aber auf  die Bedeutung von Netzwerken hin. Bereits 2014 hat sie sich mit anderen Winzerinnen mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen – Weine zu kreieren, welche ihre vier Weinbaugebiete in sich vereinen – im »Frauenzimmer« zusammengeschlossen. Auch auf ganz privater Ebene hat sie einen Experten zum Austausch: Ihr Lebensgefährte Lorenz Alphart ist ebenso Winzer. »Es ist nochmal cooler, wenn man dieselbe Leidenschaft hat. Da versteht man den anderen viel besser, gerade in schwierigen Situationen, wie der aktuellen herausfordernden Klimasituation«, so die Winzerin.

»Geredet wird viel über Wein, das ist aber schön –  wir geben uns Input und gemeinsam wachsen wir. Wir unterstützen uns gegenseitig in Entscheidungen, sowohl unternehmerisch als auch privat«, so Riedmüller. Eine Fusion steht derzeit noch nicht im Raum, schmunzelt sie. Ein »gemeinsames Imperium« sei aber nicht ausgeschlossen.


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Julia Emma Weninger
Julia Emma Weninger
Chefredakteurin Online
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